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Urbi et Orbi

Urbi et Orbi

Titel: Urbi et Orbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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dass ich heute gefrühstückt und zu Mittag gegessen habe. Und jetzt erzählen Sie mir von Rumänien. In allen Einzelheiten.«
    Er berichtete alles Vorgefallene und ließ nur seine Begegnung mit Katerina aus. Dann reichte er Clemens den Umschlag, und der Papst las Hochwürden Tibors Antwort.
    »Was genau hat Hochwürden Tibor Ihnen gesagt?«, fragte Clemens.
    Michener berichtete und merkte dann an: »Er hat in Rätseln gesprochen. Viel hat er eigentlich nicht gesagt, aber er war nicht gut auf die Kirche zu sprechen.«
    »Das verstehe ich«, murmelte Clemens.
    »Er war wütend darüber, wie der Heilige Stuhl mit dem dritten Geheimnis verfahren ist. Er deutete an, die Botschaf t d er Jungfrau werde absichtlich missachtet. Er forderte Sie mehrmals auf, der Jungfrau zu gehorchen. Keine Diskussionen, keine Verzögerung, sondern einfach gehorchen.«
    Der Blick des alten Mannes ruhte auf Michener. »Er hat Ihnen von Johannes XXIII. erzählt, nicht wahr?«
    Michener nickte.
    »Berichten Sie mir davon.«
    Er gehorchte, und Clemens hörte fasziniert zu. »Hochwürden Tibor ist der einzige noch lebende Mensch, der an jenem Tag dabei war«, sagte der Papst, als sein Sekretär geendet hatte. »Was halten Sie von dem Priester?«
    Bilder des Waisenhauses stiegen vor ihm auf. »Er wirkt aufrichtig. Aber er ist auch eigensinnig.« Er verschluckte ein paar Worte, die er gerne hinzugefügt hätte: wie Sie, Heiliger Vater . » Jakob, könnten Sie mir jetzt sagen, worum es hier geht?«
    »Sie müssen noch eine Reise für mich unternehmen.«
    »Noch eine?«
    Clemens nickte. »Diesmal nach Medjugorje.«
    »Bosnien?«, fragte er ungläubig.
    »Sie müssen mit einer der Seherinnen sprechen.«
    Er wusste über Medjugorje Bescheid. Am 24. Juni 1981 hatten zwei Kinder auf einem Berg im Südwesten Jugoslawiens angeblich eine wunderschöne Frau mit einem Säugling im Arm gesehen. Am nächsten Abend waren die Kinder mit vier Freunden wiedergekommen, und alle sechs hatten ähnliche Visionen gesehen. Danach hatten die sechs Kinder täglich Erscheinungen gehabt, und jedes von ihnen hatte Botschaften empfangen. Die lokalen kommunistischen Amtsträger hielten die Sache für eine konterrevolutionäre Verschwörung und versuchten, das Schauspiel zu unterbinden, doch immer mehr Menschen kamen angereist. Nach wenigen Monaten tauchten Berichte über wundersame Heilungen auf, und man hört e v on Rosenkränzen, die sich in Gold verwandelt hatten. Die Erscheinungen hörten selbst während des Bürgerkriegs nicht auf, und ebenso wenig versiegten die Pilgerströme. Inzwischen waren die Kinder erwachsen, die Region hieß nun Bosnien-Herzegowina, und nur noch eine einzige Seherin hatte Visionen. Wie bei den Erscheinungen in Fatima gab es Geheimnisse. Fünf der Seher waren von Maria zehn Botschaften anvertraut worden. Die sechste Seherin hatte nur neun Botschaften empfangen. Die neun Geheimnisse waren veröffentlicht worden, doch das zehnte blieb ein Mysterium.
    »Heiliger Vater, muss diese Reise wirklich sein?«
    Er war nicht sonderlich erpicht darauf, sich im vom Bürgerkrieg zerrissenen Bosnien herumzutreiben. Dort waren noch immer amerikanische und NATO-Friedenstruppen stationiert, um die Ordnung aufrechtzuerhalten.
    »Ich muss das zehnte Geheimnis von Medjugorje erfahren«, sagte Clemens, und sein Tonfall machte deutlich, dass er keinen Widerspruch dulden würde. »Setzen Sie eine päpstliche Anweisung für die Seher auf. Sie sollen Ihnen die Botschaft mitteilen. Keinem anderen. Nur Ihnen.«
    Er hätte sich gerne gewehrt, war aber nach dem Flug und der Hektik des Vortags zu müde, um sich auf eine ohnehin fruchtlose Diskussion einzulassen. Daher fragte er einfach nur: »Wann, Heiliger Vater?«
    Sein alter Freund schien seine Erschöpfung zu spüren. »In einigen Tagen. Dann erregen Sie weniger Aufmerksamkeit. Und auch diesmal muss ich Sie bitten, die Angelegenheit vertraulich zu behandeln.«
    25
    Bukarest, Rumänien
21.40 Uhr
     
    A ls die Gulfstream aus dem bewölkten Himmel herabsank und auf dem Otopeni-Flughafen landete, löste Valendrea den Gurt. Der Jet gehörte einem italienischen Großkonzern, der mit den Valendreas der Toskana verflochten war, und für kurzfristig geplante Flüge von Rom benutzte Valendrea dieses Flugzeug regelmäßig.
    Hochwürden Ambrosi erwartete ihn auf dem Hallenvorfeld. Der hagere Mann trug Zivilkleidung und war in einen schwarzen Mantel gehüllt.
    »Willkommen, Eminenz«, sagte Ambrosi.
    Die Nacht war kalt in Rumänien, und

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