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Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Titel: Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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blickte mich um und sah Daniel auf diese typisch ironische Art grinsen, während er auf etwas in ihrer Zeichnung deutete. Anscheinend hatte er gerade irgendeinen Witz gemacht. Doch mein Supergehör war irgendwann in der Mittagspause verebbt, sodass ich nicht wusste, was er gesagt hatte.
    Katie hatte recht: Daniel war der Beste. Wir alle wussten, dass er ein sicherer Kandidat für Trenton war. Es spielte keine Rolle, dass er schon im letzten Jahr seinen Abschluss hätte machen sollen. Wenn er die HTA erst mal hinter sich brächte, war ihm ein Platz in Trenton sicher, wie ihm einer der dortigen Berater versprochen hatte. Der wirkliche Wettbewerb um den zweiten Platz auf der Kunstakademie spielte sich zwischen April, Katie und mir ab.
    Meine Chancen schienen gering. April war der absolute Knaller, wenn es um Pastellkreiden ging, und mit Acrylfarben kannte sich in der Klasse niemand besser als Katie aus. Doch andererseits und obwohl Kohlezeichnungen immer meine Spezialität gewesen waren, hatte ich es unter Daniels Anleitung inzwischen mit Ölfarben zu einer gewissen Meisterschaft gebracht. Zweimal hatte ich in diesem Semester von Barlow eine Eins plus bekommen. Diese behielt er nur Projekten vor, die nach seiner Meinung wirklich etwas Besonders waren. Außerdem hatte Barlow es selbst gesagt: Er hätte mir das Bewerbungsformularnicht gegeben, wenn er geglaubt hätte, dass ich keine Chance haben würde.
    Als sich der erste Schock gelegt hatte, spürte ich Tränen in den Augen. Ich wischte sie fort. Dies war zwar ein glücklicher Augenblick, doch ich hatte es nie gemocht zu weinen.
    Daniel kam von Katie zurück. Lächelnd brachte er sein Bewerbungsformular zu unserem Tisch.
    Auch ohne Superkräfte konnte ich hören, wie Lana Hansen und Mitch Greyson sich an dem Tisch hinter uns flüsternd unterhielten. Mitch hatte anscheinend etwas an Barlows Entscheidung auszusetzen. Ich zuckte mit den Schultern, nahm meinen Trenton-Umschlag und steckte ihn zur Sicherheit in meinen Rucksack.

KAPITEL 5

Hilflos
     
    Freitagabend
     
    Unsere letzte Schulstunde war wegen dieser Wir-haben-keinen-Religionslehrer-Sache abgesagt worden. Da ich ohnehin schon wegen des ausgefallenen Sportunterrichts eine Stunde unter Aufsicht der Lehrer im Studienraum verbracht hatte, fuhr ich mit Daniel zum Supermarkt, um dort beim Aufräumen zu helfen.
    Ich war überrascht, wie wenig in unserer Abwesenheit passiert zu sein schien. Doch als wir anfingen, uns an die Arbeit zu machen, wurde mir erst das ganze Ausmaß der Zerstörung bewusst. Fast alle Fenster waren zerbrochen, riesige Löcher gähnten in den Wänden, jedes Regal und jedes Warengestell waren geleert und fast alle Artikel zerschmettert worden. Es sah so aus, als würde man mindestens eine ganze Woche brauchen, um die Dinge auszusortieren, die noch verwendbar waren.
    Daniel berichtete zu Beginn sehr aufgeregt von unseren Trenton-Bewerbungsformularen. Er zeigte sie Mr. Day und Chris. Dann riet er mir, welches meiner Bilder ich für mein Portfolio auswählen sollte. Doch nach einigen Stunden wurde er wie alle anderen still und mürrisch und konzentrierte sich darauf, einen Quadratmeter des Ladens nach dem anderen zu säubern.
    Die Sonne war bereits untergegangen und der Müllcontainerquoll über, als Mr. Day uns nach Hause schickte. Ich hätte zwar weitergemacht, war aber dankbar für die Atempause. Mein Rücken schmerzte und ich konnte kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen. Daniel und ich nahmen eine letzte Ladung Müll und traten durch die Hintertür auf den Parkplatz.
    »Ich würde sagen, dieser Müllcontainer ist total voll«, befand Daniel. »Lass uns den bei McCool’s probieren.«
    Der Parkplatz vom Day’s Market grenzte an den des neuen Pubs. Ich nahm den Karton mit Müll auf den Arm und folgte Daniel zum Container der Kneipe. Währenddessen versuchte ich die ganze Zeit, irgendwie meine Superkräfte in Gang zu bringen, da sich der Karton mit Glasscherben, den ich trug, eher wie eine Kiste voller Backsteine anfühlte.
    »Glaubst du, dass der Laden überleben wird?« Als wir den anderen Container erreicht hatten, stellte ich meinen Karton auf den Boden und streckte die Arme.
    Ein paar Typen hingen am Hintereingang des Pubs herum, nur wenige Meter von uns entfernt. In meiner momentanen Stimmung kam mir ihr lautes Gelächter völlig deplatziert vor.
    »Weiß nicht«, erwiderte Daniel, während er eine seiner Mülltüten in den Container warf. »Die Versicherung wird nur einen begrenzten Teil

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