Urlaub mit Papa
forschend an.
»Du bist doch traurig, oder?«
Ich biss mir auf die Lippen und schüttelte den Kopf.
»Also, wenn ich was tun kann…«
Er lächelte schüchtern. Ein Heinz drängte sich nie auf.
»Ich hab dich lieb, Papa.«
Ich küsste ihn auf die Wange und ging putzen.
Kriminal-Tango
– Ralf Bendix –
Ich betrachtete meine schrumpeligen Hände, während ich im Strandkorb saß und auf die anderen wartete. Es war kurz vor acht, wir waren gerade fertig geworden und im Gegensatz zu Marleen, Dorothea und Gesa verspürte ich überhaupt keine Lust, mich umzuziehen. Es war ein verrückter Tag gewesen. Am Morgen hatte ich das Leben noch großartig gefunden, mittags war Gisbert-der-Zerstörer gekommen und jetzt lag alles in Scherben. Johann war weg, ich unglücklich, die Mädels mitleidig und die Rentnerband plante Johanns Abschuss. Da konnte ich auch in Putzklamotten dabeisitzen. Mir war jetzt sowieso alles egal.
Marleen, in sauberen Jeans und weißem T-Shirt, die Haare noch feucht vom Duschen, setzte sich mir gegenüber.
»Was bin ich froh, dass wir alles fertig haben. Die Möbel kommen morgen früh gegen acht, ich muss aber noch schnell zur Bank, das ging mit dem Termin nicht anders, aber ihr seid ja da. Ich bin gegen halb neun wieder zurück. Hörst du mir überhaupt zu?«
»Wie?« Beim Wort Bank fiel mir Johann wieder ein. Falls er überhaupt Banker war, vielleicht war das ja auch gelogen. »Natürlich höre ich dir zu. Wir sollen morgen zur Bank.«
»Christine!«
Aber hatte er mich überhaupt angelogen? Eigentlich war er immer nur ausweichend gewesen. Wie auch immer, kein verliebter Mann benahm sich so.
»Ja?«
Marleen sah mich scharf an. »Du hörst mir nicht zu, du bist mit den Gedanken völlig woanders und ich kann mir auch denken, wo. Also, ich sage dir jetzt was, bevor die Jungs kommen. Ich glaube kein Wort von diesen Albernheiten. Johann Thiess ist ein netter Kerl, vielleicht löst er gerade irgendein Problem, aber das hat garantiert nichts mit alten, reichen Frauen zu tun. Ein bisschen Menschenkenntnis habe ich schließlich auch. Überleg doch mal, er macht hier Urlaub, wird plötzlich misstrauisch beäugt, dann auch noch wie in einem drittklassigen Film von ein paar alten Männern beschattet, also ich bitte dich. Und dann fängst du auch noch an, komisch zu werden. Ich glaube, der ist wirklich in dich verschossen und…«
»Wer ist verschossen?« Die Stimme meines Vaters klang gefährlich freundlich. Marleen lächelte.
»Heinz, da bist du ja. Ich glaube, Gisbert ist in Christine verschossen. So oft, wie der hier ist…«
Mein Vater setzte sich neben mich und rieb sich zufrieden die Hände. »Ja, da kannst du recht haben. Wobei ihn natürlich auch andere Dinge beschäftigen. Aber dass er meine Tochter sympathisch findet, glaube ich auch. Deswegen will er sie ja auch vor diesem Verbrecher schützen.«
Zur Bekräftigung legte er seinen Arm um meine Schulter und drückte mich kurz.
»Sag mal, Heinz«, Marleen hatte einen katzenfreundlichen Ton, »kann es nicht sein, dass Gisbert den Mann, den Christine sympathisch findet, einfach deshalb zum Verbrecher erklärt?«
»Ach, Unsinn.« Mein Vater nahm seinen Arm abrupt weg. »Das hat Gisbert doch gar nicht nötig.«
Ich hustete, bevor mir ein verzweifeltes Kichern entwich. Marleen schüttelte resigniert den Kopf und sah in diesem Moment Gisbert auf den Hof fahren. Er hatte einen kleinen Anhänger an seinem Moped, auf dem eine Kiste Bier stand.
»Na wenigstens bringt er mal was mit. Sonst trinkt er hier immer umsonst.«
»Marleen.« Mein Vater zischte es ihr leise zu. »Wenn ich irgendetwas hasse, sind das kleinliche Frauen. Du wirst ihm noch für seine Dienste dankbar sein.«
Er stand auf und ging ihm entgegen. Marleen beugte sich vor.
»Klein-Gisbert kriegt die Kiste nicht vom Hänger und Heinz hat es in der Hüfte. Da bin ich mal gespannt.«
Kalli fuhr durch die Einfahrt, winkte uns zu und schwang sich von seinem Fahrrad. Mein Vater nahm ihm das Rad ab und stellte es ordentlich an die Wand.
»Kalli, heb doch mal eben die Kiste vom Anhänger, ich hole Gläser. Gisbert, komm, setz dich.«
Gisberts Haare waren aufgeladen, als er den Helm abnahm, sie wehten im Wind. Er streckte seine Brust raus und kam strahlend auf mich zu.
»Christine, du siehst toll aus. Darf ich?«
»Heinz sitzt neben Christine.« Marleen war reaktionsschneller als ich. »Hol dir doch bitte einen Klappstuhl aus der Garage.«
Er zog einen Flunsch, brachte aber
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