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Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Titel: Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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hätte. Der Wetterfrosch hatte den heutigen Tag als ›die Wärme vor dem Sturm‹ bezeichnet, und ich wusste, dass unser jährlicher Weihnachts-Blizzard mit Schnee gleich hinter der nächsten Ecke auf uns lauerte. Trotz der für diese Jahreszeit ungewöhnlichen Wärme hatte Jude die Heizung aufgedreht, und ich zog das Cape fest um meine Schultern und hielt es vor meiner Brust geschlossen.
    Vielleicht lag es an Judes Missmut, an Aprils plötzlichem Schweigen, an Petes beiläufigen Seitenblicken oder dem durch die Scheiben dringenden Licht des Vollmonds, dass mir die Luft im Auto viel zu dick und stickig vorkam. Meine Arme kribbelten vor Nervosität, mein Herz schlug zu schnell – so als wartete ich ängstlich darauf, dass endlich etwas passierte.
    Ich war dankbar für die frische Luft, als wir aus dem Auto stiegen. Ich wollte einen Moment auf dem Parkplatz stehen bleiben, doch die anderen hatten es eilig, zu unseren Leuten zu kommen. Ich atmete gerade die Abendluft ein und genoss die angenehme Brise, als ich sah, wie sich unterhalb des Vordachs am Restaurant etwas im Schatten des Mondes bewegte. Ich wartetenicht ab, um zu sehen, was es war, und stürmte ins Restaurant.
     
    Meine Angst wurde während des Abendessens immer größer. Bevor ich zu unseren Freunden gestoßen war, hatte Pete mir schon ein Steak bestellt, ›medium-rare‹, obwohl Jude ihm sicher hätte sagen können, dass ich Steaks so gut durchgebraten mochte, dass sie schon fast als verbrannt durchgehen konnten.
    »Irgendwie fühlt es sich eher nach einem Abend für blutiges Fleisch an«, sagte Pete mit einem Winken und setzte sein Dreifachbedrohungslächeln auf. Dann bedachte er die Kellnerin damit und versuchte sie zu überreden, ihm ein Glas Wein zu bringen.
    Sie erwiderte sein Lächeln, brachte dabei aber ein klares ›Vergiss-es-mein-Junge‹ zum Ausdruck. Als sie stattdessen vorschlug, ihm noch eine Cola zu bringen, belegte er sie murmelnd mit einem nicht sonderlich netten Ausdruck.
    Ich blinzelte ihn fragend an, nicht sicher, ob ich richtig gehört hatte.
    »Keine Sorge, Mann«, sagte Brett Johnson, der neben Lynn Bishop saß. »Ich hab vorgesorgt.« Brett reichte Pete eine ausgebeulte Stoffserviette.
    Pete lächelte anerkennend, als er einen goldfarbenen Flachmann auswickelte.
    Er goss sich etwas davon in seine Cola – es schien fast der halbe Inhalt der Flasche zu sein –, und ich fragte mich, wie gut ich Pete eigentlich kannte. Seit August warer mein Partner im Chemielabor, ich lernte mit ihm zusammen, und Jude war seit ein paar Jahren mit ihm befreundet. Ein Umstand, der in meiner Vorstellung dazu führte, dass jemand automatisch akzeptiert war. Doch Daniel hatte mehr als einmal versucht, mir zu sagen, dass Pete nicht so nett war, wie er schien, und Don hatte nicht gewollt, dass mich ein bestimmter Junge nach Hause begleitete. Er hatte ihn ›den Anderen‹ genannt. Hatte ich Petes Namen eigentlich erwähnt, bevor Don mir angeboten hatte, mich nach Hause zu bringen?
    Pete bot mir etwas von der beißend riechenden Flüssigkeit an. Ich machte eine abwehrende Geste. Pete zuckte mit den Schultern. Lynn Bishop ließ daraufhin ein abfällig klingendes Schnaufen hören. »Witzfiguren.«
    Ich wollte sie gerade fragen, was ihr Problem sei, als Pete die Flasche an Jude weiterreichte. Anstatt sie so wie ich abzulehnen, ließ Jude etwas von dem Schnaps in seine Sprite rieseln. Es kostete mich eine ordentliche Portion Selbstbeherrschung, um ihn deswegen nicht vor seinen Freunden anzuschreien. Ich wollte auch April nicht den Abend verderben. Gut, dass sie gerade mit ein paar anderen Mädchen zur Toilette gegangen war und nicht mitbekam, was Jude getan hatte.
    Die anderen hatten bereits ihr Dessert beendet, als unsere Vorspeisen kamen, mit Ausnahme von Brett und Lynn, die genauso spät wie wir aufgetaucht waren. Die bereits Gesättigten verabschiedeten sich, versprachen, auf uns zu warten, bevor die Gruppenfotos gemacht würden, und verließen uns.
    Pete redete immer lauter und lauter, je weiter das Essen fortschritt. Er wirbelte mit den Armen herum und schlug mir auf die Schulter, während er die grausigen Details des gestrigen Hockeyspiels rekapitulierte.
    Obwohl Jude dieselbe alkoholische Substanz in seinem Getränk hatte, entspannte er sich nicht so wie Pete. Mit jedem Schluck schien er vielmehr steif und hart wie eine Statue zu werden.
    Nachdem Jude seine Rechnung bezahlt hatte, stand er auf und steuerte auf die Toiletten zu. Ich erhob mich, um ihm

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