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Urgum der Barbar

Urgum der Barbar

Titel: Urgum der Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjartan Poskitt
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alles hatte einfallen lassen, um ihr Zuhause zu verschönern. Sie wusste, dass er ihr niemals etwas antun würde, aber es war durchaus möglich, dass er wieder in der Wüste verschwand und niemals zurückkehrte. Obwohl sie stinksauer war, dass er zehn Jahre lang weggeblieben war, so war sie tief im Innersten doch auch glücklich, ihn zurückzuhaben.
    Darum war Divina enorm erleichtert, als Urgum erst mal zu Mungoid rüberging, statt Molly zu folgen, nachdem sie ihn und die Jungs an Olk vorbeigebracht hatte und ihre Brüder nun geradewegs zur Höhle führte. Das bedeutete, dass sie die Veränderungen sehen würden, bevor er es tat, und so konnten sie sich ihre eigene Meinung dazu bilden, ohne ihm zustimmen zu müssen. Gott sei Dank waren sie hocherfreut, als sie herausfanden, dass sie nun ihr eigenes, großes Schlafzimmer mit einer Tür hatten und dass niemand beim Schlafen ein Auge offen halten musste, um nach nächtlichen Raubtieren Ausschau zu halten, die sich eventuell hereinschlichen.
    Ihr ältester Sohn, Robbin, interessierte sich ganz besonders für die Küche, und während die anderen glücklich darüber stritten, wer wo schlafen würde, lernte er, wie man Bratensoße macht. Aber warum hatte Divina es überhaupt riskiert, Urgum aufzuregen, indem sie die Höhle umbaute?
    Früher hatte sich Divina ohne zu klagen, mit Urgums Lebensstil abgefunden. Immerhin hatte sie aus freien Stücken den faulen Lebensstil der Weichlinge aufgegeben, und sie war sehr stolz darauf, die Frau des wüstesten Barbaren zu sein, den die Verlorene Wüste je hervorgebracht hatte. Sie wollte seinen Ruf nicht gefährden, indem sie irgendwas Dummes tat wie Vorhänge aufzuhängen oder Broccoli zu kochen. Zu ihrer großen Überraschung hatte der bunte Haufen Wilder, der im Talkessel von Golgarth lebte, sie sofort so herzlich willkommen geheißen, dass es ihr peinlich gewesen war, wenn sie daran dachte, wie die Weichlinge Außenseiter behandelten. Für einen Weichling war jeder, der anders war, automatisch minderwertig und konnte deshalb ignoriert, beleidigt oder ausgebeutet werden. Aber für einen Wilden war jemand, der anders war, zu allererst mal nützlich. (Wilde wussten neue Talente oder Fähigkeiten immer zu schätzen, insbesondere wenn man diese mit der Gruppe teilte. Schlimmstenfalls war der Neue immer noch essbar, also waren sie in jedem Fall froh, einen zu sehen.) Urgum, Olk und Mungoid gehörten unterschiedlichen Rassen von Wilden an, aber am öden, verbrannten, äußersten Rand der Wüste wussten sie, dass sie einander respektieren und unterstützen mussten, um überleben zu können. Gemeinsam mit ein paar anderen hatten sie die Kluft von Golgarth zu ihrem Zuhause gemacht, und Divina war stolz darauf, dass man sie mit einbezogen hatte. In vielen Bereichen hatte sie das Gefühl, dass Wilde sehr viel zivilisierter waren als Weichlinge.

    Aber während Urgum unterwegs war, waren zwei Dinge passiert.
    Zuerst mal war Molly aufgetaucht, und Divina war der Ansicht, dass es für sieben Jungen vielleicht angemessen war, auf dem Boden einer Höhle zu schlafen, die für Säbelzahn-Stinktiere und Saugschlangen offen war, aber es war möglicherweise unfair, dasselbe von einem Mädchen zu erwarten.
    Die zweite Sache war, dass jemand ganz nebenbei ein einziges, unglückliches Wort gemurmelt hatte.
    Bei ihren Marktbesuchen lief Divina öfter ein paar alten Freundinnen von früher über den Weg. Obwohl diese Freunde immer nach der neuesten Mode gekleidet waren und auf den angesagtesten Sänften-Sofas saßen, machten sie nie eine Bemerkung darüber, dass Divina selbstgemachte Kleidung trug und üblicherweise ihren Einkaufswagen selber schob.
    Und obwohl diese Freundinnen Geld hatten, während Divina nur Tierhäute oder gelegentlich seltene Steine tauschte, gab es nie auch nur eine Andeutung darüber, dass sie vielleicht unter ihrem Stand geheiratet hatte, es mit ihr bergab ging oder sie jeden Bezug zur Realität verloren hatte... zumindest sagte ihr das niemand ins Gesicht. Das lag daran, dass Divina mit dem wüstesten Wilden verheiratet war, den die Verlorene Wüste je gesehen hatte und ihr niemand etwas ins Gesicht sagte, was Divina aufregen könnte. Nicht nur deshalb, sondern auch, weil Divina der einzige Mensch war, der es je geschafft hatte, dass Urgum sich wusch - und sie hatte es überlebt! (Das war allerdings ein derart abscheulicher Vorfall gewesen, dass jeder, der davon hören sollte, sich übergeben müsste.) Es war also kein Wunder, dass

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