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Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Titel: Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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sowieso im Wald meditieren. Ich muss meinen Geist darauf vorbereiten, wenn ich Sirhan befreien will.« Gabriel nahm meine Hand. »Ich möchte gerne, dass du uns zur Hütte deines Großvaters begleitest, Grace. Zeig mir genau, wie du Daniel vom Fluch des Wolfs befreit hast, damit ich alles richtig mache. Aber ich fürchte, dass du noch einen Schultag versäumen wirst.«
    An welchem Punkt in meinem Leben war es eigentlich dazu gekommen, dass sich In-die-Schule-gehen wie etwas völlig Absurdes anhörte? »Ja, natürlich«, antwortete ich, wenngleich ich nicht wusste, ob es möglich war, jemandem zu zeigen , wie er es machen sollte. Aber immerhin konnte ich mit moralischer Unterstützung für diesen Töte-deine-Liebsten-um-sie-zu-retten-Club aufwarten.
    »Ich möchte auch, dass du mitkommst, Daniel. Als sein Nachfolger solltest du anwesend sein, wenn er stirbt.«
    »Ja, sicher«, sagte Daniel.
    Gabriel ließ meine Hand los und klopfte Daniel auf die Schulter. »Wir müssen dafür sorgen, dass Sirhan die nächsten Tage überlebt. Dann hast du einen ganzen Monat, um dich auf die Zeremonie vorzubereiten.«
    »Wenn er im Verborgenen stirbt«, fragte ich, »könnten wir es dann nicht geheim halten? Nur für ein paar Tage. Wir könnten die Mondfinsternis abwarten und es dann allen erzählen. Dann hätten wir trotzdem einen ganzen Monat, um uns auf die Zeremonie vorzubereiten.«
    »Das wäre gegen die Gesetze des Rudels«, sagte einer der Ältesten.
    »Ja, aber könnten wir denn dieses Gesetz nicht etwas weniger streng interpretieren?«
    Gabriel schüttelte den Kopf. »Du kannst es gerne versuchen, aber wenn das Todesheulen erst einmal losgeht, wird jeder wissen, dass Sirhan gestorben ist. Geheimhaltung würde nichts nützen.«
    »Was ist das Todesheulen?«
    »Wenn ein wahrer Alpha stirbt, wird es sein Rudel sofort spüren. Dann werden sie zu seinen Ehren ein Geheul anstimmen, egal wo sie sind. Es handelt sich um ein übernatürliches Phänomen, das man nicht aufhalten kann. Und dann werden andere Urbats, ja sogar normale Wölfe und gewöhnliche Hunde den Ruf aufnehmen und fortsetzen. Wenn das Todesheulen erst einmal ertönt, wird sich die Nachricht von Sirhans Tod schnell herumsprechen. Und jeder Urbat, der es auf die Position des Alphas abgesehen hat, wird wissen, dass die Zeit gekommen ist.«
    »Oh«, sagte ich. Mal im Ernst, was hätte ich sonst antworten können?
    Einer der Wächter hob Sirhan von seinem Stuhl. Ein anderer nahm die Sauerstoffflasche.
    »Ich werde euch den Weg zu meinem Quartier zeigen und mich dann in die Wälder zurückziehen«, sagte Gabriel und machte den beiden ein Zeichen, ihm zu folgen.
    »Sei vorsichtig«, sagte ich laut und warf einen Blick auf die versammelte Menge. »Der Sheriff hat zu einer großen Wolfsjagd geblasen. Wirklich niemand sollte sich heute Nacht in den Wolf verwandeln. Es sei denn, jemand möchte als Trophäe an irgendeiner Wand enden.«
    Die Männer blickten einander fragend an, aber ich hoffte, dass meine Bemerkung ihnen helfen würde, den inneren Wolf in Schach zu halten.
    »Danke für die Warnung«, entgegnete Gabriel und verließ mit Sirhans Begleitern den Saal.
    »Ich hoffe, dass Sirhan durchhält«, sagte ich zu Daniel.
    »Ich auch«, sagte er. Seine Stimme klang, als würde plötzlich die Last der ganzen Welt auf seinen Schultern liegen.

KAPITEL 29
    Vorahnung
    Später am Abend
    Die nächsten paar Stunden verbrachten wir damit, für unsere ungefähr 35 unerwarteten Gäste nach Schlafplätzen zu suchen. In Rose Crest gab es keine Hotels, und die meisten der Ältesten aus dem Rudel wollten nicht allzu weit entfernt von Sirhan übernachten. Also durchkämmten Mom und ich die Wandschränke in unserem Haus und zogen Bettdecken, alte Kissen, ungenutzte Klamotten und alles Mögliche hervor, um daraus ein paar improvisierte Schlaflager zu bauen.
    Es war schon merkwürdig: Noch vor wenigen Stunden hatte ich befürchtet, dass uns diese Urbats töten würden – und jetzt machte ich mir Sorgen, dass sie es auf dem harten Holzfußboden des Gemeindesaals auch schön bequem hatten.
    Und nachdem sie Daniel als Sirhans Nachfolger und mich als seine Gefährtin akzeptiert hatten, behandelten sie uns mit dem größten Respekt.
    »Ich konnte nur was für ungefähr zwanzig Leute finden«, sagte ich, als ich mit ein paar Kartons alter Babydecken, Bettwäsche und Schlafsäcken zur Pfarrkirche kam.
    »Das muss dann wohl einfach reichen«, sagte Jude und nahm mir einen der Kartons ab. Ich lächelte

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