Urgum der Barbar
Erdenwelt kam.
»Das ist Urgum!«, sagte Tangor. »Und er schnarcht!«
»Also, der hat vielleicht Nerven!«, fuhr Tangal auf. »Ich dachte, er stirbt.«
Urgum war zwar nicht gestorben, aber er wachte neun Tage lang nicht auf. Barbaren arbeiten schwer und spielen lang. Und wenn sie endlich nach Hause kommen, dann schlafen sie tief.
Manche Dinge ändern sich nicht.
TEIL DREI
Der Fußabdruck im Blumenbeet
Wilde und Weichlinge II
A ls Urgum schließlich aufwachte, er das neue Schlafzimmer sah und ihm klar wurde, dass das alles nicht nur ein verrückter Traum gewesen war, stieß er einen langen Schrei aus.
Molly hörte ihn und kam, um zu sehen, was los war. Urgum warf einen Blick auf sie, bei dem ihm klar wurde, dass auch sie echt war, und stieß noch einen langen Schrei aus.
Er sprang aus dem Himmelbett, um alles, was er sah, in winzige Fetzen zu zerreißen, aber seine Axt lag auf dem Boden und er stieß mit seiner großen Zehe gegen die Klinge und schnitt sie dadurch in der Mitte auf.
Urgum fiel auf den Boden und lutschte an seiner Zehe, was ihn glücklicherweise davon abhielt, noch weitere Schreie auszustoßen.
»Bist du jetzt endlich fertig?«, fragte Molly. »Weil, wenn du fertig bist, dann zeige ich dir ein Geheimnis.«
Insgeheim war Urgum hocherfreut, dass er ein Geheimnis verraten bekommen würde, deshalb änderte er seine Meinung in Bezug auf all die Dinge, die er in Stücke reißen wollte. Er humpelte bis zu Mollys Zimmer und sah dann zu, als sie den flauschigen rosa Bettvorleger auf dem Boden beiseiterollte. Darunter gab es ein kleines Loch. Sie langte hinein und zog ein kleines Stück Samtstoff heraus, das um irgendetwas gewickelt war. Sie wickelte es aus und zeigte ihrem Vater, was darin war.
»Ist das... Geld?«, fragte Urgum.
»Natürlich ist es das«, sagte Divina über seine Schulter, was ihn zusammenzucken ließ. »Das sind echte Bronze-Tannas, und sie hat sie ganz allein verdient, indem sie Ketten und Armbänder aus ihren Blumen geflochten hat. Ist sie nicht ein kluges Mädchen?«
Urgum schaute den kleinen Haufen bronzener Münzen an und versuchte, beeindruckt zu sein.
»Also, erklär mir das«, sagte er. »Du hast Tag um Tag damit verbracht, deine kleinen Pflanzen zu züchten, dann hast du sie gepflückt und daraus kleine Ketten und Zeugs gemacht. Und dann hast du noch mehr Tage damit verbracht rumzusitzen und zu hoffen, dass jemand vorbeikommen würde und dir diese Münzengelddinger dafür gibt?«
»So ist es!«, sagte Molly.
»Warum?«, fragte Urgum.
»Weil es Geld ist, Urgum!«, sagte Divina. »Damit kann man Dinge kaufen.«
»Also, was willst du damit kaufen?«
»Ah!« Molly grinste. »Das ist ein Geheimnis.«
»Hm«, sagte Urgum beleidigt. »Also hast du mir zwar dein Geheimnis gezeigt, aber es bleibt trotzdem ein Geheimnis. Dieses Geld ist doch wirklich grauenhaft heimtückisches Zeug. Ich hasse es.«
Und damit hüpfte er davon und den Flur entlang. Molly wollte gerade widersprechen, als sie sah, wie ihre Mutter den Kopf schüttelte, um anzudeuten, dass es nicht der Mühe wert wäre.
Molly versteckte also ihre Münzen wieder sorgfältig, holte dann ihre Schaufel heraus und fing an, ein paar Samen zu sortieren. Sie kümmerte sich nicht länger darum, was ihr launischer alter Papa dachte. Sie züchtete gern Pflanzen und war sehr stolz, wenn sie es schaffte, sie zu verkaufen, auch wenn sie noch keine Idee hatte, wofür sie das Geld verwenden wollte.
Divina stand im Türrahmen und beobachtete sie. Dabei musste sie an das erste Mal denken, als sie Urgum begegnet war, vor so vielen Jahren. Schon damals hatte er sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, was er von Geld hielt...
Als sie ihn damals einen Schwächling nannte, nachdem er gerade sechs bewaffnete Sklaven mit nichts weiter als dem Stiel seiner Axt ausgeschaltet hatte, da war das natürlich als Scherz gemeint. Aber schon bevor das Wort den kurzen Abstand zwischen ihrem Mund und seinen Ohren überbrückt hatte, bereute sie es. Wenn sie es im Kreise einer Weichling-Teeparty gesagt hätte, hätte man dies als Gipfel geistreicher Schlagfertigkeit angesehen. Doch Divina wurde schlagartig klar, dass diese boshaften kleinen Bemerkungen hier, in der wirklichen Welt, wo Menschen um ihr Überleben kämpfen mussten, letztlich nicht ganz so witzig waren.
Sie straffte ihre Schultern und machte sich bereit, dem grauenhaften Tod ins Auge zu blicken, den sie, wie sie wusste, verdient hatte, als sie den Wilden beleidigte. Na schön ,
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