Urgum der Barbar
wieder um und schauten Molly an.
»Ich mach nur Spaß«, sagte sie und kriegte einen Lachkrampf.
TEIL VIER
Die Steuerkriege
Ein offizieller besuch
E s war früh am Morgen und Molly saß noch in ihrem Zimmer auf dem Bett und zählte sorgfältig ihren geheimen Geldschatz, obwohl sie ganz genau wusste, wie viel sie hatte. Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs... sieben Bronze-Tannas. Wenn sie elf mehr davon gehabt hätte, dann wären es achtzehn gewesen, also schon ein halber Silber-Tanna! Molly war bei dem Gedanken daran so aufgeregt, dass sie beschloss, alles noch mal zu zählen.
Urgums Schrei kam aus dem Zimmer nebenan. Molly stopfte ihre Münzen schnell wieder in den Samtbeutel, in dem sie sie aufbewahrte, und lief zu ihm. Es war so, wie sie erwartet hatte.
Urgum saß auf dem Boden, hatte sich den Fuß in den Mund gesteckt und saugte an seinem großen Zeh. Neben ihm auf dem Boden lag seine große Axt. Divina saß an ihrem Schminktisch, machte sich die Haare und achtete nicht auf ihn.
»Bist du wieder mit dem großen Zeh gegen die Axt gestoßen?«, fragte Molly.
»Ammm amma umm.« Urgum nickte.
»Geschieht dir ganz recht, weil du sie dauernd rumliegen lässt«, sagte Divina verächtlich.
Urgum leckte seine gespaltene Zehe ein letztes Mal ab und streckte Divina seine rote Zunge heraus. Auch ohne dass er es laut sagte, war offensichtlich, was er meinte: »Seit du dieses Zimmer umgeräumt hast, passt meine Axt hier nicht mehr rein.«
Als Antwort hob Divina eine Augenbraue, was so viel bedeutete wie: »Gib mir bloß nicht die Schuld dafür, dass du jede Nacht deine große, dreckige Axt auf den Boden neben deinem Bett wirfst und dann vergisst, dass sie da ist.«
»Also, wenn ihr dann damit durch seid, euch zu streiten«, sagte Molly laut, »dann geh ich wieder und zähle weiter mein Geld.«
»Du zählst Geld?«, murmelte Urgum. »Was für eine Zeitverschwendung.«
»Aber ich habe vielleicht schon bald meinen ersten Silber-Tanna!«, sagte Molly und malte mit einem Stock ein paar Zeichen auf den sandigen Boden. Noch ein paar Striche und einen Kreis und sie war mit ihrer Berechnung fertig. »Dazu brauche ich nur noch neunundzwanzig mehr von den bronzenen.«
»Fang mit so was erst gar nicht an.« Urgum stand auf und humpelte zum Bett. »Geld sind nur Zahlendinge, die Weichlinge glücklich machen. Wenn sie ein größeres Zahlendings von Geld haben als jemand anders, dann meinen sie, sie sind besser als der. Diese ganze höhere Mathematik macht nichts als Ärger.«
»Aber ich hab gedacht, du magst Ärger«, sagte Molly.
»Tu ich auch«, stimmte Urgum zu und zog seine Stiefel an. »Aber ich mag echten Ärger, nicht diesen ganzen Wer-hat-die-größere-Zahl-Unsinn.«
»Aber wenn ich Geld hätte, dann könnte ich dir ein Geschenk kaufen.« Molly hielt ihr kleines Geldbündel hoch. »Was hättest du denn gerne?«
»Einen großen Kampf.« Urgum grinste.
»Oh Mann«, sagte Molly. »Ich weiß nicht, ob man den mit Geld kaufen kann.«
Urgum seufzte. »Wie ich immer sage. Wo liegt der Sinn darin, Geld zu haben, wenn man sich davon doch nicht kaufen kann, was man wirklich haben will?«
Aber genau in dem Moment fiel Molly etwas ein, was Urgum wirklich haben wollte. Es kostete außerdem nur fünf Tanna, also steckte sie das kleine Bündel in die Tasche, um bereit zu sein, wenn die fahrenden Händler das nächste Mal vorbeikamen.
Ein unglaublich lautes Geräusch tönte durch die Höhle und suchte sich ungeschickt einen Weg in den hintern Teil, drehte sich in den Torbögen, taumelte durch die Flure und platzte dann ins Schlafzimmer, wo es gegen die Decke donnerte und eine Spinne auf Urgums Kopf schüttelte. »Es ist die Türklingel!« Divina ließ ihre Haarbürste fallen und trippelte eifrig zum Höhleneingang, wobei sie noch schnell ihre Ohrringe zurechtrückte.
»Ich wünschte, sie würde sie nicht so nennen«, bemerkte Urgum, als er und Molly Divina zum vorderen Teil der Höhle folgten. »Dadurch klingt es so schrill.«
Offensichtlich hatte Olk, der Wachtposten, seinen gewaltigen, Elefanten betäubenden Holzhammer gegen den gigantischen Gong geschlagen, der neben ihm am Eingang zur Felsenkluft hing. Als die Vibrationen langsam weniger wurden, flatterten ein paar Federn der aufgeschreckten Geier zu ihnen herunter, während unter der Erde selbst die Skelette vor langer Zeit gestorbener Krieger rasselten.
Die Jungs saßen schläfrig draußen vor der Höhle und warfen sich gegenseitig Skorpione zu. Als sie den
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