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Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Titel: Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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und rutschte über den Boden, bis er direkt vor Jude landete. Die anderen fünf hielten jaulend und schnappend hinter dem weißen Wolf inne. Daniel knurrte Jude an, doch mein Bruder bewegte sich nicht. Er starrte Daniel nur an, als forderte er ihn heraus, sich auf ihn zu stürzen, um so an Caleb zu gelangen.
    Mit einem frustrierten Heulen wich Daniel einen Schritt zurück.
    Jude hatte das Einzige getan, was Daniel davon abhalten konnte, seinen Vater zu erwischen. Daniel hätte meinen Bruder nicht noch einmal absichtlich verletzt.
    Caleb zog mit einem Krachen die Aufzugstür herunter und ließ Jude draußen zurück. Er rammte seine Faust vor das Absperrgitter und grunzte vor Wut. Die Fahrstuhlkabine rasselte. »Wenn Sirhan stirbt, werdet auch ihr sterben!«, rief er, als sich der Aufzug in Bewegung setzte.
    Jude flehte Caleb an, ihn nicht zurückzulassen.
    »Nun bist du auf dich selbst gestellt, mein Junge«, fauchte Caleb. Mit den übrigen Jungen verschwand er zur unteren Etage des Lagerhauses.
    Daniel jaulte.
    Bevor irgendwer sie aufhalten konnte, würden Caleb und seine Gefährten durch den Korridor ins Depot laufen und von dort aus verschwinden.
    Talbot verstärkte seinen Griff um meinen Körper und wollte mich wegtragen. Seine Schulter verdeckte die Szene am Aufzug und verbarg mich vor den Blicken der anderen. Talbot hätte jede Sekunde mit mir fliehen können und niemand hätte es bemerkt.
    »Lass mich runter«, versuchte ich ihn anzuherrschen, brachte jedoch nur ein krächzendes Flüstern hervor. »Wo … Wo … bringst du mich hin?«
    »Ich versuche nur zu helfen«, entgegnete Talbot.
    »Warum?«
    Mein Kopf fühlte sich schrecklich schwer an, und die Welt um mich herum wurde unscharf und dunkel. Ichwusste nicht, ob ich noch ganz bei Bewusstsein war, als ich glaubte, Talbot sagen zu hören: »Weil ich dich liebe.«
    »Nein … du liebst mich nicht«, versuchte ich zu erwidern, war mir aber nicht sicher, ob diese Worte über meine Lippen kamen. Wusste Talbot überhaupt, was Liebe ist?
    Talbot sagte etwas, doch ich war so erledigt, dass ich es nicht verstehen konnte. Ich konzentrierte meine übrig gebliebenen Superkräfte darauf, ihm zuzuhören. »… weil du mich daran erinnerst, wie ich sein wollte … vor langer Zeit. Wie meine Vorfahren … die Saint Moons. Seit ich dreizehn bin, habe ich allein gelebt, nur mit dem Wolf in meinem Kopf … Ich verlor den Blick auf alles, woran ich einst geglaubt habe.« Talbot drückte mich fester an seine Brust. Er beugte sich zu mir herunter und flüsterte – oder schrie, wie ich es empfand – in mein Ohr: »Caleb bot mir eine Familie. Aber du hast mir etwas gezeigt, was viel mehr wert ist: mein eigenes Selbst.«
    »Jude?«, flüsterte ich, unfähig Talbots Beichte zu verarbeiten. Ich war viel zu benommen. »Was … ist … passiert …?« Ich konnte nicht einmal klar genug denken, um die Frage zu formulieren.
    Talbot stöhnte. Er wandte sich um in Richtung des Lastenaufzugs. Nur verschwommen konnte ich etwas erkennen, doch ich sah, dass der weiße Wolf und die fünf anderen Wölfe jetzt Jude einkreisten, der von seinem so genannten Vater verlassen und – im wahrsten Sinne des Wortes – den Wölfen zum Fraß vorgeworfen worden war.Daniel stand ganz ruhig da, doch die anderen fünf scharrten mit ihren Pfoten über den Boden, knurrten Jude an und schienen begierig, ihn anzugreifen.
    Mein Bruder fiel inmitten des Rudels auf die Knie. Er schlug sich die Hände vors Gesicht. »Bitte … ich will jetzt einfach nur nach Hause«, glaubte ich Jude sagen zu hören.
    Dann verlor ich das Bewusstsein und alles wurde schwarz.

KAPITEL 26

Gefangen
     
    Unbestimmte Zeit später
     
    Ich erwachte davon, dass etwas Warmes und Feuchtes über mein Gesicht fuhr. Ich machte eine abwehrende Handbewegung, drehte mich auf die Seite und entdeckte einen flauschigen weißen Pelz, der mir als Kissen diente. Das Kissen roch ganz wunderbar nach Mandeln. In meinem schlaftrunkenen Zustand wollte ich mich gern daran kuscheln und weiterschlafen. Plötzlich bemerkte ich die Decke, auf der ich lag.
    Es war die plüschige Samtüberdecke auf Caleb Kalbis Bett.
    Ich setzte mich rasch auf – zu rasch – und wollte Reißaus nehmen, doch sofort tanzten kleine weiße Sterne vor meinen Augen. Ich sank zurück auf das weiche Kissen.
    »Alles in Ordnung«, hörte ich eine vertraute Stimme irgendwo in der Nähe sagen. »Du bist in Sicherheit. Wir haben dich nur an den bequemsten Ort gebracht, der uns eingefallen

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