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Urbi et Orbi

Urbi et Orbi

Titel: Urbi et Orbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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recht wertvoll sein.«
    Ambrosi grinste. »Glauben Sie, dass Katerina Lew uns hilft?«
    Der Staatssekretär ließ sich die Frage durch den Kopf gehen und überlegte, was er über Michener wusste und was er jetzt über Katerina Lew vermutete. »Wir werden sehen, Paolo.«

7
    20.30 Uhr
     
    M ichener stand vor dem Hochaltar im Petersdom. Die Kirche war nun geschlossen, und außer dem Reinigungspersonal, das die riesige Marmorfläche wienerte, störte niemand die Stille. Michener lehnte sich gegen eine dicke Balustrade und sah zu, wie die Putzkräfte die Marmorstufen wischten und den Schmutz und Abfall des Tages beseitigten. Unmittelbar unter ihm lag das Grab des Heiligen Petrus, das den theologischen und künstlerischen Bezugspunkt der christlichen Weltgemeinde darstellte. Michener drehte sich um, legte den Kopf in den Nacken und betrachtete Berninis reich verzierten baldacchino . Dann blickte er in Michelangelos Kuppel hinauf, unter der der Altar, wie jemand einmal bemerkt hatte, wie in Gottes gewölbter Hand lag.
    Er dachte an das Zweite Vatikanische Konzil und stellte sich vor, wie in den Bänken des Kirchenschiffs dreitausend Kardinäle, Priester, Bischöfe und Theologen aller möglichen Konfessionen Platz gefunden hatten. Im Jahr 1962 war er ein Junge, der die Erstkommunion schon hinter sich und die Firmung noch vor sich hatte. Er lebte in der Nähe des Savannah River im südöstlichen Georgia und ging in eine katholische Schule. Was damals im fernen Rom vor sich ging, hatte keinerlei Bedeutung für ihn gehabt. Später hatte er dann Filmaufzeichnungen der Eröffnungssitzung gesehen, bei denen Johannes XXIII. gebeugt auf seinem Thron saß und eindringlich an Traditionalisten und Progressive appellierte, doch zusammenzuarbeiten, um unsere irdische Stadt jener himmlischen Stadt ähnlicher zu machen, in der die Wahrheit regiert. So etwas hatte es noch nie gegeben. Ein absoluter Monarch, der seine Untergebenen zusammenrief, damit sie ihn bei tiefgreifenden Reformen berieten. Drei Jahre lang hatten die Delegierten über Religionsfreiheit, das Judentum, den Laienstand, über Ehe, Kultur und Priesterstand debattiert. Am Ende war die Kirche eine andere. Manche waren der Meinung, sie habe sich nicht genug geändert, anderen war es deutlich zu viel.
    In seinem Leben war es ihm ähnlich ergangen.
    Er war in Irland zur Welt gekommen, aber in Georgia aufgewachsen. Seine Ausbildung begann in Amerika und endete in Europa. Trotz seiner binationalen Herkunft galt er in der italienisch dominierten Kurie als Amerikaner. Zum Glück verstand er das komplizierte Spannungsgefüge seiner Umgebung sehr gut. Schon einen Monat nach seiner Ankunft waren ihm die vier vatikanischen Überlebensregeln in Fleisch und Blut übergegangen: Erstens: Denke niemals etwas Originelles. Zweitens: Sollte dir aus irgendeinem Grund doch eine Idee kommen, sprich sie nicht aus. Drittens: Halte absolut niemals einen Gedanken schriftlich fest. Und viertens: Solltest du doch einmal so töricht gewesen sein, etwas zu notieren, dann unterschreibe es nicht.
    Er blickte sich wieder in der Kirche um und bewunderte die harmonischen Maße, die von einem nahezu vollkommen architektonischen Gleichgewicht zeugten. Hier lagen hundertdreißig Päpste begraben, und er hatte gehofft, heute Abend zwischen ihren Grabstätten eine gewisse innere Ruhe zu finden.
    Doch seine Sorgen um Clemens ließen nicht nach.
    Er griff unter seine Soutane und zog zwei gefaltete Blätter heraus. Seine Nachforschungen über Fatima waren um die drei Botschaften der Heiligen Jungfrau gekreist. Was auch immer den Papst umtrieb, diese Worte schienen entscheidend zu sein. Michener entfaltete die Seiten und las Schwester Lucias Bericht des ersten Geheimnisses:
     
    U nsere Liebe Frau zeigte uns ein großes Feuermeer, das in der Tiefe der Erde zu sein schien. Eingetaucht in dieses Feuer sahen wir die Teufel und die Seelen, als seien es durchsichtige schwarze oder braune, glühende Kohlen in menschlicher Gestalt. Diese Vision dauerte nur einen Augenblick.
     
    D as zweite Geheimnis knüpfte unmittelbar an das erste an:
     
    I hr habt die Hölle gesehen, wohin die Seelen der armen Sünder kommen, erklärte uns Unsere L iebe Frau. Um sie zu retten, will Gott in der Welt die Andacht zu meinem Unbefleckten Herzen begründen. Wenn man tut, was ich euch sage, werden viele Seelen gerettet werden, und es wird Friede sein. Der Krieg wird ein Ende nehmen. Wenn man aber nicht aufhört, Gott zu beleidigen, wird unter

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