Urbi et Orbi
müssen wohl Irma Rahn sein.«
»Woher kennen Sie meinen Namen?«
Michener stand zwischen den beiden und hoffte, dass Ambrosi den Brief auf dem Tisch übersehen würde. »Er hat deine Briefe gelesen. Als ich gestern von Rom aufbrach, konnte ich sie nicht alle mitnehmen.«
Irma bedeckte den Mund mit der Hand. Ein Keuchen entrang sich ihren Lippen. »Der Papst weiß Bescheid?«
Michener zeigte auf Ambrosi. »Wenn dieses Arschloch Bescheid weiß, dann weiß auch Valendrea Bescheid. «
Sie bekreuzigte sich.
Er sah Ambrosi an und verstand sofort. »Sagen Sie mir, wo Katerina ist. «
Die Mündung zeigte noch immer auf ihn. »Vorläufig ist sie in Sicherheit. Aber Sie wissen genau, was ich will.«
»Und woher wissen Sie, dass ich es habe?«
»Entweder Sie selbst haben es oder diese Frau.«
»Ich dachte, Valendrea hätte mir den Auftrag gegeben, das Verlorene zu finden. « Er hoffte nur, dass Irma den Mund hielt.
»Sie hätten es doch nur an Kardinal Ngovi geschickt.«
»Ich weiß nicht, was ich getan hätte.«
»Oh doch, das wissen Sie.«
Er hätte Ambrosi am liebsten in seine arrogante Fresse geschlagen, aber da war nun einmal die Pistole.
»Ist Katerina in Gefahr?«, fragte Irma.
»Es geht ihr bestens«, antwortete Ambrosi.
»Jetzt mal ehrlich, Ambrosi, Katerina ist Ihr Problem«, sagte Michener. »Sie war Valendreas Spionin. Mir ist sie scheißegal.«
»Es wird ihr das Herz brechen, das zu hören.«
Michener zuckte mit den Schultern. »Sie hat sich selbst in diese Lage hineinmanövriert, da soll sie auch zusehen, wie sie wieder herauskommt.« Er fragte sich, ob er Katerina damit in Gefahr brachte, aber wenn er jetzt Schwäche zeigte, konnte das tödlich sein.
»Ich will Tibors Übersetzung«, sagte Ambrosi.
»Ich habe sie nicht.«
»Aber Clemens hat das Dokument hierher geschickt. Das stimmt doch?«
»Ich weiß es nicht … noch nicht. « Er musste Zeit gewinnen . » Aber ich kann es herausfinden. Und noch etwas.« Er deutete auf Irma. »Wenn ich das Gesuchte finde, möchte ich, dass Sie diese Dame hier in Ruhe lassen. Die Sache hat nichts mit ihr zu tun. «
»Clemens hat sie in die Angelegenheit verwickelt, nicht ich.«
»Wenn Sie die Übersetzung wollen, ist das die Bedingung. Andernfalls gebe ich sie der Presse.«
Michener bemerkte ein winziges Zucken in Ambrosis eiskalter Miene. Michener hätte beinahe gelächelt. Er hatte richtig geraten. Valendrea hatte seinen Handlanger losgeschickt, um das Dokument zu zerstören, nicht um es zu bergen.
»Ich betrachte diese Frau als unbeteiligt«, erklärte Ambrosi. »Vorausgesetzt, sie hat das Dokument nicht gelesen.«
»Sie versteht kein Italienisch.«
»Sie allerdings schon, Michener. Vergessen Sie also meine Warnung nicht. Sollten Sie sich dafür entscheiden, mein Verbot zu übertreten, lassen Sie mir keine Wahl. «
»Woher würden Sie denn wissen, ob ich es gelesen habe, Ambrosi?«
»Ich gehe davon aus, dass man sich da schlecht verstelle n k ann. Vor dieser Botschaft sind Päpste erzittert. Lassen Sie es also sein, Monsignore. Die Sache geht Sie nichts mehr an.«
»Für jemanden, den das alles nichts angeht, haben Sie mich aber ganz schön beansprucht. Ich erinnere nur an den Besuch, den ich gestern Abend bekam.«
»Davon weiß ich nichts.«
»Das würde ich an Ihrer Stelle auch behaupten.«
»Was ist mit Clemens?«, fragte Irma mit flehender Stimme. Sie dachte anscheinend noch immer über die Briefe nach.
Ambrosi zuckte mit den Schultern. »Sein Andenken liegt ganz in Ihrer Hand. Ich möchte die Presse außen vor halten. Sollte das aber misslingen, werden wir gewisse Informationen durchsickern lassen, die sein Andenken, tja, ruinieren würden, um es gelinde auszudrücken … und Ihren Ruf übrigens auch. «
»Sie wollen öffentlich erklären, auf welche Weise er gestorben ist?«, fragte sie.
Ambrosi warf Michener einen Blick zu. »Sie weiß Bescheid?«
Er nickte. »Wie Sie selbst offensichtlich auch.«
»Gut. Das macht die Dinge einfacher. Ja, wir würden das Geheimnis lüften, wenn auch nicht offiziell. Gerüchte können da wesentlich wirkungsvoller sein. Noch heute glauben viele Menschen, dass Johannes Paul I., Gott hab ihn selig, ermordet wurde. Stellen Sie sich nur vor, was alles über Clemens geschrieben würde. Die paar Briefe in unserer Hand würden reichen, um ihn vollständig zu kompromittieren. Wenn der Verstorbene Ihnen teuer ist, wovon ich doch ausgehe, sollten Sie in dieser Sache mit uns kooperieren. Dann wird niemand
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