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Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Titel: Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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Talbot zusammen. Er prallte zurück und verschüttete dabei eine der beiden Colas über sein kariertes Flanellhemd.
    »Hey, Grace, was ist denn los?« Er versuchte, den feuchten Fleck von seinem Hemd zu wischen, ohne dabei die andere Cola auch noch zu vergießen.
    Ich drehte mich zu Pete um. Er hatte Talbot entdeckt und war ein paar Schritte zurückgewichen. Die Spannung in meinen Muskeln ließ nicht nach. Noch immer hätte ich ihm gern wehgetan. »Tut mir leid, Talbot. Ich muss hier raus.« Ich lief auf den Ausgang zu.
    Talbot ließ die Gläser auf einem Tisch stehen und kam mir nach. »Bitte geh nicht!« Als ich die Treppe hinauflaufen wollte, griff er nach meiner Hand und wirbelte mich herum. Sein Gesicht wirkte besorgt, doch dann verengten sich seine Augen vor Wut. »Dieser Typ, der dich da verfolgt hat – hat er dir wehgetan?«
    »Nicht heute Abend«, erwiderte ich. »Aber früher einmal. Uns verbindet eine böse Geschichte.«
    Talbots Hand zitterte, während er nach meinem Handgelenk fasste. »Ich kann zurückgehen und ihn mir vorknöpfen. Dann fasst er dich bestimmt nie wieder an.«
    »Nein. Besser nicht. Pete ist kein Typ, der zuhören würde.«
    »Dann bringen wir ihn dazu, dass er zuhört. Du weißt, dass wir das können.«
    »Bitte nicht. Pete ist es nicht wert.
    Talbot zitterte noch immer vor Wut. Ich wollte nicht, dass er zurückging und einen Streit mit Pete anfing. Also legte ich meine freie Hand in Talbots und drückte sie leicht. »Bring mich hier raus, okay? Ich muss nach Hause, bevor es zu spät wird.«
    »Bleib hier«, sagte er mit leiser Stimme.
    »Ich hab morgen einen Zwischentest und du kannst die Shadow Kings besser ohne mich beschatten. Wenn Pete und seine Freunde jetzt eine Show abziehen, weil ich hier bin, verdirbt uns das vielleicht jede Chance, den Shadow Kings zu folgen. Du kannst ihnen heute Abend nachspionieren. Dann können wir uns morgen überlegen, was wir mit deinen Informationen anfangen.«
    Talbot seufzte. »In Ordnung.«
    Er hielt weiter meine Hand, und ich ließ unsere Finger ineinander verhakt, bis wir zu meinem Auto kamen. Dann entzog ich ihm die Hand und verschränkte die Arme vor der Brust. Er öffnete mir die Wagentür.
    »Wir sind doch Freunde, oder?«, fragte ich.
    »Klar. Natürlich.«
    »Gut.« Ich lächelte Talbot zaghaft zu, während ich mich auf den Fahrersitz des Corollas setzte. Ich wollte Talbot nicht verlieren. Er hatte mir bereits so viel geholfen und mich so sehr verändert. Aber ich wollte auch nicht, dass er glaubte, es gäbe etwas zwischen uns, das nicht existierte. »So gefällt es mir.«
    Später
     
    Ich dachte gerade darüber nach, wie ich mich Talbot gegenüber zukünftig verhalten könnte, und hoffte gleichzeitig, dass er sich nicht mit den Shadow Kings anlegte, als der Corolla plötzlich bockte und an der Ampel Ecke Markham und Vine fast ausging. Wenn ich nicht so viel gegrübelt hätte, wäre ich erst gar nicht dort gelandet – besonders nicht so spät am Abend. Die Markham Street war mit Sicherheit der letzte Ort, an dem ich mich zu welcher Abendstunde auch immer hätte befinden wollen. Ich überprüfte, ob die Türen verriegelt waren, und betete, dass ich es bis nach Hause schaffte. Im Fall des Falles hätte ich natürlich auch nach Rose Crest zurücklaufen können. Aber wie hätte ich dann erklären können, dass sich das Auto in der Innenstadt befand, ohne meine Eltern merken zu lassen, dass ich mich rausgeschlichen hatte, während ich doch offiziell im Bett lag?
    Ich musste Daniel unbedingt bitten, sich den Corolla anzusehen, bevor ich mich auf eine weitere nächtliche Vergnügungsfahrt begab.
    Mist. Daniel.
    Er wollte mich doch im Laufe des Abends zurückrufen und ich hatte mein Handy im Wagen gelassen. Ich kam mir ziemlich blöd vor, weil ich so zickig gewesen war, nachdem er mich sitzen gelassen hatte. Jetzt dachte er wahrscheinlich, dass ich seine Anrufe ignorierte.
    Die Ampel wurde grün und ich lenkte den stotternden Wagen vorsichtig auf die Kreuzung. Ich bog nach rechtsab und ließ die Markham Street so weit wie möglich hinter mir, bevor ich mein Handy aus der Becherhalterung zwischen den Vordersitzen zog. Ich überprüfte das Display.
    Keine SMS.
    Keine verpassten Anrufe.
    Ich wählte Daniels Nummer.
    Er nahm nach dem fünften Klingeln ab. »Hey, wie geht’s?«, sagte er etwas zu lässig. Er klang genau wie ich, wenn ich zu sehr versuchte, normal zu wirken. Im Hintergrund konnte ich leise Musik und ein tickendes Geräusch hören.

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