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Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Titel: Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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zurTurnhalle gekommen, um auf der Weihnachtsparty nach Daniel zu suchen.
    Ich wollte Daniels Theorie gerade kommentieren, als jemand hinter mir so laut »Hey, Leute!« sagte, dass ich fast vom Stuhl gefallen wäre.
    Daniel und ich drehten uns um und entdeckten Katie Summers, unseren Neuzugang aus Brighton. Sie hielt ein paar Kohlestifte in der Hand, die von einem Band in Hellorange zusammengehalten wurden, das erstaunlicherweise wie ein Riemchen von einem BH aussah. Es passte perfekt zu dem coolen, selbst gemachten Haarband, mit dem sie ihre blonde Kurzhaarfrisur zusammenhielt. »Wow, Grace, deine Haare sehen heute toll aus. Du solltest sie immer halboffen tragen. Hat wirklich was sehr Eigenes.«
    Bei den meisten hätte sich das wie ein zweifelhaftes Kompliment angehört – insbesondere, da ich einen nachlässig gebundenen Pferdeschwanz trug, nachdem mir heute Morgen nichts Besseres eingefallen war. Doch von jemandem wie Katie ausgesprochen, die ihre Tofu-Sandwiches und ihren Bio-Weizengrastee in einer Sammlung stilechter 70er-Jahre Behältnisse mit in die Schule brachte, schien ›eigen‹ eine ziemlich coole Sache.
    »Oh, danke«, entgegnete ich. Vor dem Hintergrund, dass meine beste Freundin nicht einmal mehr mit mir sprach, fand ich es immer überraschend, wenn jemand anderer als Daniel oder meine Lehrer den Versuch machte, mich zu einer Unterhaltung zu bewegen. »Du siehst fantastisch aus, wie immer.«
    Was wirklich stimmte. Katie war eines dieser natürlichschönen Geschöpfe, die zum Schulpicknick ein aus einem blauen Kartoffelsack gefertigtes Kleid tragen können – was sie letzten September tatsächlich getan hatte – und dabei immer noch zum Umfallen großartig aussehen.
    »Du bist so süß.« Katie richtete ihre kobaltblauen Augen auf Daniel. »Hey«, sagte sie. »Danke, dass ich mir letzte Woche den Kohlestift ausleihen durfte. Ohne den hätte ich mein Projekt niemals rechtzeitig fertig bekommen.« Sie streckte ihre vielfach beringte Hand aus und hielt Daniel die Kohlestifte hin. »Das ist für dich.«
    »Wirklich? Danke schön, Katie.« Daniels Wangen wurden rot und er schien sehr darauf bedacht, nicht das BH-Band zu berühren. »Du hast meinen Stift doch kaum benutzt. Wäre wirklich nicht nötig gewesen, mir diese zu geben.«
    »Für meinen Helden ist nichts zu viel«, erwiderte sie und lächelte ihn an.
    Ich mochte Katie, ich mochte sie wirklich. Sie behandelte mich nicht auf diese Geh-mir-aus-dem-Weg-Unart, wie es die meisten an der HTA in letzter Zeit taten. Und noch nie hatte ich sie hinter meinem Rücken schlecht über mich reden hören. Was ich an Katie allerdings nicht mochte, war die Art, wie sie Daniel anlächelte. Ganz zu schweigen davon, wie sie ihn ständig nach seiner Meinung über ihre neuesten Projekte fragte – die übrigens immer so atemberaubend waren wie sie selbst. Ihre Eltern waren im letzten Sommer kurzerhand nach Rose Crest gezogen, damit sie am Kunst-Leistungskurs der Holy Trinity Academy teilnehmen konnte.
    Daniels Wangen wurden noch röter.
    Ich trat ihm vors Schienbein. Etwas zu hart.
    »Oah. Das wäre wirklich nicht nötig gewesen«, wiederholte er, blickte mich dabei aber mit einem sarkastischverschlagenen Lächeln an.
    »Okay, Leute, wir sehen uns später«, sagte Katie. »Ist heute nicht der große Tag, oder was meint ihr?«
    Ich legte meinen Kopf wieder auf den Tisch und lauschte dem Geräusch ihrer über das Linoleum gleitenden Schuhe.
    Der große Tag war momentan das Letzte, worüber ich die Energie hatte nachzudenken.
    Nach dem Mittagessen
     
    Die Bombe fiel gleich nach Beginn der fünften Stunde.
    Der Kunst-Leistungskurs war eine Doppelstunde mit der Mittagspause dazwischen. Als Daniel und ich von unserem Imbiss zurückkehrten, bat uns Mr. Barlow in sein Büro. Alle hatten schon gerätselt, wann die Bekanntgabe erfolgen würde, zumal sich Mr. Barlow in den letzten paar Wochen seltsam verhalten hatte. Während wir arbeiteten, war er an unseren Tischen aufgetaucht, hatte jeden unserer Pinselstriche beobachtet und es mir unmöglich gemacht, auch nur eine einzige gerade Linie zu zeichnen – und hatte somit jeden auch noch so kleinen Hoffnungsfunken erstickt, dass der große Tag für mich etwas anderes als eine Enttäuschung bereithalten würde.
    Deswegen war ich auch ziemlich schockiert, als mir klar wurde, dass Barlow in diesem Moment nicht nur Daniel in sein Büro bat.
    April saß schon drinnen bei ihm. Sie hatte die Arme über der Brust verschränkt und sah weg,

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