Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)
und ich habe die Verpflichtung, sie zu zerstören. Aber die anderen möglichen Herausforderer? Sie verdienen doch nicht den Tod, nur weil sie meine Autorität in Zweifel ziehen. Ich werde sie nicht töten.«
»Wenn du diesen Ring einmal betreten hast, kannst du dich entweder unterwerfen oder die anderen zur Unterwerfung zwingen«, sagte Jarem. »Du tötest oder wirst getötet.«
»Er ist ja genauso schlimm wie Gabriel«, sagte ein schwarzbärtiger Ältester, der Bellamy hieß. Lisa hatte mir erzählt, er habe behauptet, einer der echten Piraten der Karibik gewesen zu sein. »Wir werden das Rudel auf jeden Fall an Caleb verlieren, egal welchen Feigling wir uns aussuchen.«
»Er ist kein Feigling«, wandte ich ein. »Er ist aber auch kein fünfhundert Jahre alte Barbar, der sinnloses Töten für die richtige Lösung hält.«
»Ich werde kämpfen«, sagte Daniel. »Und ich werde meine Magie einsetzen oder was immer das ist. Aber außer Caleb werde ich keinen der anderen Herausforderer töten.«
Lisa blickte Daniel stolz und bewundernd an. »Dann wird die Strategie wohl so aussehen, dass du die anderen Herausforderer so schwer verletzen musst, bis sie sich freiwillig unterwerfen.«
Daniel schluckte. Ich wusste, dass es ihm nicht gefiel, jemandem auf diese Weise Schaden zufügen zu müssen. Allerdings protestierte er auch nicht gegen Lisas Vorschlag. »Immer noch besser, als irgendwelche Fremden wahllos zu töten.«
»Dann wirst du verlieren«, sagte Bellamy und blickte Daniel ins Gesicht. »Vielleicht hatte Marrock ja recht, als er das Rudel verlassen hat. Du bist noch viel zu sehr ein Kind, um begreifen zu können, was es heißt, ein Rudel anzuführen.«
Daniel ließ sich nicht einschüchtern und erwiderte Bellamys starrenden Blick. »Du kannst mich dort im Ring gerne selbst herausfordern«, erwiderte er und spannte die Kiefermuskeln. Ich konnte förmlich spüren, wie die Kraft von Daniels Schultern abstrahlte.
»Nein«, sagte Bellamy. »Aber ich habe dich gewarnt. Wenn du nicht töten willst, dann wirst du selbst getötet.« Er zeigte auf mich. »Und deine Freundin auch.«
Als er meinen Namen erwähnte, schaute Daniel weg.
»Nicht unbedingt«, sagte Talbot, der bis jetzt geschwiegen hatte, und rückte seine Baseballmütze zurecht. »Was wäre denn, wenn einer der Herausforderer jeden anderen ausschalten würde, der sich dir nicht unterwerfen will?«
»Für dieses Szenario gibt es keine Garantie«, sagte Jarem. »Die Herausforderer werden sich natürlich auch untereinander bekämpfen, aber wir können nicht einfach nur hoffen, dass sie sich gegenseitig umbringen und den Job für uns erledigen.«
»Aber was wäre, wenn es eine Garantie gäbe?«, fragte Talbot. »Was wäre, wenn ich den Ring als Herausforderer betreten würde?«
Daniel runzelte die Stirn. »Du willst mich herausfordern?«
»Nein. Ich wäre ein Strohmann. Ich würde Seite an Seite mit dir und Grace kämpfen, hätte aber keinerlei Skrupel, jeden zu töten, der versucht ihr wehzutun. Ich wäre dann so was wie dein heimlicher Vollstrecker – wenn es die Umstände erfordern.«
Mein Vater hob plötzlich die Hand. »Ich kann diese Idee nicht gutheißen. Und ich will nichts mehr davon hören, dass ihr andere Menschen töten werdet …«
»Dann sollten Sie vielleicht nach Hause gehen«, fauchte Bellamy.
»Auch wenn es die einzige Möglichkeit ist, Ihren Sohn zurückbekommen zu können?«, fragte Jarem meinen Dad.
Dad erwiderte nichts und ließ die Hände sinken.
Daniel schaute Talbot noch immer skeptisch an. »Und was dann?«, fragte er ihn. »Was tust du am Ende der Zeremonie?«
»Dann unterwerfe ich mich dir«, sagte Talbot. »Und stelle somit sicher, dass du als Letzter übrig bleibst.«
»Und was hättest du dann davon?«, fuhr Daniel fort.
»Dein Vertrauen. Und einen Platz in deinem Rudel. Mit Ausnahme meiner kurzen Zeit bei den Shadow Kings, war ich seit meinem dreizehnten Lebensjahr allein. Ich will einen Ort haben, wo ich hingehöre.« Er schenkte Daniel dieses typische, warme Lächeln, das dich glauben ließ, du wärest schon seit Ewigkeiten mit ihm befreundet.
»Der Plan gefällt mir«, sagte Jarem.
Daniel seufzte und sah mich an. »Du solltest auch etwas dazu sagen, Grace. Sollen wir Talbot in den Ring lassen? Dann kämpfen wir und überlassen ihm die Drecksarbeit?«
Ich sah von Daniel zu Talbot und dann zu meinem Vater. Er drehte sich weg, sodass ich sein Gesicht nicht sehen konnte. Es war bestimmt nicht leicht für ihn
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