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Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Titel: Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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du, dass es in unserem Landkreis seit über fünfzig Jahren keine mehr gibt?«
    »Echt?«
    Einer der Wölfe im Fernsehen heulte. Es klang genau so wie das, was ich in der Schlucht gehört hatte.
    Ich sah, wie sich ein dritter, kleinerer Wolf dem fressenden Paar näherte. Er versuchte, einen Happen des blutigen Skeletts zu erhaschen. Die beiden anderen Wölfefauchten. Einer von ihnen langte knurrend und schnappend nach dem dritten. Der kleinere Wolf zog sich ein paar Meter zurück und sah sehnsüchtig zu, wie die beiden größeren ihr Mahl vertilgten.
    »Wieso geben sie dem anderen nichts ab?«, fragte ich. »Es ist doch genug für alle da.«
    »Der da ist der Omega-Wolf«, erklärte Charity und zeigte auf den kleinen. »Er hat die niedrigste Position im Rudel und wird wie ein Prügelknabe behandelt.«
    »Das ist so verdammt unfair.«
    »Immerhin ist der Alpha-Wolf kein völliger Tyrann. Irgendwann wird er den Omega schon fressen lassen.«
    Der große Wolf bleckte die Zähne, als der kleine sich wieder anzuschleichen versuchte. Er geiferte nach der Kehle des Omega-Wolfs.
    Ich wandte mich ab. Einen noch brutaleren Alpha-Wolf wollte ich nicht sehen.
    »Vergiss nicht deinen Auserwählten«, sagte Charity und deutete auf das Telefon.
    »Oh.« Ich wusste, dass sie mich nur ärgern wollte, fragte mich jedoch, ob ich Daniel jemals so nennen könnte. Ich ging in die Küche. »Hallo?«, hauchte ich in den Hörer.
    »Grace?« Es war nicht Daniel.
    »Oh, hallo Pete.«
    »Hi, meine Mom wollte mal wissen, wie’s James so geht.«
    »Er ist okay.«
    »Gut.« Pete zögerte. »Ich hoffe, du bist nicht böse, weil ich mich gestern nicht verabschiedet habe. Meiner Momging’s nicht so gut nach den ganzen Dingen, die passiert sind.«
    »Mach dir keine Gedanken.« Offen gestanden hatte ich nicht einmal an Pete gedacht, nachdem ich mit Daniel im Wald gewesen war. »Und was treibst du so?«
    »Ich rufe an, um meinen Gutschein einzulösen.«
    »Gutschein?«
    »Fürs Bowling. Du schuldest mir noch ein Date.« Am Klang seiner Stimme konnte ich hören, dass er sein Dreifachbedrohungslächeln aufgesetzt hatte.
    »Heute Abend?«
    »Jepp. Mit Jude und April sind wir schon zwei Paare«, sagte er, so als wäre schon alles in Stein gemeißelt. »Abendessen, Bowling und dann eine Party bei Justin Wright.«
    »Oh.«
    Ich überlegte, ob ich gehen sollte. Nicht wegen Pete, sondern wegen Jude. Ich hatte nicht mehr mit ihm geredet, seit er die Nacht zuvor so ausgeflippt war. Die Tatsache, dass er überhaupt ausgehen und sich mit seinen Freunden amüsieren wollte, war ein gutes, wenngleich überraschendes Zeichen. Was hätte er wohl empfunden, wenn er wüsste, dass ich es ablehnte, mit ihm und April Zeit zu verbringen, weil ich mich mit der Person treffen wollte, die er am meisten hasste? Doch so sehr ich auch das Gefühl hatte, mitgehen zu müssen, wollte ich um nichts in der Welt die Gelegenheit verpassen, eine Spritztour mit Daniel zu unternehmen.
    »Tut mir leid, aber ich habe heute Abend schon andere Pläne.«
    »Dann ändere sie doch«, sagte Pete.
    »Ich kann leider nicht«, erwiderte ich und versuchte, bedauernd zu klingen. »Ich muss jetzt auflegen. Wir sehen uns in der Kirche, okay?«
    »Ja, okay.« Seine Stimme klang hart. Nicht das kleinste Dreifachbedrohungslächeln.
     
    Abendessen, später
     
    Jedes Jahr macht meine Mutter am Abend nach Thanksgiving ihren berühmten Truthahn à la King. Das Gericht besteht aus übrig gebliebenen Truthahnstückchen und frischem Gemüse in Sahnesoße und wird in kleinen, luftigen Pastetenförmchen serviert. Und da wir es nur einmal im Jahr bekommen, will natürlich niemand in der Familie diese Mahlzeit verpassen.
    Allerdings saßen nur Charity, Don und James mit mir am Tisch, als Mom den dampfenden Topf vom Herd nahm. In freudiger Erwartung klopften Charity und Don mit ihrem Besteck auf den Tisch.
    »Lasst was für die anderen übrig«, sagte Mom, als Don eine zweite Kelle der cremigen Sauce auf seine ohnehin schon übervolle Pastetenform schöpfte.
    »Kommt nicht in Frage«, warf Charity ein und langte nach der Kelle.
    »Selbst schuld, wenn sie nicht pünktlich sind«, fügte ich hinzu und gab den Salat an Mom weiter.
    »Wo ist Jude überhaupt hingegangen?«, fragte Mommit einer Spur Verärgerung. »Es sieht ihm überhaupt nicht ähnlich, dieses Essen zu versäumen.«
    »Er ist mit April verabredet.«
    Mom runzelte die Stirn.
    »Und wo ist Pastor D-vine?«, fragte Don.
    »Er ist noch nicht zurück«,

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