Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)
zum Teufel soll das bedeuten?«, fragte Talbot.
»Wendy, aus Peter Pan!«, brüllte ich ihn an. Ich bin sicher, dass ich mich völlig verrückt angehört haben musste. Aber ich konnte es nicht ändern. »Peter und die verlorenen Jungs ziehen los, um die Piraten zu bekämpfen, während Wendy zu Hause bleiben und ihr idiotisches Baumhaus sauber machen soll. Ohne mich, sage ich euch. Ich werde mich nicht abschieben lassen. Ich kämpfe um meinen kleinen Bruder, und damit basta!«
»Das ist völlig idiotisch«, sagte Talbot zu Daniel. »Sag ihr, dass sie zur Vernunft kommen soll.«
Daniel stellte sich neben mich. »Wenn Grace kämpfen will, dann wird sie auch kämpfen.«
Talbot zog ein finsteres Gesicht. Sein Verhalten ergab keinen Sinn. Schließlich war er derjenige, der mir das Kämpfen beigebracht und mich ermutigt hatte, meine Kräfte einzusetzen. Warum wollte er unbedingt, dass ich mich von der Zeremonie fernhielt?
»Wenn Caleb sie im Kampf dabeihaben will«, sagte Talbot, »dann will er sie entweder persönlich töten, oder er versucht, sie so wütend zu machen, dass sie ihn umbringen will und damit ein für alle Mal dem Fluch des Wolfs verfällt.«
»Dazu wird es nicht kommen«, sagte Daniel und legte mir die Hand auf den Rücken. »Denn ich werde Caleb Kalbi töten.«
»Daniel?« Ich sah ihn an.
»Wenn ich wirklich dieses Ding bin, dieser Hund des Himmels, und wenn Gott mich dazu auserwählt hat, das Böse zu vernichten, dann werde ich es tun. Und mit Caleb anfangen.«
»Aber hast du nicht gesagt, dass nur Gelals und Akhs das wirklich Böse darstellen? Caleb ist noch immer menschlich. Du hast gesagt, er könne noch immer wählen, sich zu verändern …«
Daniel schüttelte den Kopf. »Das ist der Beweis, den ich brauchte, Grace. Dass er uns jetzt mit James erpresst, beweist nur, dass es in Caleb keinen Funken Menschlichkeit mehr gibt. Auch wenn ich mir das noch so sehr gewünscht hätte. Er ist das pure Böse – ob er nun ein menschliches Herz hat oder nicht. Und ich bin von dem Fluch des Werwolfs nicht länger betroffen. Ich kann ihn töten, ohne mich dabei zu verlieren.«
»Daniel …« Ich schaute in seine dunklen Augen und wusste, dass er bereit war zu tun, was nötig war. Er hatte seine Bestimmung als Hund des Himmels angenommen.
»Entschuldigung?«, ertönte Jarems akzentuierte Stimme aus der Gruppe der Ältesten. »Habt ihr schon mal daran gedacht, dass Caleb James vielleicht deswegen entführt hat, um uns von unserer Vorbereitung auf die Zeremonie abzulenken? Uns aus dem Konzept zu bringen, wie man so schön sagt? Wir haben bereits wertvolle Stunden verloren, die wir mit Planungen und Vorbereitung hätten ausfüllen sollen.«
Die anderen Ältesten, einschließlich Lisa, nickten.
»Die Nachricht besagt, dass sie deinen kleinen Bruder zur Zeremonie mitbringen werden«, sagte Lisa. »Wenn sie das vorhaben, können wir also davon ausgehen, dass er noch am Leben ist. Und wenn es keine andere Möglichkeit gibt, um James zu finden, dann müssen wir vielleicht akzeptieren, dass wir ihn am ehesten dadurch zurückbekommen, indem wir uns so gut wie möglich auf die Zeremonie vorbereiten.«
Daniel sah mich an. Ich nickte. »So sei es«, sagte er.
Uns blieben neununddreißig Stunden bis zur Zeremonie. Wir würden für alles gewappnet sein, um Caleb und die Shadow Kings abwehren zu können.
KAPITEL 33
Vorbereitungen
Freitag, 11 Uhr vormittags, noch 37 Stunden bis zur Zeremonie
Unsere Ratsversammlung entschied zuerst, dass wir uns mit der Umgebung der Frightmare Farm vertraut machen und unsere Kampfarena kennenlernen müssten. Also machten sich die Ältesten des Etlu-Clans sowie die Ältesten, die Daniel und ich ausgewählt hatten – mein Vater, Talbot und Jude – mit den verlorenen Jungs im Schlepptau auf den Weg. Je näher die Zeremonie heranrückte, desto enger schienen die Jungs bei Daniel und mir sein zu wollen. Ihre Anhänglichkeit rührte und beruhigte mich, ging mir aber auch ein bisschen auf die Nerven.
»Was machen wir eigentlich, wenn die Besitzer plötzlich auftauchen sollten?«, fragte ich Gabriel, als wir zur Farm hinüberfuhren. Das Gelände mochte zwar als Halloween-Attraktion für eine Weile unbeaufsichtigt gewesen sein, aber noch immer gab es jemanden, dem die Farm gehörte. Und bei unserem Glück wäre es nicht ausgeschlossen, dass die Besitzer während der Zeremonie zu einer kleinen Inspektion vorbeikommen könnten.
»Das dürfte kein Problem werden«, erwiderte Gabriel und
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