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Urbi et Orbi

Urbi et Orbi

Titel: Urbi et Orbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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Leidenschaftlichkeit und Ehrgeiz.
    »Wirklich zum Lachen, Paolo. Die beiden reden Deutsch, als wären sie die einzigen Menschen auf der Welt, die diese Sprache verstehen.« Valendrea schaltete das Tonband aus . » Diese Frau, mit der Monsignore Michener offensichtlich bekannt ist, scheint unserem guten Papst Sorgen zu bereiten. Erzählen Sie mir von ihr. «
    Sie saßen in einem fensterlosen Gesellschaftszimmer im zweiten Stock des Apostolischen Palasts, wo der Kardinalstaatssekretär über etliche Räumlichkeiten verfügte. Dort standen die Empfangs- und Aufnahmegeräte in einem verschließbaren Schrank. Valendrea machte sich keine Sorgen, dass irgendjemand diese Geräte entdecken könnte. Es gab hier über zehntausend Zimmer, Empfangssäle und Korridore, die zum größten Teil hinter verschlossenen Türen lagen, und so war die Gefahr, dass jemand in diesen mittelgroßen Raum hier eindringen könnte, ziemlich gering.
    »Sie heißt Katerina Lew. Ihre Eltern sind rumänische Flüchtlinge, die mit ihr in ihrer Teenagerzeit das Land verließen. Ihr Vater war Juraprofessor. Sie hat studiert. Ein Abschluss an der Universität München, ein anderer an einem belgischen Eliteinstitut. In den späten Achtzigerjahren ist sie nach Rumänien zurückgekehrt und war dabei, als Ceau º escu gestürzt wurde. Sie ist eine stolze Revolutionärin.«
    Valendrea spürte den Anklang von Belustigung in Ambrosis Stimme. »Sie hat Michener während ihrer gemeinsamen Studienzeit in München kennen gelernt. Die beiden hatten eine Affäre, die sich über einige Jahre hinzog. «
    »Woher wissen Sie das alles?«
    »Michener und der Papst haben schon öfter über dieses Thema gesprochen.«
    Valendrea überflog stets nur die wichtigsten Bänder, Ambrosi dagegen hörte sich alles an. »Sie haben das bisher noch nie erwähnt.«
    »Es kam mir unwichtig vor, bis der Heilige Vater Interesse an der Verhandlung des Tribunals zeigte.«
    »Vielleicht habe ich Monsignore Michener ja unterschätzt. Jetzt kommt er einem geradezu menschlich vor. Ein Mann mit Vergangenheit. Und Sünden. Diese Seite an ihm gefällt mir sehr. Erzählen Sie mir mehr. «
    »Katerina Lew hat für eine Reihe von europäischen Zeitungen gearbeitet. Sie nennt sich Journalistin, ist aber eher eine freiberufliche Autorin. Sie war schon beim Spiegel , beim Herald Tribune und bei der Londoner Times , ist aber nie lange geblieben. Politisch steht sie links und vertritt radikale religiöse Ansichten. Ihre Artikel sind nicht schmeichelh aft für die organisierte Frömmigkeit. Sie ist Mitautorin von drei Büchern. Zwei über die deutschen ›Grünen‹ und eins über die katholische Kirche in Frankreich. Keines hat sich sonderlich gut verkauft. Sie ist ausgesprochen intelligent, aber ziemlich undiszipliniert.«
    Valendrea roch den Braten. »Ve rmutlich ist sie auch ehrgeizig.«
    »Sie war nach ihrer Trennung von Michener zweimal verheiratet. Beide Male nur kurz. Der Kontakt zu Father Kealy kam auf ihre Initiative zustande. Seit einigen Jahren arbeitet si e i n Amerika. Eines Tages tauchte sie in seinem Büro auf, und seitdem sind sie zusammen.«
    Valendreas Neugierde war geweckt. »Haben die beiden was miteinander?«
    Ambrosi zuckte mit den Schultern. »Schwer zu sagen. Aber sie scheint was für Priester übrig zu haben. Ich denke also schon.«
    Valendrea setzte die Kopfhörer wieder auf und ließ das Wiedergabegerät laufen. Clemens ’ Stimme war zu hören. Mein Brief an Hochwürden Tibor ist gleich fertig. Ich werde um eine schriftliche Antwort bitten, aber falls er mit Ihnen sprechen will, hören Sie ihm zu, befragen Sie ihn nach Herzenslust, und berichten Sie mir alles. Er nahm den Kopfhörer ab. »Was hat der alte Narr vor? Wieso schickt er Michener hinter einem achtzig Jahre alten Priester her? Welchen Zweck mag das haben?«
    »Tibor ist außer Clemens der einzige noch lebende Mensch, der die Geheimnisse von Fatima, die in der Riserva aufbewahrt werden, mit eigenen Augen gesehen hat. Johannes XXIII. hat dem Geistlichen persönlich den Originaltext der Schwester Lucia übergeben.«
    Bei der Erwähnung von Fatima wurde es Valendrea ganz komisch im Bauch. »Haben Sie Tibor ausfindig machen können?«
    »Ich habe eine Adresse in Rumänien.«
    »Wir müssen diese Sache genau im Auge behalten.«
    »Das sehe ich. Erfahre ich auch, warum?«
    Valendrea wollte es nicht erklären, jedenfalls nicht, bevor es unbedingt nötig war. »Mir scheint, ein bisschen Hilfe beim Überwachen Micheners könnte

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