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Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Titel: Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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auf, als das Blut aus der Wunde schoss. Dann ließ ich ihn los und schwankte von ihm weg. Ich fasste nach meinem Arm, um die Blutung zu stoppen. Durch den Geruch des Bluts wurden die Augen des Typen animalisch. Er legte den Kopf in den Nacken und fiel wie ein Löwe über mich her – die Klauen ausgestreckt, die Kiefer aufgerissen, bereit zu töten.
    Wut schoss durch meine Adern und umklammerte mein Herz.
Töte ihn!
Ich riss meinen verletzten Arm hoch und spießte seine Brust mit meinem Pfahl auf. Das Holz drang tief in ihn ein, bis ich nur noch den juwelenbesetzten Griff in der Hand hielt.
    Ich zog den Pfahl wieder heraus. Schwarze Säure spritzte aus der Wunde. Der Kerl prallte rückwärts gegen die Wand. Schwarzer Schleim rann an der grünen, sich ablösenden Tapete herab, während der Dämon zuckend und stöhnend zu Boden sackte, bis er schließlich erstarrte. Ich kam wieder zu mir und konnte gerade noch zur Seite springen, bevor er in einer glühenden Fontäne aus Säure und Rauch explodierte.
    Ich umklammerte den schwarz verschmierten Pfahl sofest, dass die falschen Diamanten in meine Handfläche schnitten. Mein Herz flatterte wie ein Kolibri in meiner Brust und ich atmete so schnell, dass fast schon kein Sauerstoff mehr in meine Luftröhre drang.
    Ich ließ die Hände fallen und lechzte nach Luft, erstickte aber beinahe an dem säurehaltigen Qualm, der von den Überresten des Dämons zu mir heraufwaberte. Mir war schwindelig. Ich schwankte zurück und wäre hingefallen, wenn mich nicht ein Paar warme Hände aufgefangen hätten.
    Talbot drehte mich zu sich herum, sodass wir uns anblickten. »Du hast es getan, Kiddo! Du hast es wirklich getan. Los, komm, das müssen wir feiern!«
    »Was feiern? Ich hab nichts aus ihm rausgekriegt … Er ist tot … Ich habe versagt.«
    »Die Informationen sind mir völlig egal. Wir werden den anderen Typen aufspüren und ihn ausquetschen. Du hast deinen ersten Dämon getötet, das muss gefeiert werden. Jetzt bist du ein echter Hund des Himmels!«
    »Bin ich das?«
    »Allerdings.« Talbot drückte meine Schulter. Er strahlte mich mit seinem Grübchenlächeln an. »Wie fühlt sich das an? Großartig, was?«
    Abgesehen von dem Schmerz in meinem blutenden Arm war mir schwindelig und heiß und überall kribbelte es – so fühlte sich anscheinend also ein Höhenflug an. Ich konnte nicht fassen, dass ich den Dämon mit eigenen Händen aufgespießt hatte, bevor er mich töten konnte. »Ja, wirklich.« Ich holte tief Luft, und als sich der ersteSchock über meine Tat gelegt hatte, bemerkte ich, dass ich tatsächlich vor lauter Nervenkitzel zitterte. Noch nie hatte ich diese Kontrolle verspürt. So viel herrliche Kraft rauschte durch meine Adern!
    »Ich wusste, dass du es kannst, Kiddo.« Talbot drückte wieder meine Schulter.
    Wenn er wirklich geglaubt hat, dass ich es allein kann – warum ist er dann hier reingeplatzt?
Weil er wohl eigentlich gedacht hatte, dass ich es nicht selbst schaffen würde. Immerhin hatte ich ihn vom Gegenteil überzeugt. Ich war sogar stärker, als er gedacht hatte.
    Mit zitternder Hand hob ich den Pfahl hoch. »Wenn du noch einmal Kiddo zu mir sagst, schieb ich dir das dahin, wo’s wirklich wehtut.«
    Talbot lachte und legte seine starken Arme um mich. »Du hast recht. Ein Kind bist du wirklich nicht mehr.« Er hielt mich fest umarmt und blickte mich aus hellen, leuchtenden Augen an. »Du bist wirklich unglaublich, Grace«, sagte er leise.
    Als Nächstes spürte ich, wie er meine Wange berührte und seine schwieligen Finger über meine Haut strichen. Er neigte seinen Kopf. Seine Lippen schwebten nur einen Fingerbreit über meinen. Sie bebten leicht bei jedem Atemzug, so als wollten sie mich bitten, ihm auf dem letzten Stück entgegenzukommen.
    Ich konnte mich nicht rühren.
    »Darf ich?«, flüsterte Talbot.
    Ich schüttelte ganz leicht den Kopf und streifte bei dieser Bewegung fast seine Lippen.
    »Bitte?« Die Wärme seines Atems ließ mich in seinen Armen erschaudern.
    »Nein«, flüsterte ich, schaffte es aber nicht, mich von ihm zu lösen. »Ich habe schon jemanden.«
    »Nur einmal … Bitte. Ich muss einfach wissen, wie sich das anfühlt.«
    Ich schloss halb die Augen, versuchte, mir Talbots Berührung vorzustellen, doch in meinen Gedanken sah ich nur den Ausdruck auf Daniels Gesicht, wenn er je erführe, dass ich jemand anderen geküsst hätte. Als Talbot versuchte, seine Lippen auf meinen Mund zu pressen, drehte ich den Kopf weg. Seine Lippen

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