Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Titel: Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
Vom Netzwerk:
bedeutete es, dass wir nun näher an Jude herangekommen waren als je zuvor. Ich konnte nicht das Risiko eingehen, dass sich irgendjemand in die Sache einmischte.
    Im Kunstunterricht saßen Daniel und ich wie üblich nebeneinander. Er reichte mir die Pastellkreiden, wenn ich ihn darum bat, ich nickte, wenn er mir vorschlug, ein dunkleres Blau zu verwenden als das, was ich ausgewählt hatte. Doch wenn irgendwer gesehen hätte, dass wir uns kaum ansahen, wenn wir miteinander sprachen, hätte man denken können, dass wir zwei Fremde wären, die sich zufällig den Tisch teilten.
    Ich konnte ein leises Stöhnen nicht unterdrücken, als Katie an unseren Tisch trat, um Daniel zu fragen, ob er immer noch einen ihrer Pinsel hätte. Ich konnte nicht ausstehen,wie sie ihn ansah. Ich konnte weder ihr glänzendes Haar ausstehen noch ihre ach so coole Frisur und auch nicht ihr altmodisches Stirnband mit der selbst gebastelten Blume direkt über ihrem Ohr.
    Daniel öffnete seine Tasche und holte ihren Pinsel raus. Ich fragte mich, ob er ihn ihr geliehen hatte, als sie am Tag zuvor in seiner Wohnung zusammen gearbeitet hatten. Hatte sie gerade etwa seine Finger berührt, als er ihr den Pinsel reichte?
    »Alles in Ordnung, Grace?«, fragte sie.
    Ich antwortete nicht.
    Ich war froh, als die Klingel ertönte, um die nächste Stunde anzukündigen. Und ich konnte den Schulschluss kaum abwarten, sodass ich endlich die Schule und diese Leute hinter mir lassen konnte, um mich wieder dem Projekt der Barmherzigen Samariter zu widmen. Ich wollte Talbot treffen. Mit jemandem reden, der mich verstand. Doch hauptsächlich musste ich wissen, ob er diese Shadow Kings am Abend zuvor aufgespürt hatte.
    Auf dem Weg zum Bus blieb ich an meinem Spind stehen. Ich konnte den Pfahl nicht finden, den Talbot mir gegeben hatte. Ich hätte ihn mir gern noch mal angesehen, aber er war nicht da. Ich knallte die Spindtür zu und wollte gerade gehen, als ich Katie sah. Sie trug einen Karton mit Plakatfarben auf dem Arm und lief in Richtung Haupthalle.
    Es schien, als ob es eher ein Glücksfall für sie gewesen war, dass ihre Brüder die meisten ihrer Poster ruiniert hatten. Nun konnte sie umso mehr Zeit mit meinem Freundverbringen. Tatsächlich schien es wie ein willkommener Vorwand und das Timing war mehr als verdächtig. Sie war im Kunstraum gewesen, als Daniel und ich unser Picknick geplant hatten – und nun sollte ich also glauben, dass ihre kleine Krise zufällig zur selben Zeit eingetreten war?
    Sie versucht, ihn dir wegzunehmen.
    Ich ballte die Hände zu Fäusten, als sie an mir vorbeilief.
    Du solltest ihr eine Lehre erteilen.
    Meine Augen verengten sich, während ich sie beobachtete. Es bedurfte nur eines einzigen Schlags, um sie krachend gegen die Spinde knallen zu lassen. Überall würde Farbe verspritzt werden. Ich würde bestimmt schnell genug verschwinden können, bevor irgendjemand entdeckte, dass ich es gewesen war.
    »Grace!«
    Beim Klang meines Namens drehte ich mich um. April kam durch den Flur gelaufen. Ich blickte wieder zu Katie. Jetzt war es zu spät, um irgendwas zu unternehmen.
    »Grace«, sagte April. »Meine Güte, du wirst nicht glauben, wer mir gerade eine SMS geschickt hat.«
    Ich sah wieder zu ihr.
    Sie bebte wieder mal wie ein Cockerspaniel, doch ihr Gesicht verriet mir, dass es nicht aus Freude geschah. Der Ausdruck darin reichte aus, um alle Gedanken an Katie aus meinem Kopf zu verscheuchen.
    »Wer?«
    Sie fasste meinen Arm und beugte sich dicht zu mir. »Jude«, flüsterte sie. »Zumindest glaube ich, dass er es war. Die Nummer ist unterdrückt, aber er muss es sein.«
    Sie hielt mir ihr hellrosafarbenes Handy entgegen. Auf die Rückseite hatte sie kleine weiße Glitzersteine in Form des Buchstabens A geklebt. Meine Hand zitterte, als ich das Handy nahm und den Text las: Sag ihr, sie soll sich fernhalten. Die Zeit läuft ab. Sie ist genau da, wo sie sie haben wollen.
    »Das ist alles?«, fragte ich. »Weiter nichts?« Wenn er sich schon die Mühe machte, eine SMS zu schicken, warum zum Teufel klang er dann so geheimnisvoll? Es schien fast, als wäre er nicht ganz bei Sinnen.
    »Das ist alles«, bestätigte April. »Aber er ist es doch, oder?«
    »Ja. Ich glaub schon.« Wer sonst hätte diese Nachricht schicken sollen?
    »Was hat das zu bedeuten?«
    »Es bedeutet, dass wir auf der richtigen Spur sind.« Ich warf April das Handy zu und wir liefen direkt zum Bus. Wenn Jude schrieb, dass ich mich fernhalten sollte, hieß das, dass

Weitere Kostenlose Bücher