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Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Titel: Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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auf eine Nachricht von Mr. Day warten sollen? Nun, immerhin wusste ich, dass die SMS nicht von Mishka gekommen war.
    »Erzählen Sie uns mehr über Frankreich«, forderte Charity Gabriel auf.
    Ich setzte mich wieder und blickte auf mein Essen. Plötzlich hatte ich keinen Appetit mehr.
    Nach dem Abendessen
     
    Ich war damit beschäftigt, den Tisch abzuräumen, während Charity und Dad Mom dabei halfen, unsere Halloween-Dekoration aus dem Lagerraum im Keller zu holen. Sie wollte, dass Gabriel sie für die Tombola mitnahm. Gabriel hatte seine Hilfe angeboten, aber Mom hatte ihn in Dads Arbeitszimmer gescheucht und war strikt dagegen, dass er auch nur einen Finger rührte.
    Als ich mit einer Ladung Geschirr am Arbeitszimmer vorbeikam, sah ich Gabriel auf Dads Stuhl sitzen und durch eines der zahlreichen Bücher blättern. Er fuhr mit der Hand durch das lange, gewellte Haar. Es stimmte: Er und Talbot sahen manchmal wirklich wie Cousins aus – auch wenn sie sich sehr unterschieden. Ich fragte mich, ob Gabriel tatsächlich nichts unternommen hatte, um zu verhindern, dass Talbots Familie abgeschlachtet wurde. Wie hätte er das zulassen können, nach allem, was seiner eigenen Schwester zugestoßen war?
    Ich seufzte. Gab es einen Unterschied zwischen einem Pazifisten und einem Feigling?
    Ich ging in die Küche und stellte das Geschirr ins Abwaschbecken. Als ich durch den Flur zurück in Richtung Wohnzimmer lief, stand Gabriel in der Tür des Arbeitszimmers.
    »Wolltest du mich irgendwas fragen?« Gabriel trat zur Seite, sodass ich, wenn ich wollte, das Arbeitszimmer betreten konnte.
    Ich zögerte einen Augenblick und wollte fast Nein sagen. Aber ich konnte dieses Bild von Gabriel, der untätig daneben stand, während der Vater und die Mutter eines kleinen Jungen auf dessen Geburtstagsfest ermordet wurden, nicht abschütteln. War er tatsächlich dort gewesen? Oder war es eher etwas gewesen, das sich seiner Kontrolle entzogen hatte? Ich folgte Gabriel ins Arbeitszimmer und setzte mich auf einen der Stühle vor dem Schreibtisch.
    Das Problem war, dass ich hier in derselben Situation war wie mit Daniel. Wie konnte ich ihm Fragen stellen,ohne dabei erkennen zu lassen, wie ich überhaupt an meine Kenntnisse gelangt war?
    »Irgendetwas beunruhigt dich«, stellte Gabriel fest. »Kannst du den Wert deines Sozialprojekts noch immer nicht erkennen? Ich kann dir versichern, Grace, Nächstenliebe und Mitleid geben dir weit mehr Erfüllung als jeder andere Weg, den du vielleicht vor dir siehst.«
    »Ja, aber zu Mitleid und Nächstenliebe ist jeder fähig. Ich verstehe nicht, wieso du nicht deine besonderen Fähigkeiten einsetzt, um etwas zu verändern. Da draußen gibt es viele gefährliche Dinge. Sollten wir nicht alles tun, was uns möglich ist, um diese Dinge aufzuhalten?« Ich konnte nicht aufhören an den alten Mann zu denken, der in seinem Haus von den Dämonen getötet worden war. Was wäre gewesen, wenn Talbot und ich sie früher gefunden hätten? Wie wäre es gewesen, wenn wir sein Leben hätten retten können? »Ich verstehe dich nicht. Du hast die Fähigkeit, etwas zu verändern, aber du versteckst dich bloß mit deinem Rudel da oben in den Bergen, fernab von der Welt. Warum wendest du dich von der Aufgabe ab, für die die Urbats einst erschaffen wurden? Warum willst du, dass ich mich ebenfalls abwende?«
    »Weil
ich
eines dieser gefährlichen Dinge bin, Grace. Und ich will nicht, dass du ebenfalls zu einem dieser Dinge wirst.«
    Ich wich dem Blick seiner stahlblauen Augen aus.
    »Mein Rudel lebt in Abgeschiedenheit, weil wir uns um der Menschen willen von der Gesellschaft zurückgezogen haben – und zu unserer eigenen Sicherheit.« Gabriel hobdas Buch hoch, das er durchgesehen hatte. Es war eines von Dads Wälzern über Werwölfe und beinhaltete überwiegend mythische Überlieferungen. Gabriel blätterte zu einer Seite vor, die die Zeichnung einer seltsamen Kreatur, einer Mischung aus Wolf und Hyäne, zeigte. »Hast du schon mal von der Bestie von Gevaudan gehört?«
    Ich nickte. Es war eine der eher gruseligen Geschichten, die ich in dem Buch gelesen hatte.
    »Was weißt du darüber?«
    »Vermutlich um das Jahr 1760 terrorisierte eine Bestie die Landbevölkerung in Frankreich. Innerhalb von drei Jahren tötete sie einhundertzwei Menschen. Überwiegend Frauen und Kinder. Schließlich erledigte ein armer Bauer die Bestie mit einem einzigen Schuss in die Brust. Es war eine Silberkugel. Er brachte den toten Körper der Bestie

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