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Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Titel: Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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gehört werden. Ich fuhr zur Bibliothek. Es war bereits kurz vor Ende der Öffnungszeit, doch ich setzte mich auf eins der verschlissenen, orangefarbenen Sofas und versuchte, meine blank liegenden Nerven zu beruhigen. Wenn Dad wirklich etwas wusste, von dem ich keine Ahnung hatte, dann ließe sich die Antwort am ehesten in diesen Briefen finden.
     
    Meine liebe Schwester,
    sie haben sie zerstört. Sie haben die große Bibliothek zerstört!
    Die Ritter und ihre Fußsoldaten haben die Stadt eingenommen. Sie haben die großen Schätze erbeutet und geplündert. Sie haben die große Bibliothek in Brand gesteckt und alles zerstört, was ich lernen wollte. Sie bezeichnen die Griechen als Heiden, wo doch unsere Ritter Jesu diejenigen sind, die die Stadt schänden.
    Der Gestank von Rauch und Blut durchdringt mein Zelt. Ich kann hier nicht länger bleiben. Mein Wunsch, in die Wälder zu reisen, ist zu neuer Leidenschaft erweckt. Ich fürchte, daß meine Aufzeichnungen über die wahren Ursprünge der Urbats nun die einzigen sind, nachdem die Bibliothek zerstört wurde. Ich muss die Dokumente über ihre Geheimnisse ersetzen, um für die Sünden dieses Feldzugs zu büßen. Du magst mich vielleicht für verrückt halten, doch davon werde ich mich nicht abhalten lassen.
    Gottes Liebe möge mit Dir und Simon sein,
    Dein Bruder in Leib und Geiste
     
    Katharine –
    Wir wurden betrogen!
    Ich fürchte, mein Alexius wurde getötet.
    Unsere Führer geleiteten uns tief in die Wälder, und kurz vor Anbruch der Nacht stahlen sie unsere Pferde und meine zwanzig Mark und ließen uns zurück. Alexius fürchtete sich, als wir vom Heulen der Wölfe eingekreist wurden. Ich weiß nicht, was mit ihm geschehen ist. Ich kann mich nicht erinnern, wie ich zu meinem Zelt zurückgekommen bin. Mein Mantel ist blutig und zerrissen.
    Ich fürchte, daß ich gebissen wurde. Etwas dreht und windet sich in mir. Ich muss es bekämpfen. Ich muß die Antwort finden, bevor der Wolf meine Seele verschlingt. Bevor er zu dir gelangt, meine geliebte Schwester …
     
    Obwohl Daniel ein Monster war, obwohl er mich infizieren konnte, liebte ich ihn noch immer.
    Ich wollte, dass er unschuldig war.
    Ich wollte, dass er mir gehörte.
    Dad hatte mir dieses Buch gegeben, als ich ihm von meiner Liebe erzählte.
    Er hatte gesagt, dass ich die Antwort selbst finden müsse.
    Doch war es das, was ich wissen sollte? Dass Daniel getrieben wurde, mich zu töten, so wie es diesem Mann mit seiner Schwester erging? Wollte er mir verständlich machen, dass es unmöglich war, Daniel zu lieben?
    Dass jede Hoffnung auf ein Zusammensein völlig vergeblich war?
    Denn wenn das sein Plan gewesen war … dann hatte er funktioniert.
     
    Mittwochnachmittag
     
    Die Abschlussprüfungen des Semesters stürzten mit aller Macht auf mich ein. Ich hatte es nicht geschafft, das Lernpensum rechtzeitig nachzuholen. Ich kämpfte darum, Daniel, die Hunde des Todes, Mondsteine und Jessica Day aus meinem Bewusstsein zu verbannen. Doch im Religions- und Geschichtsunterricht konnte ich immer nur an die Kreuzzüge denken. Während meiner Chemieprüfung fragte ich mich, ob es Katherines Bruder je gelungen war, einen Mondstein für ein Halsband zu finden. Es war fast unmöglich, sich mit Matheaufgaben zu beschäftigen, während ich mich fragte, ob Jessica tot war oder lebte. Und es war mir nicht möglich irgendetwas zu malen, solange ich wusste, dass Daniel mich von seinem Platz hinten imKunstraum beobachtete. Nicht nur mein Liebesleben war ein heilloses Durcheinander, auch meine Chancen auf ein College, auf Trenton schienen aussichtslos, als ich meinen verworrenen Englischaufsatz über transzendentale Poesie abgab.
    Immerhin waren es die letzten Schultage vor den Weihnachtsferien, und ich hatte drei Wochen zum Ausruhen, bevor ich meinen Eltern das Zeugnis präsentieren musste. Der Tanzabend war für den nächsten Tag geplant; heute liefen alle zum Hockeyspiel, um Dampf abzulassen. So gerne ich auch zur Eissporthalle ging, um dort mit April gebrannte Mandeln zu essen und Pete beim Spiel anzufeuern, schaffte ich es doch nicht, mich wie alle anderen daran zu erfreuen.
    Ich sagte Pete, ich sei zu müde, als er mich zur anschließenden Party bei Brett Johnson einlud. Er sah so furchtbar enttäuscht aus, dass ich hinzufügte: »Ich muss meine Kräfte für die Party morgen aufsparen, weißt du.« Er lächelte mich an und sagte, ich ›sei ihm etwas schuldig‹.
    Doch obwohl ich verkündet hatte, die Nacht im Bett zu

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