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Urlaub mit Papa

Urlaub mit Papa

Titel: Urlaub mit Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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schuldbewusst aus, Johanns neutral. Ich saß inmitten einer Gruppe von Zuschauern und drückte verzweifelt die Daumen, damit Johann die richtige Antwort gab. Doch er schüttelte nur leicht den Kopf. Mein Vater redete auf ihn ein.
     

Junge, komm bald wieder
    – Freddy Quinn –
    Mein Vater kniete vor Johann auf dem Boden und hielt ihm eine Torte entgegen. Sein Gesicht sah schuldbewusst aus, Johanns neutral. Ich saß inmitten einer Gruppe von Zuschauern
und drückte verzweifelt die Daumen, damit Johann die richtige Antwort gab. Doch er schüttelte nur leicht den Kopf. Mein Vater redete auf ihn ein.
    »Ich weiß wirklich nicht…«, das Bild verschwamm, die Stimme meines Vaters wurde deutlicher, »…was ich tun soll. Ich bin völlig aus der Übung. Und mit Liebeskummer kenne ich mich sowieso nicht aus. Was macht ihr denn Freude?«
    Ich öffnete die Augen und vertrieb damit den Rest des Bildes. Mein Vater telefonierte im Flur.
    »Sie mochte früher doch so gerne Hähnchen mit Pommes. Vielleicht kann Marleen ja heute… Ja, ich weiß, dass morgen Eröffnung ist… Wieso?… Wenn ich unglücklich bin, hilft mir auch immer gutes Essen. War auch nur eine Idee. Und wenn ich ihr was Hübsches kaufe?… Na, vielleicht ein Kleidungsstück?… Nein?… Ach, dann weiß ich auch nicht.«
    Seine Stimme war mutlos, ich war müde genug, mich nicht zu fragen, um was es bei dem Gespräch ging, ich ahnte es sowieso. Als ich mich aufsetzte, fiel der Wecker um.
    »Schatz, ich muss aufhören, hast du den Lärm gehört? Sie ist aufgewacht.« Er hatte seine Stimme vorher gesenkt, jetzt räusperte er sich und brüllte fast: »Ja, toll… Du, hier ist alles in Ordnung, heute Abend sind wir fertig… Nein, alle haben gute Laune und sind lustig… Den Mädchen geht es gut, na klar… Also dann, wir telefonieren später. Tschüss, grüß dein neues Knie.«
    Er legte auf und kam mit schnellen Schritten in mein Zimmer.
    »Guten Morgen, Kind. Hast du gut geschlafen?«
    Schwungvoll setzte er sich neben mich, das Kopfteil des Gästebetts schnellte hoch.
    »Oh!«, mein Vater sprang auf, das Bett knallte wieder runter, »hoppla, das ist ja eine wackelige Angelegenheit.«
    Ich zog mir Socken an. »Nur wenn man zu zweit zu weit unten sitzt.«
    »Sollen wir mal die Betten tauschen?«
    Verblüfft sah ich zu ihm hoch. Er rieb sich nachdenklich das Kinn.
    »Ich muss mich noch rasieren. War nur so ein Gedanke, das mit den Betten, meine ich. Oder willst du es unbedingt? Ich meine, wenn du das wirklich…«
    »Papa. Was ist los?«
    »Ach, nichts. Ich rasiere mich mal. Ich habe übrigens eine Thermoskanne Kaffee von drüben geholt, du trinkst doch ganz gerne nach dem Aufstehen eine Tasse. Setz dich doch in Ruhe auf die Terrasse und werde gemütlich wach, ich gehe dann schon vor.« Er schob die Terrassentür auf und trat hinaus. »So schöne Luft. Küssige Luft, sagt deine Mutter immer, oh, entschuldige, ich wollte nicht… also ich hole dir mal den Kaffee. Hier, ich stelle dir den Stuhl hierhin, da kannst du die Tasse draufstellen, also…«
    Ich sah ihm hinterher, als er eifrig an mir vorbei in die Küche lief. Wenn er mir jetzt noch einen Aschenbecher mitbrachte, würde ich durchdrehen. Er balancierte die Kanne und eine Tasse auf die Terrasse und deutete verschwörerisch auf den Stuhl. »Es ist serviert. So, ich gehe jetzt rüber.«
    »Du wolltest dich doch noch rasieren.«
    »Ach ja«, er strich sich wieder übers Kinn, »das kann ich auch nachher machen. Man sieht dominanter aus mit Bart, habe ich mal gelesen, das schadet sicher nichts, wenn wir diese Möbellieferanten vom Festland empfangen. Sonst meinen sie noch, sie könnten uns Insulaner rumkommandieren. Also, lass dir Zeit, bis später. Du kannst ja noch mal deine Mutter anrufen.«
    »Warum?«
    Er antwortete betont harmlos: »Nur so, ihr führt doch manchmal Frauengespräche, oder? Sie telefoniert doch so gerne. Mach das mal.«
    Mit einem Lächeln verschwand er, kurz danach fiel die Tür ins Schloss. Ich nahm das Telefon mit auf die Terrasse und wählte die Nummer des Krankenzimmers meiner Mutter. Nach dem ersten Freizeichen meldete sie sich mit dieser bestimmten Stimme, die Mütter schnell bekommen, wenn sie ahnen, dass es dem Kind schlecht geht. Nur wegen dieses Tonfalls stiegen mir die Tränen in die Augen.
    »Ach, Mama, es ist alles total kompliziert.«
    Mit Samt ausgeschlagen kam die Antwort. »Dein Vater hat schon was angedeutet, was ist denn los?«
    Als wenn ein Ventil absprang, quoll alles

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