Urgum der Barbar
kämpfen, man kann es auch nicht essen.«
»Aber mit Geld kannst du dir alles kaufen, was du haben willst«, sagte das Mädchen.
»Und was wäre das für ein Leben?«, sagte der Wilde verächtlich. »Rumsitzen mit einem Haufen Geld und sich einfach Sachen kaufen? Das ist das Problem mit euch Weichlingen. Ihr sitzt bloß rum und quatscht und lest und schreibt und kauft, aber niemals TUT ihr irgendwas.«
»Es muss doch etwas geben, was du haben willst und was du dir mit Geld kaufen kannst«, sagte Divina.
Zu ihrer Überraschung schüttelte der Wilde den Kopf und versuchte wegzuschauen, aber sie war überzeugt, dass er unter all dem Dreck und den Haaren eigentlich... rot wurde!
»Es gibt etwas, was du willst!«, rief sie aus. »Also, was ist es?«
Er wurde wirklich rot! Divina tat alles in ihrer Macht Stehende, um vor diesem beängstigenden und gefährlichen Mann einen ernsten und respektvollen Gesichtsausdruck beizubehalten, aber es war unmöglich. Plötzlich konnte sie sich nicht mehr zusammenreißen, und ihr Gesicht verzog sich zum breitesten Lächeln unter den funkelndsten Augen, die der Wilde jemals gesehen hatte. Er war so hingerissen von diesem betörenden Anblick, dass er einfach nicht aufhören konnte, sie anzustarren, bis es seinem Pferd schließlich zu langweilig wurde, ignoriert zu werden. Also trabte es zwischen die beiden, schob Urgum seinen Hintern entgegen und schlug ihm den Schweif ins Gesicht.
Der Wilde trieb es ungehalten aus dem Weg, und als Divina ihn wieder sehen konnte, hatte sich auch sein Mund zu einem schüchternen Lächeln verzogen.
»So... äh... wie heißt du denn?«, fragte er verlegen.
»Ich?«, fragte sie. »Du willst wirklich, dass ich dir meinen Namen sage?«
»Natürlich will ich das«, schnauzte der Wilde sie an, der sofort wieder sauer war. »Sonst hätte ich ja nicht gefragt. Also sagst du ihn mir jetzt oder muss ich mir deinen Namen erst kaufen, indem ich dir was von diesem Geld gebe?«
»Du kannst meinen Namen nicht kaufen!«, gab Divina zu. »Wenn ich dich nicht mag, dann sage ich ihn dir einfach nicht. Geld macht da keinen Unterschied.«
»Siehst du?«, sagte der Wilde. »Also kann ich mir mit Geld nicht kaufen, was ich will. Du kannst es behalten und dran ersticken, ihr beide.«
Damit wandte er ihr den Rücken zu und stapfte zu seinem Pferd.
»Divina!«, rief sie ihm schnell nach.
Der Wilde blieb stehen und drehte sich um.
»Divina?«, wiederholte er. »Ist das dein Name? Ich habe gedacht, du willst ihn mir nicht sagen.«
»Das war nur für den Fall, dass ich dich nicht mag«, sagte sie.
»Oh«, sagte er. Und nachdem er ziemlich lang darüber nachgedacht hatte, sagte: »Ah.«
Langsam, und immer noch ein bisschen nervös, ging der Wilde wieder zurück und auf sie zu.
Und obwohl seit damals zwanzig Jahre vergangen waren, hatte sich Urgums Einstellung nicht das kleinste bisschen verändert. Selbst wenn man ihm alles Geld der Welt anbieten würde, würde er sich keinen müden Tanna drum scheren.
Pfeile und Äxte
D er Pfeil mit den orangen Federn zischte in den Himmel, flog durch den ersten Adler hindurch und direkt in den zweiten.
Die beiden Vögel fielen ordentlich nebeneinander vor Grizeldas Höhleneingang zu Boden. Urgum saß auf einem Felsen ganz in der Nähe und polierte gerade seine Axt.
»Da!«, verkündete sie und schlang ihren Bogen siegesbewusst über die Schulter. »Was hältst du davon?«
»Nicht viel«, sagte Urgum und klang wirklich völlig unbeeindruckt.
Er war jetzt schon seit mehreren Wochen wieder zu Hause und an diesem besonderen Morgen hatten sich seine Jungs allein auf Futtersuche gemacht, und sogar Mungoid war irgendwohin verschwunden. Urgum hatte also niemanden zum Streiten und deshalb beschlossen, sich die Zeit mit seinem neuesten, kreativen und interessanten Hobby zu vertreiben, das er seit Kurzem pflegte. Mit anderen Worten: Er ärgerte Grizelda.
»NICHT VIEL?« Grizelda stampfte vor ihm auf und ab und deutete auf den Himmel. »Ich möchte gern mal sehen, wie du es schaffst, mit deiner blöden Axt zwei Adler auf einmal vom Himmel zu holen.«
»Das will ich gar nicht«, sagte Urgum. »Ich mag Adler gar nicht. Die sind so knochig und das Fleisch ist zäh. Außerdem sind die Federn eklig.«
»Jetzt hör aber auf, Urgum!«, sagte Grizelda. »Der Pfeil ist eine moderne Waffe. Du musst noch nicht mal nah rangehen, um zu kämpfen, schwitzt nicht und wirst nicht dreckig.«
»Pa!«, grunzte Urgum. Er fuhr mit einem Finger zärtlich
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