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Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Titel: Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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streiften meine Wange. Er nahm die Hand von meinem Gesicht.
    Ich wandte mich ab und trat in die Türöffnung. »Ich muss gehen«, sagte ich. Meine Stimme versagte beinahe.
    »Warum?«, fragte Talbot. »Du willst es. Ich kann es spüren. Hör auf, dir zu verweigern, was du wirklich willst.«
    Hitze rauschte durch meinen Körper. »Ich kann einfach nicht.«
    Talbots Nasenflügel bebten, doch dann blickte er weg. »Es tut mir leid. Ich hab mich von der Aufregung hinreißen lassen. Ich werd’s nie wieder tun.« Er kam einen Schritt auf mich zu.
    Ich hob meine Hand, um ihn aufzuhalten, und schüttelte wieder den Kopf. »Schon in Ordnung. Wir haben uns beide hinreißen lassen. Ich muss jetzt zurück zum Bus.«
    Talbot zog die Autoschlüssel aus seiner Tasche. »Dann lass uns gehen.«
    Ich verließ die Wohnung und lief zum Van, der auf der Straße geparkt war. Ich konnte hören, wie Talbot mir folgte, aber ich drehte mich nicht um.

KAPITEL 20

Verlangen
     
    Wieder am Freizeitzentrum
     
    Wir wussten beide, dass ich nur so tat, als müsste ich mich beeilen – der Bus fuhr erst in einer Stunde zurück –, doch keiner von uns sagte etwas dazu. Ich blickte durch das Fenster in den Seitenspiegel und konzentrierte mich darauf, die Verbrennungen an meiner Hand und die Spuren der Klauen an meiner Schulter verheilen zu lassen. Vor meinem geistigen Auge sah ich noch einmal, wie ich den schrecklichen Gelal tötete. Ich genoss das Gefühl dieser beschwingenden Kraft, den Rausch des Ganzen, um die Heilung meiner Verletzungen zu beschleunigen.
    Wir schwiegen beide, bis wir wieder unter der Eiche anhielten, wo ich zu ihm in den Wagen gestiegen war. Ich zog meine Jacke an, um den blutverschmierten Riss an meinem Ärmel zu verdecken, und schnappte mir meinen Rucksack, den ich während meines kleinen Ausflugs im Wagen gelassen hatte. Ich warf ihn mir über die Schulter und war schon im Begriff, ohne Verabschiedung aus dem Van zu steigen, als Talbot meine frisch verheilte Hand nahm.
    »Sag mir nur eins, Grace«, sagte er. »Findest du die Vorstellung, dass wir beide zusammen wären, so schrecklich?«
    »Ich kann das nicht.« Ich zog die Hand weg, unsere Finger lösten sich voneinander. »Du bist mein Mentor …«
    »Nicht mehr. Das Training ist beendet. Jetzt können wir zusammen sein.«
    »Bitte versuch doch, mich zu verstehen, Tal. Wir sind Freunde. Mehr werden wir niemals sein.«
    Er schloss die Augen. »Dann sag aber bitte nicht Tal zu mir«, seufzte er. »Aus deinem Mund klingt es einfach zu gut.«
    »Es tut mir leid.«
    Talbot gab sich selbst einen kleinen Ruck. »Vergessen wir, was passiert ist.« Er fischte sein Cap aus der Lücke zwischen unseren Sitzen. Dann setzte er es sich auf den Kopf, blickte unter dem Mützenschirm hervor und schenkte mir ein Grübchen-Lächeln. »Freunde. Mehr nicht.«
    »In Ordnung«, sagte ich und erwiderte zögernd sein Lächeln.
    »Hey, lass dir davon jetzt bloß nicht den Tag verderben. Du solltest stolz auf das sein, was du da drinnen getan hast. Dein Training ist zu Ende. Du hast die Prüfung bestanden. Wenn du magst, lad ich dich zum Feiern ein. Nur als Freund, natürlich.«
    Ich stieß ein kleines Lachen aus.
    »Das ist schon besser«, sagte er. »Du solltest fit sein, damit wir morgen ein paar Köpfe einschlagen können. Wir suchen uns einen neuen Hauptdarsteller und spielen ein bisschen mit ihm – selbst wenn er dabei draufgeht.«
    Ich wusste, dass er den letzten Teil scherzhaft gemeint hatte. Gleichzeitig war mir klar, dass es überhaupt kein Scherz war.
    Ich lachte etwas unbeholfen und stieg aus dem Van. Nachdem ich mich von Talbot verabschiedet hatte, überquerte ich den hinteren Parkplatz. Ich lief durch das Gebäude und beschloss, bis zum Eintreffen des Busses am Haupteingang des Freizeitzentrums zu warten. Aber als ich durch die Glastüren auf den vorderen Parkplatz blickte, erstarrte ich fast zur Salzsäule.
    Der Bus war bereits eingetroffen. Auch die anderen sieben Vans der Rock Canyon Stiftung waren da – in Gesellschaft eines Streifenwagens mit blinkenden Lichtern. Umgeben von Leuten in Barmherziger-Samariter-Poloshirts saßen ein paar Schüler aus meiner Religionsklasse zusammengedrängt auf den Stufen zum Vordereingang. Ein Mann im Anzug sprach mit einem Mädchen, das zu weinen schien.
    Dieses Mädchen war April.
    Ich schob eine der Glastüren auf und lief schnell zum Parkplatz. Als ich an den zusammengekauerten Schülern vorbeikam, stand Claire auf und zeigte auf mich. »Sie ist

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