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Urban Gothic (German Edition)

Urban Gothic (German Edition)

Titel: Urban Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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geöffnet, wenngleich kein Laut daraus hervordrang. Er beobachtete, wie der Rest der Freaks erst verstummte und dann attackierte. Tief am Boden bewegten sie sich vorwärts und stürmten in Scharen heran. Brett blinzelte, als eine der Kreaturen schier Unmögliches vollbrachte, über die anderen hinwegsprang, durch die Luft hechtete und dabei nur knapp die Decke verfehlte. Er seufzte, als Javier dem Angreifer entgegenpreschte und ihn auf Spanisch provozierte. Er lächelte matt, als Heather und Kerri losrannten.
    Dann packte eine mächtige Pranke seine Haare und riss ihn zurück. Brett sah nur noch die Decke. Er wollte schreien, brachte aber lediglich ein ersticktes Gurgeln hervor, als Noigel seinen Kopf noch weiter in den Nacken zog. Brett hatte das Gefühl, nach hinten geknickt zu werden. Dann geriet die Visage des Hünen in sein Blickfeld. Der Mund stand offen und schien zu lächeln. Blutiger Geifer tropfte Brett ins Gesicht und lief ihm in die Augen. Noigels Atem stank wie eine Klärgrube. Sein kahler, unförmiger Schädel schien von einem Lichtkranz der Küchenbeleuchtung umgeben zu sein und seine runden schwarzen Augen funkelten schadenfroh.
    Der Koloss beugte sich näher und ließ noch mehr Speichel in Bretts klaffenden Mund triefen. Instinkte übernahmen die Kontrolle und Brett riss die Hand in schnellem Bogen hoch, um den Strom der Flüssigkeit abzuwehren. Noch in der Bewegung wurde ihm klar, wie töricht er sich dadurch verhielt, doch es war zu spät, um die Reflexhandlung noch aufzuhalten. Bretts verwundete, blutige Hand klatschte in Noigels Gesicht und hinterließ rote Spuren auf der wächsernen, pockennarbigen Haut. Er spürte, wie sich seine Fingerstumpen nach hinten durchbogen. Schmerzen durchzuckten ihn und setzten seine blanken Nervenenden unter Starkstrom. Grunzend hievte ihn Noigel mit einer Hand von den Beinen und schwenkte ihn an den Haaren durch die Luft, drehte ihn im Kreis wie einen Rotor.
    Dann ließ der Mutant los, und Brett spürte, wie er durch die Finsternis segelte.
    Er empfand es als Gnade, dass seine ohnehin schlechte Sicht vollends versagte, bevor er gegen die Kellermauer krachte. Zwar fühlte er, wie seine Knochen brachen, und hörte, wie die Wucht des Aufpralls seinen Schädel spaltete, doch blieb ihm der Anblick der roten Explosion erspart. Die nassen Geräusche seiner über die Steinblöcke spritzenden Gehirnmasse nahm er ebenfalls nicht mehr wahr.

12
    Leo stand unvermittelt auf, zog seine tief hängende Hose nach oben und wandte sich an die anderen.
    »Scheiß drauf. Ich hab’s satt, nur hier zu warten, dass was passiert. Ich geh da rein.«
    Seine Freunde glotzten ihn an.
    Mr. Watkins wirkte belustigt. Er atmete Rauch aus und starrte Leo an, als sei er nicht davon überzeugt, dass der es ernst meinte, und er wartete ab, was der Junge als Nächstes tat.
    »Ehrlich«, betonte Leo. »Ganz ohne Mist. Schluss mit dem Quatsch. Was Mr. Watkins gesagt hat? Das stimmt alles. Die Leute hier in der Gegend scheren sich nicht mehr darum, und das ist ein großer Teil des Problems. Und die Bullen interessiert’s auch einen Dreck. Es ist unser Viertel. Wir müssen uns darum kümmern. Wenn nicht wir, wer dann?«
    »Nur zu«, forderte ihn Markus heraus. »Mein Arsch bleibt hier kleben und wartet auf die Cops.«
    Angewidert schüttelte Leo den Kopf. »Darf ich dir eine Frage stellen? Wie würdest du dich fühlen, wenn wir da drin festsäßen? Stell dir vor, wir unternehmen einen Ausflug ins Land der Amish oder so und werden in einer alten Scheune eingesperrt? Würdest du dir dann nicht auch wünschen, dass uns jemand hilft?«
    »Klar«, räumte Jamal ein. »Aber die haben uns Nigger genannt. Ich sag, scheiß auf sie. Meinetwegen können die da drin verrotten. Klar, was ich meine?«
    »Genau«, pflichtete Chris ihm bei. »Dabei haben wir nur versucht, ihnen zu helfen.«
    Dookie und Markus nickten.
    Leo bedachte sie mit einer ungeduldigen Geste. »Mann, die hatten Angst. Und nur der eine Typ hat uns so genannt – dieser unscheinbare Motherfucker. Die anderen sind bloß weggerannt. Im Nachhinein kann ich nicht behaupten, dass ich ihnen ’nen Vorwurf draus mache. Wir waren ziemlich sauer, nachdem sie uns das Wort an den Kopf geworfen haben.«
    »Und warum willst du ihnen dann jetzt helfen?«, fragte Dookie.
    »Weil es das Richtige ist. Habt ihr nicht die Schnauze voll davon, dass die Leute meinen, wir müssten Drogendealer sein, nur weil wir hier wohnen oder weil wir so aussehen und uns so kleiden,

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