Urlaub mit Papa
benommen, war dann plötzlich zwei Tage verschwunden, da hat er dann wohl gemerkt, dass wir ihm auf die Finger gucken. Auf einmal war er wieder da. Wir blieben achtsam, aber sehr diskret, und zack: Der feine Herr wird unvorsichtig und wir haben ihn in flagranti ertappt. Hier ist der Beweis. Gisbert, dein Handy.«
Er streckte die Hand aus, Gisbert legte das Handy wie einen Staffelstab hinein. Mein Vater fing an, auf die Tasten zu drücken.
»Weißt du, wie…?«, fragte Gisbert.
»Natürlich. Ich kenne mich mit Technik aus.«
Heinz hielt das Handy in Armeslänge entfernt und bediente weiter die Tastatur. Ich hatte seine Brille in der Wohnung liegen sehen. Er hatte das Gerät anscheinend trotzdem im Griff.
»Oh!« Mein Vater zeigte mir das Handy. »Was ist das jetzt? Christine?«
Ich las auf dem Display: »Bilder löschen?«
»Du musst nur ›o. k.‹ drücken.«
Ich hatte keine Lust, diese Fotos noch einmal zu sehen.
Hubert war enttäuscht, keinen Heiratsschwindler in echt zu sehen. Er sah immer noch verwirrt aus. Dafür war Gisbert sauer, traute sich aber nicht, meinen Vater anzubrüllen. Zur Strafe lehnte er wenigstens das Bier ab. Hubert stützte sein Kinn auf die Hand.
»Und auf den Bildern war er also drauf? Wie er einer Dame gerade einen Antrag macht?«
»Ja.« Gisbert nickte eifrig. »Ich habe ihn dabei erwischt.«
Marleens Stimme klang genervt. »Ach, Quatsch. Auf den Bildern war ein junger Mann mit einer älteren Dame zu sehen, die ihn ein wenig vertraulich berührt. Er kann ihr ja schlecht auf die Finger hauen. Aber Gisbert hat seine eigene Fantasie.«
Hubert nickte. »Und was war mit der Adresse? Wieso wisst ihr, dass sie falsch ist?«
»Das haben wir überprüft. Wir haben Kontakte nach Bremen«, erklärte mein Vater stolz. »An der angegebenen Adresse ist kein Namensschild von ihm zu finden.«
»Er hat erzählt, dass er erst kürzlich nach Bremen gezogen ist, der Hausmeister hatte noch keine Zeit, das Schild anzubringen.«
Wenigstens ein bisschen Verteidigungsarbeit musste ich leisten.
Mein Vater fand das nicht. »Eine blöde Ausrede. Das glaubt doch keiner.«
»Bremen.« Hubert dachte nach. Ich hatte das Gefühl, dass er noch mehr wissen wollte.
»Vorher war er in Köln. Bei einer Tante.«
Hubert schüttelte den Kopf. »Das ist wirklich kurios. Wenn das wirklich ein Heiratsschwindler ist, sollte man nicht tatenlos zusehen. Wie wollt ihr ihn stellen?«
Gisbert, mittlerweile wieder fleckig, ergriff das Wort: »Mechthild Weidemann-Zapek und Hannelore Klüppersberg, zwei Damen, die hier Urlaub machen, sind heute Abend in der ›Georgshöhe‹ an der Bar. Sie haben von mir ein Diktiergerät bekommen und stellen diesem Gigolo eine Falle. Morgen früh werde ich das Band und die Fotos der Polizei übergeben. Selbstverständlich werde ich bei der Festnahme dabei sein, um exklusiv darüber zu berichten.«
Hubert nickte. »Respekt.«
Aus Dorotheas Richtung kam ein Wimmern, Nils sah Marleen fassungslos an, mein Vater drückte meinen Arm und lächelte mich beruhigend an.
»Gisbert? Welche Fotos?« Ich wartete ab, ob der Wichtigtuer meine Frage beantwortete.
Er stutzte, sein Blick ging erst zu mir, dann zu meinem Vater, dann zu seinem Handy.
»Die Fotos? Ach so. Na, egal. Das Band reicht auch. Obwohl… Ich wollte sowieso noch mal ins Hotel. Schließlich habe ich die Verantwortung für die Damen.«
Es reichte mir, ich stand auf. »Ich gehe ins Bett. Waidmannsheil. Und passt auf, dass ihr euch nicht blamiert. Ich habe keine Lust, meiner Mutter zu erzählen, dass ihr Mann wegen Erregung öffentlichen Ärgers oder Hausfriedensbruch im Knast sitzt.«
Mein Vater griff nach meiner Hand und hielt sie zwischen seinen. »Mach dir keine Sorgen, Kind, wir sind die Guten. Schlaf gut.«
Ich nickte den anderen zu und schob mich an den diversen Knien vorbei. Marleen erhob sich und folgte mir ein Stück. Als wir außer Hörweite waren, sagte sie:
»Ich weiß nicht, warum wir uns das alles antun, aber ich sage denen trotzdem gleich meine Meinung. Hubert glaubt sonst alles. Komm, Kopf hoch, ich halte das nach wie vor für ausgemachten Quatsch. Wir reden morgen in Ruhe, wenn alles fertig ist, in Ordnung?«
»Na klar.« Ich bemühte mich, Marleen anzulächeln, und ging dann in die Wohnung.
Mein Handy hatte nicht einmal geklingelt. Und der Name Mausi für eine erwachsene Frau war absolut lächerlich. Mein Vater kniete vor Johann auf dem Boden und hielt ihm eine Torte entgegen. Sein Gesicht sah
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