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Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Titel: Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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Abendessen bei der Familie Divine, wenn man das Gefühl haben möchte, dass man anderen nicht völlig egal ist. Doch normal habe ich mich nie gefühlt. Irgendwie habe ich immer gewusst, dass ich nicht …«
    »Dazugehöre?« Aus irgendeinem Grund konnte ich es verstehen.
    »Ich habe nie dazugehört, oder?« Daniel hob die Hand und legte seine langen Finger um mein Handgelenk. Er machte eine Bewegung, als ob er meine Hand wieder fallen lassen wollte, doch dann zögerte er, zog sie zu sich herüber und umfasste sie mit seinen Händen. »Aber ich kann dir gar nicht sagen, wie oft ich mir in den letzten Jahren gewünscht habe, mit deiner Familie zusammen am Tisch zu sitzen. So, als ob ich alles zurücknehmen könnte, was ich getan habe. Die Dinge wieder so verändern könnte, dass ich ein Teil des Ganzen würde. Aber das ist wohl nicht möglich, oder?« Er strich mit seinen warmen Fingern über die Lebenslinie in meiner Handfläche und verschränkte die Finger dann zwischen meinen.
    Vielleicht lag es an den leuchtenden Scheinwerfern oder dem wabernden Nebel, doch für einen Augenblick sah er wieder aus wie der alte Daniel. Daniel mit dem weißblonden Haar und den verschmitzten, aber unschuldigen Augen. Als wären die Jahre hinweggeschmolzen und die Dunkelheit hätte von ihm abgelassen. Und in diesem Moment war irgendetwas – eine Energie vielleicht – zwischen uns. Als ob das Band, das mich zu ihm gezogen hatte, nun ein lebendiger Strang war, eineRettungsleine, die uns verknüpfte, und ich ihn in Sicherheit ziehen müsste.
    »Wir geben morgen Abend eine große Thanksgiving-Party«, platzte ich heraus. »Komm doch vorbei. Ich würde mich freuen, wenn du kommst.«
    Daniel blinzelte. »Du frierst ja«, sagte er. »Wir sollten irgendwo reingehen.«
    Immer noch meine Hand haltend stand Daniel auf und führte mich über den Kiesweg. Ich wusste nicht, wann er meine Hand wieder loslassen würde. Ich wollte es auch gar nicht wissen. Aber ich hielt ihn fest, weil ich wusste, dass er mich brauchte.
    Schließlich ließ er mich los und trat vom Weg hinüber auf ein Beet vermodernder Pflanzen. »Der Zaun ist nicht so hoch, wenn wir hier langgehen.«
    Ich zögerte für einen Moment am Wegesrand und sah, wie Daniel im Nebel verschwand. Dann verließ ich den mit Kies bedeckten Weg und folgte ihm durch die Tiefen des Gartens. Als wir den Eisenzaun erreichten, ließ ich mir von ihm hinüberhelfen, wobei seine Hände meine Taille und meine Beine berührten, während ich hinaufkletterte. Nebeneinander liefen wir zurück zum Motorrad. Unsere Finger streiften sich kurz, und ich wünschte mir, dass er meine Hand wieder in seine nähme. Ich stieg auf das Motorrad und atmete Daniels erdige Gerüche ein, während wir in die nächtliche Stadt davonbrausten.
     
    Ein paar Minuten später
     
    Das Motorrad kam vor Daniels Haus abrupt zum Stehen. Ich wurde nach vorn gegen seinen Rücken gepresst und flog fast kopfüber in den Rinnstein.
    Daniel hielt mich an der Hüfte fest und stützte mich. »Tut mir leid, ich hab wohl zu scharf gebremst.«
    Er stieg vom Motorrad ab und ich folgte ihm. Sein Arm lag auf meiner Schulter und er dirigierte mich über den Gehsteig und durch den türlosen Einlass des Apartmenthauses. Als wir die Stufen hinaufgingen, schlug mein Herz so heftig, dass ich befürchtete, Daniel könne es hören. Das dumpfe Dröhnen wurde heftiger und lauter, je weiter wir kamen, und dann wurde mir klar, dass es Musik war, die durch eine Tür im dritten Stock hervorschallte. Daniel steckte den Schlüssel in seine Tasche und schob vorsichtig die Tür auf. Der Lärm verschlang uns. Der vordere Raum war voller herumwirbelnder Tänzer, und Zed – der dieses Mal viel lebendiger aussah – sang (d.h. schrie) in ein Mikrofon, während ein paar andere Typen hemmungslos auf verschiedene Musikinstrumente einhämmerten.
    Daniel führte mich durch das Gedränge. Ich würgte am eklig süßen Rauch, der durch die Luft waberte. Ich hustete und spuckte, als eine Person, die mehr nach einer erwachsenen Frau als einem Teenager aussah, aus der Menge auftauchte. Sie kam auf uns zu und bewegte sich rhythmisch und zuckend zu den kaum identifizierbaren Beats von Zeds Song. Ihr kurzes Haar ähnelte demFederkleid irgendeines exotischen Vogels und ihre weißgebleichten Ponyfransen bildeten ein perfektes Dreieck auf ihrer Stirn. Die Haarspitzen waren in einem grellen Pink gefärbt.
    »Danny Boy, du hast es geschafft«, sagte sie in einem osteuropäisch klingenden

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