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Urlaub mit Papa

Urlaub mit Papa

Titel: Urlaub mit Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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Hand weg. »Frag sie das am besten selbst. Wenn du sie nett bittest, erzählt sie dir bestimmt alles im Detail.«
    Johann holte sich meine Hand zurück. »Du irrst dich, Christine, ich interessiere mich nicht für Marleen de Vries. Ein Freund von mir wollte das wissen. Er hat hier mal übernachtet und sich wohl ein bisschen in sie verguckt. Das hat nichts mit mir zu tun. Sonst würde ich jetzt nicht mit dir hier sitzen und aufgeregt sein.«
    Er lächelte, ich schmolz dahin und guckte, wie weit die Sonne schon war. Und Johann drückte seinen Oberschenkel gegen meinen und strich mit einem Finger über meinen Nacken. Minutenlang konzentrierte ich mich auf seine Berührungen und verliebte mich dabei hemmungslos. Er rückte näher an mich ran und fragte:
    »Lebst du eigentlich allein?«
    Ich nickte, das wurde jetzt doch ernsthafter.
    »Ja, seit drei Jahren. Und du?«
    »Ich auch. Das heißt, ich suche eigentlich gerade eine Wohnung in Bremen. Im Moment wohne ich noch…«
    Sein Handy verhinderte die ganze Offenbarung. Ich zuckte zusammen, Johann zuckte zusammen, ging aber dran. »Ja, hallo?«
    Ich hasse Leute, die sich nicht mit Namen meldeten. Sein Gesicht wirkte angestrengt. Während er zuhörte, setzte er sich gerade hin und nahm den Arm von meiner Stuhllehne.
    »Du, ich habe dir doch gesagt, ich ruf dich an, wenn ich mehr weiß. Ich kann noch nichts sagen, lass mir doch ein bisschen Zeit. Ich mache so was ja nicht jeden Tag.«
    Es war eine weibliche Stimme, die am anderen Ende sprach, und zwar so laut, dass ich Satzfetzen hören konnte, »auf dich verlassen« und »Du hast schließlich Familie.«
    Johann merkte anscheinend, dass ich mithörte und stand auf.
    »Jedenfalls passt es im Moment nicht. Ich melde mich morgen… jetzt sei nicht gleich wieder beleidigt. Also, bis bald.«
    Er setzte sich wieder, während ich der Bedienung zuwinkte.
    »Ich möchte zahlen.«
    »Christine, bleib doch noch. Ich befürchte, das war missverständlich. Jedes Mal wenn wir uns treffen, ruft meine Tante an.«
    Klar, Tante Mausi, dachte ich und zwang meine irritierten Gefühlwellen zum Stillstand.
    »Sicher, Johann. Ich verstehe schon, außerdem kannst du ja auch telefonieren, mit wem du willst. Ich muss aber los, morgen geht die Arbeit weiter und du weißt ja, mein Vater.«
    Die Bedienung stand vor uns. »Zusammen?«
    »Ja.« Johann zog seine Brieftasche aus der Jeans und hielt ihr einen Schein hin. Ich ließ ihn zahlen, mich hatte diese Verabredung genug Anstrengung gekostet.
    Wir hatten denselben Weg, es wäre albern gewesen, hintereinanderherzugehen. Wir liefen schweigend, ich spürte seine Blicke, hatte aber keine Lust, Fragen zu stellen, deren Antworten ich vermutlich gar nicht hören wollte. Kurz vor der Pension blieb er abrupt stehen und hielt mich am Arm fest.
    »Warte.«
    »Ja?«
    »Wir müssen ja nicht deinem Vater über den Weg laufen, oder?«
    »Schiss?«
    Er sah mich verdutzt an. »Vor deinem Vater? Nein. Ich dachte, du hättest mit ihm sonst Diskussionen, von wegen keine Zigaretten und – keine Jungs.« Er lachte.
    Ich nicht. Ich war traurig. Er merkte es mir an und legte mir den Arm um die Schulter.
    »Pass mal auf. Ich muss erst mal ein paar Dinge regeln, über die ich im Moment nicht reden möchte. Unabhängig von dem Ganzen habe ich mich ein bisschen in dich verliebt und möchte dich gerne näher kennenlernen. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Kannst du das verstehen?«
    Ich verstand es natürlich nicht, aber er hatte diese rehbraunen Augen, diese erotische Stimme, diesen schönen Mund und er roch so gut. Also lehnte ich mich an ihn.
    »Schon in Ordnung. Vielleicht können wir morgen Abend mal zusammen zum Baden fahren.«
    Er küsste mich erst sanft, dann länger auf den Mund. Wenn man dicht genug dran war, erkannte man in diesen braunen Augen goldene Pünktchen.
    Auf dem Weg zur Ferienwohnung beruhigte ich mich mit dem Gedanken, dass der nette Nils vielleicht auch ein dunkles Geheimnis hatte. Na und? Wir hatten schließlich Sommer.
    Erleichtert stellte ich fest, dass ich als Erste in der Ferienwohnung war. Das Treffen mit Johann hatte nicht besonders lange gedauert, es war noch vor elf. Beim Zähneputzen versuchte ich, die bösen Gedanken zu vertreiben und mich auf die goldenen Pünktchen und den Kuss zu konzentrieren. Ich war müde genug, es zu schaffen und ins Bett zu gehen.
    Ich lief Hand in Hand mit Johann am Strand entlang. Das Wasser glitzerte von der untergehenden Sonne, die Wellen rauschten leise,

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