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Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Titel: Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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James klatschte in die Hände und ahmte meinen Kraftausdruck mit seinem fröhlichen Babygeplapper nach. Er tastete mit seinen eiskalten Händen auf meinem Gesicht herum. Sein Strampler und der andere Äffchen-Pantoffel standen vor Schmutz. Seine Lippen waren gespenstisch blau und er zitterte in meinen Armen. Doch Gott sei Dank schien er unverletzt zu sein.
    »Was hätte ich denn sonst sagen sollen?« Ich umarmte James ganz fest und hoffte, ihm ein bisschen von der Wärme abgeben zu können, die panikartig durch meinenKörper gefahren war, als ich die beiden fallen gesehen hatte. »Um Himmels willen? Wie um alles in der Welt? Das war ein verdammtes Wunder.«
    »Vadammt«, sagte James.
    »Wie hast du das gemacht?«
    »Ein Wunder«, erwiderte Daniel gleichmütig. Er zuckte zusammen. In diesem Moment bemerkte ich den blutigen Riss in seinem Hemd, quer über der Rückseite seiner rechten Schulter. Ich erinnerte mich an sein schmerzverzerrtes Gesicht, als er vor die Wand geprallt war.
    »Du bist verletzt«, sagte ich und berührte seinen Arm. »Lass mich mal sehen.«
    »Es ist nichts«, gab Daniel zurück und wandte sich ab.
    »Doch, da ist was. Und was du getan hast, war auch nicht gerade
nichts
.« Ich hatte schon von Menschen gehört, die außergewöhnliche Dinge getan hatten, weil sie mit Adrenalin vollgepumpt waren – doch ich konnte nicht glauben, was ich eben gesehen hatte, welche Umstände auch immer dazu geführt haben mochten. »Sag mir, wie du ihn so einfach auffangen konntest.«
    »Später. Wir müssen gehen.«
    »Nein«, gab ich zurück. »Ich bin es leid, dass jeder meinen Fragen ausweicht. Erzähl mir, was hier los ist.«
    »Gracie, James friert. Er wird noch völlig unterkühlt sein, wenn wir ihn nicht bald nach Hause bringen.«
    Daniel ergriff meine unverletzte Hand und führte mich zu einer mit Schlamm bedeckten Stelle. Er deutete auf ein paar Spuren. Offenbar stammten sie von einem großen und kräftigen Tier. »Sie sind frisch«, sagte Daniel.
    Mir fiel plötzlich das seltsame Tiergeheul wieder ein und ich drückte James fester an mich.
    »Wir müssen hier raus.« Daniel knöpfte sein langärmeliges Hemd auf und zog es aus. Darunter kam sein verblichenes Wolfsbane T-Shirt zum Vorschein. Er knotete die Ärmel des Hemds an den Manschetten zusammen.
    »Was machst du da?«
    »Ich bastele eine Schlinge.«
    »Ich dachte, deine Schulter ist nicht …«
    »Sie ist nicht für mich, sondern für James.« Er machte noch ein paar Knoten in sein Hemd. »Wenn ich ihn vorn trage, können wir uns schneller bewegen.« Daniel zog die selbst gebastelte Babytrage über seine Schulter und nahm mir James ab. Der Kleine quiekte, als Daniel ihn in die Falten des Stoffs setzte, und tatsächlich hatte sich das Hemd nun in einen perfekten kleinen Sitz verwandelt, in dem James, an Daniels Brust gelehnt, bestens aufgehoben war. »Ich bin hier schon mal gewesen. Die Schlucht macht einen Bogen und läuft dann wieder auf euer Viertel zu.« Daniel nahm meine Hand.
    Er lief los und zog mich mit sich.
    »Aber wie kommen wir aus der Schlucht wieder
raus
?«, fragte ich. »Meine Hand ist verletzt; damit kann ich bestimmt nicht klettern.«
    »Überlass das mir«, sagte Daniel und lief schneller.
    Ich musste rennen, um mit ihm Schritt halten zu können. Ich konnte kaum glauben, wie schnell er sich bewegte, noch dazu mit James’ Gewicht.
     
    Daniel kam nicht ein einziges Mal vom Weg ab, obwohl es bereits ziemlich dunkel wurde. Wir waren wahrscheinlich seit mehr als einer Stunde unterwegs. Ich musste mich stark auf meine Schritte konzentrieren, damit ich nicht über Felsen stolperte oder im Matsch ausrutschte. Jedes Mal, wenn meine Füße danebentraten, zog mich Daniel hoch, bevor ich hinfallen konnte. Seine Hand zuckte, während er mich festhielt. Ich spürte, wie sich seine Schultern verspannten und wieder lockerten, so wie es gewesen war, als wir auf dem Motorrad gesessen hatten. Er wollte schneller laufen, doch ich war dankbar, dass er mich nicht noch mehr hinter sich herzog. Ich atmete so heftig, dass ich nicht einmal sprechen konnte.
    Die Schlucht bog in östliche Richtung ab, und ich hatte das Gefühl, dass wir schon mindestens eine Meile gerannt waren. An meinen Füßen hatten sich schmerzende Blasen gebildet. Meine Beine und meine Lunge taten weh. Im Dunkeln konnte ich jetzt nichts mehr sehen und schloss einfach die Augen. Ich hörte Daniels Atemzüge und den pulsierenden Herzschlag in meinen Ohren. Im Vergleich zu meinem wirkte

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