Urlaub im Höllenclub
fahren...«
***
Jetzt brauchte ich wirklich einen Grappa!
Keiner von uns bewegte sich, denn die Worte unseres Chefs hatten eingeschlagen wie eine Bombe. Wir schauten ihn an wie Personen, die darauf warteten, daß er seine Worte wiederholte, doch das tat er nicht. Er blieb sitzen und wartete unsere Reaktion ab.
Ich bestellte bei einem vorbeigehenden Kellner einen Grappa, was er mit einem Nicken quittierte. Er kam schnell zurück und fand einen Tisch mit schweigenden Gästen vor, als er den Grappa servierte. Selbst Glenda hatte es die Sprache verschlagen. Daß sie und ich offiziell in Urlaub geschickt werden sollten, wollte uns nicht in den Sinn. Dahintersteckte mehr als nur ein Urlaub.
Ich hob das Glas an und schaute auf den Grappa. »Worauf soll ich denn jetzt trinken?«
»Auf Ihren Urlaub«, sagte Sir James. »Er hat schon in dieser Minute begonnen. Cheers .«
Nein, ein Witzbold war der Superintendent nie gewesen, und ich glaubte auch nicht daran, daß er sich in den letzten Stunden geändert hatte. Dennoch wollte das nicht in meinen Kopf, und so fragte ich: »Oder haben Sie Urlaub mit Suspendierung verwechselt, Sir?«
»Nein, Sie haben schon richtig gehört.«
»Dann trinke ich auf den Urlaub.«
»Bitte.«
Der Grappa war gut, nicht zu scharf mit einem recht sanften Abgang.
»Steht das Ziel schon fest?« fragte Glenda, die ihre Sprache wieder zurückgefunden hatte und natürlich auch ahnte, daß hinter allem ein Plan stecken mußte.
»Ja, das ist die Bedingung.«
»Und wo wollen Sie uns hinschicken, Sir?«
»Auf die Bahamas.«
Ich pfiff durch die Zähne. »Die Bahamas sind ein verdammt teures Pflaster.«
»Weiß ich, John. Da brauchen Sie und Glenda keine Sorgen zu haben. Es wird alles bezahlt.«
Ich fragte sofort: »Was steckt wirklich dahinter?«
»Sie werden in einem wunderschönen Hotel wohnen. Sie werden Ausflüge machen können. Es gibt dort sogar Inseln, die durch Brücken miteinander verbunden sind. Auf einer der zahlreichen Inseln steht auch Ihr Hotel. Die Insel heißt Adventure Island.«
»Ein Abenteuerurlaub«, sagte Glenda. »Mit Trip durch den Dschungel. Übernachten dort, wo auch die Schlangen schlafen. Gegen Mücken kämpfen, sich mit der Machete durch den Regenwald schlagen, falls der noch vorhanden ist und nicht irgendwelchen Golfplätzen hat weichen müssen...«
»Das wird es wohl nicht sein. Der Name Adventure bezieht sich wohl eher auf den Luxus, den das Hotel bietet, und auch auf gewisse Ausflüge, die angeboten werden. Unter Wasser spazieren gehen. Mit der Welt der Fische in Kontakt kommen. Sie können sich Drachen leihen und fliegen, aber auch Wassersegeln, wonach es Ihnen begehrt.«
»Hört sich ja toll an«, sagte Glenda zu mir. »So etwas hat mir immer gefehlt.«
»Und wo liegt der Haken?«fragte ich.
Sir James ließ sich Zeit und trank zunächst einen Schluck Wasser. »Ich weiß nicht, ob es ein Haken ist. Aber es könnte sein, daß Sie dort etwas zu tun bekommen. Allerdings sollen Sie nicht so offiziell ermitteln, sondern sich mehr wie Feriengäste fühlen. Es hat einige Probleme gegeben, auf die mich ein hoher Regierungsbeamter ansprach, der dort ebenfalls Urlaub machte.«
»Wie sehen die Probleme aus?« fragte ich.
»Es gab Tote.«
Plötzlich bekamen die Bahamas einen Schatten. Diese herrliche Inselwelt schien doch nicht so zu sein, wie man sie sich immer vorstellte.
»Tote?« wiederholte ich.
»Ja.«
»Wie viele?«
»Zwei.« Sir James räusperte sich. Den ersten Toten fand man an dem Segelmast eines Bootes hängend, das im Hafen lag. Der zweite Tote wurde in einem Pool gefunden. Nicht auf dem Wasser schwimmend. Er steckte mit dem Kopf in den zuvor aufgebrochenen Fliesen auf dem Grund des Pools. Er muß einen schrecklichen Tod erlitten haben.«
»Das kann ich mir vorstellen, Sir. Nur verstehe ich nicht, warum gerade wir dort nachforschen sollen. Es sind normale Morde. Sie haben nichts mit Geistern zu tun oder Dämonen, was weiß ich...«
»Nicht direkt, John.«
»Sondern?«
»Der Kollege aus dem Innenministerium, der dort Urlaub machte, hat sich dann als hoher Polizeibeamter zu erkennen gegeben und mit dem Direktor gesprochen. Dieser Mann hat ihm in einem sehr langen Gespräch die Augen geöffnet. Er hat ihm auch die Drohbriefe gezeigt, die bei ihm eingetroffen sind.«
»Erpressung?«
»Man kann nicht genau sagen, ob es darauf hinausläuft. Es ist auch keine Warnung mehr. Man hat einfach Bedingungen gestellt und verlangt, daß das Hotel aufgegeben
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