Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urban Gothic (German Edition)

Urban Gothic (German Edition)

Titel: Urban Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
Vom Netzwerk:
Noigels Freund hatte erwähnt, dass sich weitere von ihnen im Haus und ›unten‹ aufhielten. Brett nahm an, dass er damit den Keller meinte. Aber wie viele? Und wichtiger noch, wo befanden sie sich in diesem Augenblick? Der Mann mit der Frauenhaut hatte davon gesprochen, dass sie das Haus durchsuchten. Trieben sie sich in diesem Geschoss herum? Verbargen sie sich in den Schatten und warteten nur darauf, dass er an ihnen vorbeilief? Oder jagten sie seine Freunde?
    Er musste Javier, Heather und Kerri finden. Er musste sie warnen. Er musste flüchten. Aber als er seinen Füßen befahl, sich in Bewegung zu setzen, weigerten sie sich. Seine Knie zitterten. Seine Eier zogen sich zusammen und schrumpften. Er schaute erneut zu der toten Maus und fragte sich, wie lange es wohl dauerte, bis sich die Maden über Tyler und Steph hermachten.
    Dann stellte er sich vor, wie sie sich über ihn selbst hermachten.
    Verdammt noch mal. Ich schaffe das. Ich kann nicht hier in diesem Verschlag bleiben und darauf warten, dass sie zurückkommen.
    Brett streckte eine zittrige Hand aus und stieß die Speisekammertür auf, dann eilte er durch die Küche zurück in die Richtung, aus der er gekommen war. Seiner Überlegung zufolge trieben sich etwaige weitere Jäger in diesem Geschoss in anderen Bereichen und Räumen herum. Sonst hätte er sie bei seiner Flucht von der Diele hierher bemerkt.
    Er holte tief Luft, verließ die Küche und versuchte, sich zu erinnern, wo er langgehen musste. Ihm war nach Weinen zumute.

7
    Leo lehnte sich auf dem Stuhl nach vorn und spähte zwischen den Vorhängen hindurch.
    »Wie oft willst du denn noch durch das verfluchte Fenster schauen?«, fragte ihn Perry. »Glaubst du, die Polizei kreuzt schneller auf, wenn du dauernd nachsiehst?«
    Schulterzuckend ließ Leo den Vorhang zufallen und sackte auf den Stuhl zurück.
    »Aus dem Fenster zu glotzen zieht höchstens unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich«, zeterte Perry.
    »Lass den Jungen zufrieden«, schimpfte Lawanda mit ihrem Ehemann. »Noch vor Kurzem hast du dasselbe gemacht.«
    Chris, Dookie, Markus und Jamal kicherten in der Ecke.
    Perry trank einen weiteren Schluck Bier und warf seiner Frau über den Rand der Dose hinweg einen giftigen Blick zu. Vor 15 Minuten hatten sie die Notrufzentrale angerufen, und bisher hatte niemand auf die Meldung reagiert. Perry hatte den Jungen vorgeschlagen, draußen auf die Ankunft der Bullen zu warten, aber Lawanda machte die Idee im Nu zunichte und lud sie stattdessen ins Wohnzimmer ein. Nun saß Perry hier fest und musste sie bei Laune halten, obwohl er sich eigentlich fürs Bett vorbereiten wollte. Im Fernseher lachte ein Studiopublikum, als Tyler Perry in einem Fummel umherlief. Perry stöhnte und fragte sich, warum sich der Mann in all seinen Serien und Filmen als fettes Weib verkleiden musste. Er hasste die Sitcoms von Tyler Perry, musste sie sich aber ansehen, weil Lawanda in der Regel die Fernbedienung kontrollierte. Jeden Abend fand er sich resigniert mit Folgen von Dancing with the Stars und alberner Comedy ab.
    »Die Bullen werden nicht aufkreuzen«, meldete sich Markus zu Wort. »Wir verschwenden bloß unsere Zeit.«
    »Vielleicht«, räumte Leo ein. »Vielleicht auch nicht. Aber wenigstens haben wir irgendwas getan.«
    »Das ist eine gute Einstellung«, lobte Lawanda und bot den Jungen einen Teller mit Keksen an. »Wenn du die beibehältst, wirst du es im Leben weit bringen.«
    Leo lächelte, doch Perry sah ihm an, dass er Lawanda nicht ernst nahm.
    »Bis wohin soll erʼs denn bringen?«, fragte Jamal. »Bis zum nächsten Straßenblock? Scheiße, Mrs. Watkins. Von hier gibt’s kein Entkommen, außer man kann rappen oder Basketball spielen. Oder man will Drogen verticken.«
    »Damit hast du verfickt noch mal recht«, pflichtete Dookie ihm bei.
    »Ich wär euch Jungs dankbar, wenn ihr in meinem Haus das Fluchen sein lasst.« Lawanda stellte den Teller mit den Keksen ab. »Mr. Watkins flucht zwar selbst, aber bei ihm liegt’s daran, dass er alt und verbohrt ist.«
    »Tut mir leid.« Dookie ließ die Schultern hängen.
    »Schon gut. Und hört auf mich: Behauptet bloß nicht, es gäbe keinen Ausweg aus diesem Viertel. Denkt nicht so. Es gibt immer Chancen. Es öffnen sich immer Türen. Ihr braucht nur zu warten, bis die richtige aufschwingt. Ihr könnt alles werden, was ihr euch vornehmt. Die Leute haben immer gesagt, es wird nie einen schwarzen Präsidenten geben, und sie haben sich geirrt, oder?«
    »Er ist nicht

Weitere Kostenlose Bücher