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Urgum der Barbar

Urgum der Barbar

Titel: Urgum der Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjartan Poskitt
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konnte.
    »Ich muss mich für ihn entschuldigen«, sagte Divina, die vor Scham ganz rot geworden war.
    Die Dechseid war verwundert. Ein Auge folgte Urgum, während das andere Divina ansah.

    »Ich habe die Leute ja schon alle möglichen traurigen und lahmen Ausreden anführen hören, damit sie ihre Steuern nicht zahlen mussten«, sagte die Dechseid. »Aber ich muss zugeben, das ist das erste Mal, dass ich jemanden gesehen habe, der herumläuft und sich selbst den Hintern versohlt.«
    »Ach, er ist so ein Spinner.« Divina versuchte verzweifelt, amüsiert zu wirken, als Urgum zur Felsenwand kam und anfing, wie ein Irrer seinen Hintern daran zu reiben. »Mein Urgum macht immer lustige, kleine Sachen, um uns zu unterhalten.«
    »So wie etwa das Verkaufen von Blumenhalsketten?«, fragte die Dechseid trocken.
    »Aber nein!«, sagte Divina. »Das ist meine Tochter Molly. Sie müssen sie unbedingt kennenlernen. MOLLY!«
    Molly hatte mit den Jungs hinter Olk gewartet, aber als sie ihren Namen hörte, schlüpfte sie hinaus und schloss sich Divina und der eigenartig aussehenden Frau aus dem Palast an.
    »Das ist meine Tochter Molly«, sagte Divina stolz. »Sie ist ja so geschickt mit ihren Blumen und all den Dingen.«
    »Und dann verkauft sie diese Dinge«, sagte die Dechseid.
    »Das ist richtig«, sagte Molly, holte das zusammengefaltete Stück Stoff aus ihrer Tasche und wickelte die Münzen aus, um sie vorzuzeigen. »Bisher habe ich insgesamt sieben Bronze-Tannas verdient.«
    Für einen kurzen Augenblick schauten beide Augen der Dechseid in dieselbe Richtung - auf Mollys kleine Münzen. Die schwarze Zunge schnellte hervor und leckte hungrig über ihre Lippen, dann wandte sich eines der Augen wieder dem Buch zu.
    »Ist das alles?«, murmelte die Dechseid, die offenbar fand, dass ihr Ausflug die Mühe nicht wert war. »Ach, na schön, du bist in den offiziellen Aufzeichnungen, also willkommen im System.«
    »Was bedeutet das?«, fragte Molly.
    »Hat deine Mutter dir denn nicht erklärt, wie eine zivilisierte Gesellschaft funktioniert?«, fragte die Dechseid.
    »Aber natürlich habe ich das«, fuhr Divina auf. »Und sie findet das auch alles faszinierend, stimmt’s, Molly?«
    Molly lächelte schwach und fragte sich, ob ihre Mutter verrückt geworden war.
    »Dann wirst du sicher verstehen, dass diese Tanna als Einkommen gelten«, sagte die Dechseid, die immer noch Mollys Münzen anstarrte. »Deshalb bist du verpflichtet, die Hälfte deines Einkommens als Steuern zu bezahlen.«
    »Steuern?«, fragte Molly. »Was ist das?«
    »Meine Güte«, murmelte Divina und fühlte sich äußerst unwohl. Sie hatte Molly zwar von ein paar Dingen des Lebens in einer zivilisierten Gesellschaft erzählt, etwa vom Palast, der aus Rubinen erbaut war, und von dem ausgezeichneten Essen und den seidenen Kissen in Elefantengröße, aber sie hatte vergessen, ein paar Dinge zu erwähnen. Steuern waren eines davon.
    »Die Hälfte aller Bareinnahmen muss an den Staat abgetreten werden«, erklärte die Dechseid.
    »HAHAHA!«, lachten die Jungs hinter Olk.
    »Wofür?«, wollte Molly wissen.
    »Damit finanziert man die öffentlichen Einrichtungen, Schatz«, erklärte Divina sanft.
    »Und was soll das wieder sein?«, fragte Molly und schaute sich ratlos um. Es gab keine Spur irgendwelcher öffentlichen Einrichtungen in Golgarth.
    »Wenn es keine öffentlichen Einrichtungen gäbe, dann hätten wir auch keinen Palast und keine Prinzessin«, erklärte Divina.
    »Aber Mama, wir haben keinen Palast und keine Prinzessin!«, rief Molly. »Wir haben eine Höhle und einen Haufen stinkende Brüder.«
    »Äh, aber... oh!«, sagte Divina und versuchte verzweifelt, eine Erklärung dafür zu finden, warum Steuerzahlungen etwas Wundervolles waren. »Mit Steuern werden alle möglichen wichtigen Leute bezahlt, die wir zwar nie zu sehen kriegen, aber die lebenswichtige Arbeit leisten wie zum Beispiel... also, die machen Listen mit den Namen von anderen Leuten drauf...«
    »Ach ja?«, sagte Molly unbeeindruckt.
    »Oh ja«, beeilte sich Divina zu sagen. »Und dann gibt es andere Leute, die diese Listen überprüfen, und noch mehr Leute, die diese Listen zählen müssen, um sicherzugehen, dass es genug Listen gibt...«
    Urgum lachte. »... aber hauptsächlich finanziert man mit Steuern die Steuereintreiber!«
    Molly drehte sich um und sah, dass ihr Vater wieder zu ihnen kam, sich dabei den Hintern rieb und einen toten Skorpion zwischen Daumen und Zeigefinger trug.
    »Ich habe

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