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Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Titel: Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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sei die Balance. Er sagt, ich dürfe nicht zulassen, dass meine Gefühle die Oberhand gewinnen, wenn ich lernen will, wie ich meine Kräfte einsetzen kann, ohne mich dem Wolf zu überlassen.«
    »Dann solltest du dich fragen, aus welchem Grund Daniel dich zurückhalten will.«
    Hitze stieg mir in die Wangen.
Talbot hat recht
, sagte eine Stimme in meinem Kopf. Daniel wollte mich tatsächlich zurückhalten.
    Doch das bedeutete noch lange nicht, dass Talbot recht und Daniel unrecht hatte.
    Talbot stand auf und stellte sich direkt vor mich, sodass uns nur ein paar Zentimeter trennten. Mit seinen durchdringenden Augen sah er mich an. Er streckte die Hand aus und berührte meinen Mondsteinanhänger. Ich wollte mich seiner Berührung entziehen, tat es jedoch nicht.
    »Solange du das hier trägst, erreichst du niemals dein volles Potenzial«, sagte er. »Ich hab meins schon vor langer Zeit weggeworfen.«
    »Du hast deinen Mondstein
weggeworfen
? Wo hattest du den überhaupt her? Ich dachte immer, sie wären so selten …«
    »Altes Familienerbstück. Ich komm viel besser ohne ihn klar.«
    »Aber Gabriel hat gesagt, der Mondstein sei der einzige Gegenstand, der den Wolf in Schach hält. Gabriel …«
    »Gabriel?« Talbot nahm die Hand von dem Anhänger und trat einen Schritt zurück. »Du kennst Gabriel?«
    »Ja.« Wenn wir denselben meinten. »Gabriel Saint Moon.«
    Talbot stieß ein höhnisches Lachen aus. »Er nennt sich jetzt Saint Moon? Das ist wirklich paradox.«
    »Du weißt von Gabriel und den Saint Moons?«
    »Gabriel ist ein ausgesprochener Feigling.« Talbot breitete die Arme aus. »Und ich bin ein Saint Moon.«
    Mir blieb fast die Luft weg. »Wirklich?«
    »Meine Mutter war zumindest eine. Sie war eine direkte Nachfahrin von Katherine und Simon Saint Moon, dem ersten Werwolfjäger in unserer Familie. Als meine Mutter geboren wurde, hatten sich die Saint Moons angeblich bereits von der Dämonenjagd verabschiedet. Meine Eltern waren beide Kryptozoologen. Sie reisten herum und erforschten die lokale Mythologie der Dämonen. Ich nehme an, dass sie auch mal den einen oder anderen Dämon erledigt haben, wenn es erforderlich wurde. Allerdings nur, bis ich auf die Welt kam. Sie hörten auf zu reisen und ließen sich in einer kleinen Stadt in Pennsylvania nieder. Die Saint Moons hatten ein Friedensabkommen mit Gabriels Rudel getroffen, das in den nahe gelegenen Bergen lebte. Aber dann, an meinem dritten Geburtstag, wurden meine Eltern von einer Bande abtrünniger Werwölfe aus diesem Rudel niedergestreckt. Direkt vor meinen Augen.«
    Jetzt blieb mir tatsächlich die Luft weg. Ich schlug mir die Hand vor den Mund.
    »Einer dieser ungebetenen Gäste hinterließ mir ein besonderes Geburtstagsgeschenk.« Talbot zog die Zipfel seines Flanellhemds hoch und zeigte mir die große, halbmondförmige Narbe, die auf seinen trainierten Bauchmuskeln fast wie eine Tätowierung wirkte.
    »Das tut mir leid.« Ich wusste nicht, was ich sonst hätte sagen können.
    Talbot ließ das Hemd wieder herunter. »Gabriel ist derjenige, dem es leidtun sollte. Er hätte diese Werwölfe aufhalten können, tat es aber nicht, denn dann hätte er sich die Hände schmutzig machen müssen. Und sein Alpha, Sirhan, hat diese Wölfe, die meine Eltern töteten, kaum bestraft. Sie verdienen, was mit ihrem Rudel geschehen wird, wenn Sirhan stirbt …« Er schürzte die Lippen und blickte zu Boden.
    »Was ist danach mit dir passiert?« Ich konnte mir nicht vorstellen, wie es war, so jung zu sein und dabei zusehen zu müssen, wie die eigenen Eltern getötet wurden. Talbot konnte zu diesem Zeitpunkt nur sechs Monate älter gewesen sein, als James es jetzt war.
    »Ich wurde zu meinem Großvater geschickt, um mit ihm auf seiner Farm zu leben. Er kümmerte sich bereits um meinen geistig behinderten Cousin. Er erzählte uns beiden dann diese ganzen Geschichten über die großen Saint Moons. Die Dämonenjäger. Tapfer bis zum Ende. Er zeigte uns auch diesen alten Silberdolch. Als ich dreizehn war, starb er nach einem Schlaganfall. Da beschloss ich, unser Vermächtnis weiterzutragen. Ich allein habe Simon und allen anderen Saint Moons etwas voraus. Ich habeSuperkräfte. Und im Gegensatz zu Feiglingen wie Gabriel benutze ich sie auch.«
    »Dein Cousin, der geistig Behinderte – war er der Einzige, der dir von deiner Familie noch geblieben war?«
    Talbot nickte. »Ich konnte mich nicht um ihn kümmern und er konnte sich nicht um mich kümmern, obwohl er viel älter war.

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