Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)
Innern zu leben, doch es war etwas völlig anderes, für alle Ewigkeit verdammt zu sein.
Ich blätterte weiter und suchte nach einem Anhaltspunkt, der mir mehr verraten könnte.
Die einzigen Dinge, die stark genug wären, einen Urbat tödlich zu verletzen, sind die Zähne oder Hände eines anderen Dämons. Auch kann sein Herz von einem silbernen Gegenstand durchbohrt werden. Man glaubt, daß Silber giftig für diese Kreaturen ist.
Ich wollte nichts mehr über den Tod hören und ging zu einem anderen Brief über.
Meine liebe Katherine,
ich werde eine Entdeckungsreise in die Wälder unternehmen. Der blinde Mann sagt, er könne mir Führer beschaffen, die mich nahe genug an ein Rudel der Urbat bringen, damit ich sie beobachten kann, ohne selbst entdeckt zu werden. Die Reise wird mich zwanzig Mark kosten – alles , was ich habe.
Vater Miguel sagt, der Wind drehe sich zu unserem Vorteil. Er glaubt, daß die Armada morgen näher an die Stadtmauer gelangen kann. Wenn unsere Streitkräfte die Stadt einnehmen, ist das einzig Gute daran vielleicht, daß ich die Bücher in der großen Bibliothek durchstöbern kann, um
darin mehr über die Urbats zu erfahren. Welche Juwelen des Wissens werden dort wohl gelagert sein? Wenn auch nicht aus der Bibliothek, so muß ich doch mehr über diese Hunde des Himmels wissen. Ich werde Vorbereitungen für die Reise treffen. Mein lieber Alexius zögert noch, mir zu folgen, doch ich werde ihn zu überzeugen suchen, denn ich brauche einen Übersetzer. Er scheint die Urbats mehr als die Männer in der Stadt zu fürchten. Wenn ich ihn frage, so äußert er nur: »Der Wolf strebt danach zu töten, was er am meisten liebt.«
Ich ließ das Buch auf den Holzfußboden fallen. Dann lehnte ich mich aus dem Bett und hob es behutsam wieder auf. Kleine Streifen des gelben Papiers ragten aus der Einbindung hervor. Ich öffnete den Buchdeckel und stellte fest, dass sich die eben gelesene Seite sowie ein paar weitere während meiner gedankenverlorenen Lektüre gelöst hatten. Doch mein Schuldgefühl angesichts des beschädigten Buchs war nichts im Vergleich zu den anderen Gedanken, die in meinem Innersten brannten.
Der Wolf strebt danach zu töten, was er am meisten liebt.
Liebte Daniel mich? Er hatte gesagt, ich sei etwas Besonderes. Er hatte gesagt, ich würde etwas ›verursachen‹. Er hatte gesagt, er würde mich vermissen – irgendwie. Aber er hatte nicht gesagt, dass er mich
liebte
.
Doch er hatte mich geküsst wie noch niemand zuvor. Er brachte mich dazu, ihm zu sagen, was ich fühlte.
Dennoch konnte ich nicht vergessen, wie er gezittert und seine Augen geglüht hatten, als ich es gesagt hatte. Erhatte sofort seinen Anhänger verloren und verängstigter ausgesehen, als ich mich gefühlt hatte. Hatte ich mich in diesem Moment in Gefahr befunden? Hatte der Wolf mich töten wollen? Wenn Daniel nicht diesen Anhänger besäße, wäre ich dann schon tot? Oder hätte er mich nur zu einer Kreatur gemacht, einer Kreatur wie er selbst?
Ich legte das Buch weg. Für eine ganze Weile konnte ich keine Fragen – oder Antworten – mehr ertragen.
KAPITEL 21
Hoffnungslos
Vermeiden
Der Versuch, Daniel aus dem Weg zu gehen, war genauso schwierig, wie meinem eigenen Schatten zu entkommen.
Am Freitagnachmittag betrat er Brighton’s Kunstbedarf, gerade als ich dabei war, eine neue Packung mit Pastellkreiden auszusuchen, um diejenigen zu ersetzen, die ich in der Woche vor Thanksgiving zerbrochen hatte. Ich wartete, bis er an der Kasse fertig und gegangen war, bevor ich mit der Schachtel an die Ladentheke trat. Als ich mein Portemonnaie hervorholte, ließ mich das Mädchen hinter der Theke wissen, dass mein ›cooler, scharfer Freund‹ die Kreiden bereits bezahlt habe.
»Und wenn ich sie jetzt nicht mehr will?«
Sie zuckte mit den Achseln und ließ ihre Kaugummiblase platzen.
Ich ließ die Schachtel an der Kasse liegen.
»Bist du dir sicher?«, rief sie mir nach, so als sei ich verrückt geworden.
»Du kannst sie behalten.«
Am Samstag war er in der Pfarrkirche und reparierte eine beschädigte Bank, als ich gerade meinem Vater den Kirchenboten aus dem Kopierladen brachte. Ich legte die Blätter auf seinen Schreibtisch und verließ sein Bürodurch die Tür, die auf die kleine Gasse zwischen Schule und Pfarrkirche führt.
Am Sonntagmorgen sah ich, wie er während Dads Predigt von der Galerie auf mich herunterstarrte. Und am Montag wurde mir klar, dass mich anscheinend jede zu
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