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Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Titel: Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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Armaturenbrett.
    »Die Shadow Kings sind gestern Abend gekommen, gleich nachdem du weg warst. Ich bin im Club hinterihnen hergeschlichen und habe ganz deutlich gehört, wie jemand Judes Namen erwähnte.«
    »Echt?« Mein Herz schlug jetzt zehnmal schneller. Warum war ich nicht dageblieben? »Was hast du dann gemacht?«
    »Ich bin ihnen hierher gefolgt.« Er deutete mit dem Daumen auf das Mietshaus. »Ich glaube, wir haben die Spur gefunden, die zu dieser Bande führt – und zu deinem Bruder.«
    »Was hast du gemacht? Hast du sie ausgefragt?«
    »Nein. Das wirst du machen.«
    »Ich?« Mein Herz schien abrupt stehen zu bleiben. »Ich glaube nicht …«
    »Doch, du kannst es. Wir haben zwar nur eine Woche trainiert, aber das ist die Gelegenheit, Kiddo. Ich weiß, dass du bereit bist.« Talbot streckte seine Hand aus. »Wo ist dein Pfahl?«
    Ich zog ihn aus meinem Rucksack.
    Als er den mit Glitzersteinchen übersäten Pfahl erblickte, machte Talbot ein ersticktes Geräusch, als wollte er ein Lachen abwürgen.
    »April«, erklärte ich.
    »Aha.« Talbot nahm meine Hand und schob den Ärmel meines Hemds hoch. Dann drückte er behutsam den glitzernden Pfahl an meinen Unterarm und zog den Hemdsärmel wieder darüber. »Nur zur Sicherheit. Falls du ihn brauchen solltest.«
    »Du meinst, dass ich da allein reingehe?«
    Talbot nickte. Einen Augenblick behielt er meine Handin seiner, dann legte er mir seine Hand in den Nacken. Seine Finger spielten mit der Weißgoldkette des Mondsteinanhängers. Ich wollte unbedingt vermeiden, dass seine Berührung ein Kribbeln in meiner Wirbelsäule verursachte. Es geschah trotzdem. Ich wollte ihn gerade bitten, die Hand wegzunehmen, um ihn an die Grenze zu erinnern, die nicht überschritten werden sollte – als ich etwas reißen hörte und spürte, wie er mir die Kette vom Hals rupfte.
    »Was machst du da?« Ich langte nach dem Anhänger in seiner Hand.
    Er zog ihn weg. »Ein verräterisches Zeichen. Du wirst da hochgehen und das verlorene Schäflein spielen. Wenn die Shadow Kings das hier sehen, hast du dich innerhalb von zwei Sekunden verraten.«
    »Aber ich brauche es.«
    »Nein, Grace, das brauchst du nicht. Ich hab’s dir schon mal gesagt. Das hier«, er hielt den Anhänger in die Höhe, »hält dich genauso sehr zurück wie Daniel und Gabriel. Sie glauben nicht an dich. Sie kennen dich nicht so, wie ich dich kenne. Du wirst niemals wissen, wozu du wirklich fähig bist, wenn du dich nicht von den Dingen löst, die dich zurückhalten.« Er stopfte den Anhänger in die vordere Tasche meines Rucksacks und klopfte mir dann mit der Hand auf die Schulter. Er blickte mich mit seinen intensiven grünen Augen an, die in diesem Moment dieselbe Dominanz auszustrahlen schienen, die ich schon im Club bemerkt hatte. »Betrachte es als deine Abschlussprüfung. Zeig mir, dass du bereit bist, ein echter Hund des Himmels zu werden.«
    Im Haus
     
    Ich klopfte an die Wohnungstür und wartete ungefähr dreißig Herzschläge ab, bevor ich ein zweites Mal anklopfte. Ohne meinen Mondsteinanhänger, den ich mehr als zehn Monate ununterbrochen getragen hatte, kam ich mir irgendwie nackt und verletzlich vor.
    »Hallo?«, rief ich mit zuckersüßer Stimme, die nur ein winziges bisschen zitterte. »Ist jemand da? Ich brauche Hilfe.«
    Ich wusste, dass Talbot mich beobachtete. Ich hatte keine Ahnung, von wo, konnte aber seine Anwesenheit ganz in der Nähe spüren.
    Ich hörte, wie die Dielen in der Wohnung knarrten. Dann wurde rasselnd die Tür geöffnet. Ein Teenager spähte durch den Türspalt. Er sah aus wie ein x-beliebiger kaputter Straßenjunge: das Kinn von Bartstoppeln bedeckt, die Augen rot und geschwollen, als hätte ich ihn gerade aus einem unruhigen Schlaf gerissen. Doch an dem deutlichen Geruch nach saurer Milch konnte ich erkennen, dass er ein Gelal war.
    »Hi«, sagte ich und winkte dem Typen mit meinem unbewaffneten Arm freundlich zu. »Ich hab ’ne Autopanne, und mein Handy funktioniert nicht.« Ich spielte mit dem Finger an einer Haarlocke und ließ meine Kaugummiblase platzen. Ich bemühte mich wirklich, so gut es ging, April zu verkörpern. »Könnte ich mal kurz telefonieren? Dauert bloß ’ne Sekunde.«
    Der Typ schielte auf meine Haarlocke, die ich mir umden Finger gewickelt hatte. Sein Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. Seine Zähne waren gelb, einer fehlte. »Na klar, Schätzchen.« Er machte die Tür weiter auf. »Komm einfach rein.«
    Meine Muskeln verspannten sich, mein Magen

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