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Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Titel: Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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»Talbot, sag mal, sind wir hier etwa auf einem Date?«
    Talbot sah mich an, als wäre ich völlig verrückt geworden. Er löste seine Hände von meinen Hüften. »Äh, nein. Das nennt man Beschattung. Wir passen uns unauffällig an.« Er schob die Daumen in die Gürtelschlaufen. »Tut mir leid, wenn dir das unangenehm ist. Ich dachte, du wärst bereit, so eine Rolle zu übernehmen.« Dann grinste er mich schüchtern an und seine Grübchen wurden sichtbar. »Aber wenn wir hier ein Date hätten, wäre das so schlimm? Wir können eins draus machen, wenn du willst.«
    Ich seufzte. »Ich habe einen Freund. Das weißt du doch.«
    »Und wieso ist er dann nicht mit dir hier und hilft dir?«
    »Das ist nicht so einfach … Du bist mein Mentor. Wenn du mich trainieren willst, kann ich diese Grenze nicht überschreiten.«
    Talbot ließ die Schultern hängen und blickte über meinen Kopf hinweg ins Leere.
    »Tut mir leid. Ich wollte dich nicht beunruhigen. Aber es wird nicht funktionieren, wenn wir nicht dieselben …«
    Talbot schüttelte den Kopf, lachte und wippte auf seinenAbsätzen nach hinten. »Ach, komm schon, Kiddo. Ich wollte dich nur aufziehen. Du bist so sehr mit dir selbst beschäftigt. Ich würde ja sagen, dass ich das süß finde, aber dann denkst du bestimmt, ich baggere dich an.«
    »Na reizend«, sagte ich in sarkastischem Tonfall, dachte aber, dass er nur abzulenken versuchte.
    Talbot fing wieder an zu lachen. »Wir müssen nicht tanzen, wenn du das nicht willst. Wie wär’s, wenn ich uns ein paar Drinks hole und wir warten da vorn an einem der Tische auf die Shadow Kings?«
    »Ich trinke nicht. Also, ich trinke schon … Wasser und so was. Aber ich trinke nicht, okay?« Konnte ich mich an diesem Abend überhaupt noch unbeholfener anstellen?
    »Tja, für gewöhnlich kaufe ich auch keinen Alkohol für Minderjährige.« Talbot betonte das letzte Wort, so als wollte er mich unbedingt daran erinnern, dass ich mindestens drei oder vier Jahre jünger war als er. »Aber eine Cola wird dein Zartgefühl ja wohl nicht verletzen.«
    »Klingt gut.«
    Kopfschüttelnd schlenderte Talbot in Richtung Bar davon. Ich stand am Rande der Tanzfläche und beobachtete, wie ein Paar am Tresen zur Seite trat, damit Talbot vor ihnen bestellen konnte. Er blickte sich zu mir um und winkte. Ich wurde rot und drehte mich weg. Ich massierte meine Arme und versuchte, dieses Gänsehautgefühl wegzukriegen, das sich – obwohl es warm und stickig im Club war – auf meiner Haut ausgebreitet hatte.
    Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Ichwar überrascht, dass Talbot so schnell mit unseren Getränken zurückgekommen war, und blickte auf. Doch mein Frösteln, das dieses Gänsehautgefühl verursacht hatte, verwandelte sich in ein ausgewachsenes Schlottern, als ich sah, wer da direkt neben mir stand.
    »Wie’s aussieht, bist du also doch gekommen, um mal mit ’nem richtigen Mann Party zu machen«, sagte er und versuchte, mich zurück auf die Tanzfläche zu zerren.
    »Lass mich los, Pete!« Ich riss meine Hand zurück. Instinktiv ballte ich sie zur Faust. Pure Kraft strömte durch meine Adern. Mir schossen ungefähr fünf verschiedene Aikido-Schritte durch den Kopf, bei denen er wie ein Baby hätte aufheulen müssen. Allein schon, weil er Daniel den Ärger mit der Polizei beschert hatte, verdiente er es. »Verzieh dich, bevor du es bereust.«
    »Ich hab nicht vergessen, dass du’s auf die harte Tour magst.« Pete schenkte mir ein Lächeln, das noch schmieriger war als sein ekliger Kinnbart. Ich hätte beides am liebsten sofort von seinem dämlichen Gesicht gekratzt. Meine Fingernägel schnitten mir in die Handflächen. Ich musste mich sehr anstrengen, nicht nach ihm auszuholen. Ich hätte ihm wahrscheinlich das Gesicht vom Schädel reißen können, wenn ich es gewollt hätte.
    Dann tu’s doch
, fauchte die Stimme in meinem Kopf.
Mach ihm ein für alle Mal klar, dass er sich nicht mehr mit dir anzulegen braucht.
Ich schüttelte den Kopf. In letzter Zeit klangen meine Gedanken manchmal so, als gehörten sie gar nicht zu mir. Ich trat einen Schritt zurück. Meine Kräfte kribbelten unter meiner Haut. Meine Muskeln verspanntensich, bereit zum Zuschlagen. Ich musste weg von Pete, bevor ich ihn tatsächlich verletzte.
    Pete stürzte mir nach. Er knurrte irgendetwas. Ich musste mich so stark konzentrieren, ihn nicht zu schlagen, dass ich nicht verstand, was es war. Ich drehte mich um und wollte wegrennen, stieß aber plötzlich mit

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