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Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Titel: Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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verkündete ich gezwungen fröhlich. Die Gemeinde gab ein kollektives »Mmmmmm« von sich, als ich den Raum verließ.
     
    Dads Vortrag war anscheinend vorzeitig abgebrochen worden, als ich mit den Erfrischungen zurückkam, doch es warmir ziemlich egal. Ich wollte nach Hause. Ich räumte die Servietten und leeren Becher weg, während die anderen herumstanden und über erfreuliche Dinge wie Weihnachtslieder und Geschenke redeten. Als sich der Raum einigermaßen geleert hatte, ging ich zu meinem Vater und fragte ihn, ob ich früher gehen könne. »Ich fühle mich nicht wohl«, sagte ich. »Ich würde gerne ins Bett gehen.«
    »Haben dich die Prüfungen geschafft?« Dad lachte leise in sich hinein. »Du verdienst deine Ruhe.« Er lehnte sich vor und zeichnete mit den Fingern ein Kreuz auf meine Stirn. »Ich hab ein paar der Damen versprochen, sie nach Oak Park zu fahren, daher kann ich dir nicht den Wagen geben. Ich möchte aber auch nicht, dass du allein nach Hause gehst.« Dad blickte in den hinteren Teil des Raums. »Daniel!«
    »Nein, Dad. Das ist doch Blödsinn.« Ich spürte einen leichten Hauch von Ärger gegen meinen Vater aufkeimen. Das Kreuz, das er auf meine Stirn gezeichnet hatte, schien meine Haut zu verbrennen. Wieso machte er es mir so schwer? »So weit ist es doch gar nicht.«
    »Du läufst nicht allein durch die Dunkelheit.« Dad wandte sich an Daniel, der zu uns herüberkam. »Bist du so nett und begleitest meine Tochter nach Hause?«
    »Ja, Herr Pastor.«
    Es lohnte sich nicht, Einspruch zu erheben, also ließ ich mich von Daniel in die Vorhalle führen. Als sich die Tür zum Studierzimmer hinter uns schloss, trat ich einen Schritt von ihm weg. »Das ist weit genug. Den Rest schaffe ich schon selbst.«
    »Wir müssen miteinander reden«, sagte Daniel.
    »Ich kann nicht länger mit dir reden. Hast du das nicht begriffen?«
    »Warum?«, fragte er. »Nenn mir einen vernünftigen Grund, und ich lasse dich in Ruhe.«
    »Einen vernünftigen Grund?« War dies derselbe Mensch, der mir gesagt hatte, er sei ein Werwolf? War dies derselbe Mensch, der zugegeben hatte, meinem Bruder diese schlimmen Dinge angetan zu haben? »Ist Jude nicht Grund genug?« Ich riss meine Arme in die Höhe und lief auf die Garderobenhaken am Ausgang zu.
    »Jude ist nicht hier«, sagte er und kam mir nach.
    »Stopp, Daniel. Hör einfach auf.« Ich blickte auf meine Mantelknöpfe hinunter. Wieso wollten sie nicht in die richtigen Knopflöcher gehen? »Ich kann nicht mit dir reden oder bei dir sein oder dir helfen, weil du mir Angst machst. Ist das Grund genug?«
    »Grace?« Er fasste nach meinen zitternden Händen.
    Ich schob sie in die Manteltaschen. »Bitte lass mich gehen.«
    »Nicht bevor ich dir nicht gesagt habe … Du musst etwas wissen.« Er legte beide Hände um seinen Anhänger und sagte, als ob es alle Probleme in der Welt lösen könnte: »Ich liebe dich, Grace.«
    Ich wich schwankend zurück. Seine Worte schnitten mir wie ein Messer ins Herz. Sie waren alles, was ich mir zu hören wünschte, und alles, was er am besten nie gesagt hätte. Und sie konnten nichts, aber auch gar nichts ändern.
    Ich wich noch weiter zurück, bis mein Rücken gegen die schwere Eichentür der Pfarrkirche stieß. »Sag das nicht. Das darfst du nicht.«
    Daniel ließ seine Hände herabsinken. »Du hast ja wirklich Angst vor mir.«
    »Ist es nicht das, was du wolltest?«
    Er ließ den Kopf hängen. »Gracie, lass mich in Ordnung bringen, was ich getan habe. Das ist alles, was ich will. Das Einzige, was für mich zählt, bist du.«
    Ich wollte fähig sein, Daniel zu vergeben. Ich wollte es wirklich. Doch selbst mit allem, was Dad gesagt hatte, wusste ich nicht wie. Ich konnte einfach nicht mal eben einen Hebel umlegen und vergessen, was er meinem Bruder angetan hatte. Ich konnte nicht einfach mal eben etwas daran ändern, dass mich etwas in seinem Innern töten wollte, wenn ich seine Liebe zuließ. Doch ebenso wenig konnte ich einfach mal eben aufhören, ihn zu lieben, konnte nicht das Verlangen unterdrücken, ihn zu küssen und bei ihm zu sein.
    Wie konnte ich so weitermachen und ihn jeden Tag sehen? Ich wusste, wenn ich irgendwann nachgäbe, würde ich alles verlieren.
    Ich schob den Türriegel zurück. »Wenn dir wirklich etwas an mir läge, würdest du verschwinden.«
    »Ich habe deinem Vater versprochen, dich nach Hause zu bringen.«
    »Ich meinte ein für alle Mal, Daniel. Dann würdest du endgültig verschwinden.«
    »Ich lasse dich nicht

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