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Urbi et Orbi

Urbi et Orbi

Titel: Urbi et Orbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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er.
    »Dann wissen Sie, dass ich auch darin wenig gesagt habe.«
    »Was hat Sie veranlasst, eine Reproduktion von Schwester Lucias Botschaft anzufertigen?«
    »Schwer zu erklären. Als ich an jenem Tag von Johannes zurückkehrte, entdeckte ich den Abdruck auf meinem Schreibblock. Ich fragte im Gebet um Rat, und etwas drängte mich, die Seite zu schraffieren und die Schrift herauszuholen.«
    »Und warum haben Sie den Text all die Jahre aufgehoben?«
    »Das habe ich mich selbst auch schon gefragt. Ich weiß nicht warum, ich weiß nur, dass ich es getan habe.«
    »Und warum haben Sie schließlich beschlossen, Kontakt zu Papst Clemens aufzunehmen?«
    »Es ist nicht richtig, was mit dem dritten Geheimnis geschehen ist. Die Kirche war nicht ehrlich zu den Gläubigen. Etwas in meinem Inneren hat mich zum Reden gedrängt, ein Befehl, den ich nicht überhören konnte.«
    Valendrea fing Ambrosis Blick auf und sah, dass dieser mit dem Kopf eine fast unmerkliche Bewegung nach rechts machte. Da entlang.
    »Lassen Sie uns ein paar Schritte gehen, Hochwürden«, sagte er und ergriff Tibor sanft beim Arm. »Können Sie mir erzählen, warum Sie diesen Ort hier aufsuchen?«
    »Ich hatte mich gerade gefragt, Eminenz, wie Sie mich gefunden haben.«
    »Ihre Frömmigkeit ist überall bekannt, Hochwürden. Mein Assistent hat sich einfach nur nach Ihnen erkundigt, und da erzählte man ihm von Ihrem wöchentlichen Ritual.«
    »Dies hier ist ein heiliger Ort. Katholiken haben hier fünfhundert Jahre lang gebetet. Das empfinde ich als tröstlich. « T ibor stockte. »Und außerdem komme ich wegen der Jungfrau.«
    Sie folgten Ambrosi auf einem schmalen Pfad. »Erklären Sie das näher, Hochwürden. «
    »Die Madonna von Fatima trug den Kindern auf, dass jeden ersten Samstag im Monat ein Bußgottesdienst gefeiert werden solle. Ich komme jede Woche hierher, um für mich persönlich Buße zu tun.«
    »Worum beten Sie?«
    »Um den Frieden, den die Madonna vorhergesagt hat.«
    »Auch ich bete darum. Und ebenso der Heilige Vater.«
    Der Pfad endete vor einem jähen Abgrund. Vor ihnen lag ein Panorama aus Bergen und dichten Wäldern, das in ein bleiches, blau-graues Dämmerlicht getaucht war. Man sah kaum Lichtpunkte in der Landschaft, doch in der Ferne brannten einige Feuer. Über dem südlichen Horizont lag ein hellerer Schein, der Lichtdunst des fernen Bukarest.
    »Was für eine herrliche Aussicht«, sagte Valendrea. »Wirklich bemerkenswert.«
    »Ich komme oft nach dem Gebet hierher.«
    Valendrea sprach nun fast flüsternd: »Das hilft Ihnen gewiss, das Waisenhaus mit all dem Quälenden zu ertragen.«
    Tibor nickte. »Ich habe hier immer wieder Frieden gefunden. «
    »So soll es auch sein.«
    Gottesmann Valendrea gab seinem Assistenten einen Wink, und der brachte ein langes Messer zum Vorschein. Ambrosi holte aus und durchschnitt Tibor von hinten die Kehle. Die Augen quollen dem alten Priester aus dem Kopf, und er würgte am hochschießenden Blutschwall. Ambrosi ließ das Messer fallen, packte Tibor von hinten und stieß ihn in den Abgrund.
    Der Körper des Geistlichen verschwand lautlos in der schwarzen Tiefe.
    Gleich darauf hörte man einen Aufprall. Dann noch einen. Danach war Stille. Valendrea stand bewegungslos da, Ambrosi an seiner Seite. Er hatte die Augen auf die Schlucht geheftet. »Sind dort unten Felsen?«, fragte er ruhig.
    »Viele Felsen und ein reißender Fluss. Es sollte ein paar Tage dauern, bis man die Leiche findet. «
    »War es schwer, ihn zu ermorden?« Das interessierte ihn wirklich.
    »Es musste getan werden.«
    Er betrachtete seinen Busenfreund im Dunkeln, streckte dann die Hand aus und zeichnete ihm ein Kreuz auf Stirn, Lippen und Brust. »Ich vergebe dir im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.«
    Ambrosi senkte dankend den Kopf.
    »Jede religiöse Bewegung braucht ihre Märtyrer. Gerade waren wir Zeugen des jüngsten dieser Tode.« Valendrea kniete sich nieder. »Kommen Sie, folgen Sie meinem Beispiel, und beten Sie für Hochwürden Tibors Seele.«
    26
    Castel Gandolfo
Sonntag, 12. November
12.00 Uhr
     
    M ichener stand hinter Clemens im Papamobil, als das Gefährt den Park der Papstvilla verließ und ins Dorf fuhr. Der eigens für den Papst angefertigte Wagen war ein umgebauter Mercedes-Kombi, in dem zwei Menschen in einer kugelsicheren Panzerglaskabine stehen konnten. Wenn der Papst durch größere Menschenmengen fuhr, benutzte er immer dieses Fahrzeug.
    Clemens hatte einem sonntäglichen Besuch

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