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Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Titel: Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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fiel aber schlaff vornüber.
    Gabriel kniete sich neben seinen Alpha und half ihm, sich aufzurichten. Die beiden Wächter hielten Sirhan fest. »Du musst«, sagte Gabriel. »Zwei Tage reichen nicht für die Vorbereitung der Zeremonie. Wir brauchen mehr Zeit.«
    »Was hat das mit diesen zwei Tagen auf sich?«, fragte ich. »Und was hat der Vollmond damit zu tun?«
    »Es gibt strenge Gesetze für die Zeremonie der Herausforderung«, erklärte Gabriel. »Nicht nur, was den Ort anbetrifft, sondern auch den Zeitpunkt. Die Zeremonie darf nicht weiter als hundert Schritte von dem Ort stattfinden, an dem der Alpha gestorben ist. Und nach dem Tod des Alphas muss sie am zweiten Tag des darauf folgenden Vollmonds um Mitternacht durchgeführt werden. Wenn Sirhan also heute oder morgen stirbt, dann muss die Zeremonie an diesem Samstag abgehalten werden. Wenn der Mond am vollsten ist.«
    »Das wäre allerdings sehr ruhmvoll, nicht wahr?«, murmelte Sirhan in sich hinein. »Eine Zeremonie der Herausforderung in der Nacht des Blutmonds. Wie poetisch. Und diese Macht …«
    Eine Sekunde fragte ich mich, ob Sirhans rapider Verfall eine plötzlich einsetzende Demenz verursachte, aber dann begriff ich, wovon er sprach. »Die Nacht des Blutmonds? Meint er die Mondfinsternis?« Ich sah Daniel an. »An diesem Samstag gibt es eine totale Mondfinsternis. Wir sollen sie für unsere Astronomieklasse beobachten. Dr. Richards sagte, der Mond würde dunkelrot scheinen.« Ich wandte mich wieder zu Gabriel und Sirhan. »Hat eine Mondfinsternis irgendeine Auswirkung auf die Urbats?«
    »So viel Macht«, sagte Sirhan. »Es wäre so ruhmvoll.«
    »Nein, Sirhan. Es wäre viel zu gefährlich.« Gabriel sah uns an. »Irgendetwas an der Stellung von Sonne, Mond und Erde während einer Mondfinsternis verstärkt die Macht des Wolfs um das Zehnfache. Der Einfluss des Wolfs wäre überwältigend. Und wenn ein Urbat die Kraft des Blutmonds heraufbeschwören kann, dann würde ihn das überaus mächtig machen. Eine Herausforderungszeremonie während der Mondfinsternis wäre also viel zu gefährlich.« Er hielt Sirhans Hand fest. »Du musst also etwas länger durchhalten, mein Bruder. Zwei Tage sind nicht genug für die Vorbereitungen.«
    »Nun gut. Ich lebe seit neunhundertneunundneunzig Jahren. Was machen zwei Tage da schon aus?« Er stieß ein leises, krächzendes Lachen aus und richtete sich dann auf. Mit einer mühsamen Bewegung seines lederartigen, verdorrten Arms zeigte er auf Daniel. »Und in der Zwischenzeit wirst du den Kalbi-Jungen töten.«
    »Was?«, schrie ich.
    Die fünf Speere zielten plötzlich auf Daniel, der ungerührt dastand.
    »Das war kein Teil der Abmachung, Sirhan!«, sagte ich. »Daniel soll Neutralität gewährt werden.«
    Lisa löste sich aus der Gruppe der Ältesten und eilte zu Sirhan. »Sei vernünftig«, bat sie.
    »Halte deinen Teil der Absprache ein«, sagte Gabriel.
    Sirhan packte Lisas und Gabriels Hand mit einer Heftigkeit, die ich ihm gar nicht mehr zugetraut hätte. Lisas Gesicht verzog sich vor Schmerz. Sirhan ähnelte einem tollwütigen, verwirrten Raubtier. »Nein!«, brüllte er. »Ein wahrer Alpha mit all der Macht, doch ohne den Fluch? Keinem Sohn von Caleb Kalbi darf das erlaubt werden. Keinem Sohn von Caleb Kalbi darf es erlaubt sein, überhaupt zu leben .«
    »Das ist der Wolf in dir, Sirhan«, sagte Gabriel. »Komm zur Besinnung. Der Junge hat dir nichts getan.«
    »Er hat das Blut von Caleb Kalbi in sich, dem selbstsüchtigsten und verräterischstem Urbat, der mir je begegnet ist. Das allein ist ein guter Grund.«
    »Daniel und ich gehören zusammen«, sagte ich. »Wenn du ihn tötest, dann musst du auch mich umbringen. Und dann gibt es keine ›Göttliche‹ mehr.«
    »Das interessiert mich nicht mehr.« Sirhan klatschte in seine räudigen Hände. Einer der Wächter drehte sich zu mir und war bereit, die scharfe Speerspitze in meinen Hals zu rammen. »Du hast uns schon verraten, was wir über die Befreiung vom Fluch wissen müssen.«
    Mist. Dieser Punkt ging an ihn.
    »Sirhan«, sagte Gabriel. »Dieses Mädchen hat so viel zu geben. Und der Junge ist vielleicht unsere einzige Hoffnung …«
    »Ruhe«, bellte Sirhan.
    »Moment mal«, sagte ich. »Es stimmt, in Daniels Adern fließt Calebs Blut, aber auch deins. Er ist dein Enkel, verdammt noch mal. Und er ist noch viel mehr als das. Er hat es immer wieder unter Beweis gestellt. Und einmal mehr, als er sich dir freiwillig ausgeliefert hat. Würde Caleb das

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