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Urlaub mit Papa

Urlaub mit Papa

Titel: Urlaub mit Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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verschwinden könnte. Während wir auf unser Bier und die anderen warteten, musterte mein Vater interessiert die Einrichtung.
    »Das soll sich Dorothea nachher mal genau anschauen. Da können wir uns einige Ideen abgucken, das gefällt mir außerordentlich gut.«
    »Papa, ich glaube, du solltest dich aus den Plänen für Marleens Bar lieber raushalten.«
    »Wieso?« Er war erstaunt. »Kind, ich gehöre zur Zielgruppe. Ich bin Gast auf Norderney. Und ich mag Fischernetze.« Sein Blick ging nach oben. »Wo kriegt man wohl diese Galionsfiguren her?«
    »Das ›de Vries‹ wird eine Bar mit Lounge, keine Hafenspelunke.«
    »Lounge! Ihr tut immer so vornehm. Ich dachte, wir wollen Geld verdienen.«
    »Marleen will Geld verdienen, Papa, nicht wir. Also, halte dich ein wenig zurück. Da kommt sie.«
    Marleen blieb an der Tür stehen, bis sie uns entdeckte und kam dann an den Tisch.
    »Hallo«, sie setzte sich neben mich auf die Bank, »Onno und Kalli kommen auch gleich, ich habe sie mit dem Rad überholt.«
    »Sag mal, Marleen«, mein Vater beugte sich über den Tisch, »wie findest du diese Netze an den Decken?«
    Sie hob den Kopf und sah ihn misstrauisch an. »Wieso? Hast du schon welche bestellt?«
    Er lehnte sich entrüstet zurück. »Als wenn ich mich in deine Pläne einmischen würde. Natürlich nicht. Ich wollte nur wissen, wie du sie findest. Interessehalber.«
    Sie guckte an die Decke. »Genau so was möchte ich nicht.«
    »Schade.« Mein Vater verteilte Bierdeckel. »Das hätte dem Ganzen etwas Pfiff gegeben, ich…«
    Er fing meinen drohenden Blick auf. »Schon gut. Ah, da kommt der frisch gebackene Opa mit dem Hilfsarbeiter.« Er erhob sich und winkte. »Hier, Kalli, Onno, wir sind hier!«
    Onno hatte sich schick gemacht, er trug ein dunkelblaues Jackett, darunter ein rotes Hemd mit blauer Krawatte. Auch Kalli hatte sich mit einem braunen Anzug und einem weißen Hemd in Schale geschmissen.
    »Du hattest doch Recht, mit der Strickjacke wäre ich nicht so richtig angezogen gewesen«, flüsterte mir mein Vater zu.
    Zumal diese Jacke grün-blau war und er ein gelbes T-Shirt mit dem Aufdruck »Sportfreunde List« darunter getragen hatte. Ich hatte es im letzten Moment verhindert. Meine Mutter wäre zufrieden gewesen. Als die beiden am Tisch angekommen waren, setzte er sich wieder. »Na, 
amigos
, ihr habt euch ja auch piekfein gemacht. Sehr elegant.« Er klaubte einen unsichtbaren Fussel von seinem grauen Sakko und strich über sein gestreiftes Hemd. »Ich finde auch, man muss sich dem Anlass gemäß kleiden. Und ein neues Enkelkind ist eben was ganz Besonderes. Wo bleiben denn die Getränke? Hört mal, Daliah Lavi, die mochte ich schon immer so gerne.«
    Die Angebetete sang mit rauchiger Stimme »O-ho-ho-ho, wann kommst du«, als Frau Weidemann-Zapek und Frau Klüppersberg die ›Haifischbar‹ enterten. Ich konnte mir nicht verkneifen, »O-ho-ho-ho, da sind sie« zu singen, was mir einen rügenden Blick meines Vaters einbrachte.
    »Dass du überhaupt keine Stimme hast, das ist doch so eine einfache Melodie. Kalli, deine Gäste sind gekommen.«
    Marleen und ich grinsten albern vor uns hin, der drohende Lachkoller kreiste über uns.
    Hannelore Klüppersberg hatte auch für diesen Anlass vorgestrickt. Sie trug ein blau-weiß geringeltes Matrosenkleid, das am Knie geschlitzt war und einen voluminösen Kragen hatte. Ihre Freundin Mechthild Weidemann-Zapek war in Satin eingenäht, stahlblau mit kleinen Pailettenschmetterlingen, die um den Ausschnitt flatterten. Natürlich hatte sie auch Schmetterlinge im Haar.
    Die blonde Bedienung blieb kurz, aber ehrfürchtig vor ihnen stehen, Onno starrte sie an wie eine Erscheinung, mein Vater wirkte ungerührt, nur Kalli beugte sich zu mir und sagte leise: »Du weißt ja, es war ein Versehen, sie einzuladen, ich hoffe, du erzählst es Hanna nicht. Das wäre mir unangenehm.«
    Trotzdem ging er formvollendet auf die Damen zu, begrüßte sie mit einer Verbeugung und geleitete sie an unseren Tisch.
    Marleen stieß Onno an. »Du machst Stielaugen, mein Lieber.«
    Er wurde verlegen. »Entschuldigung, aber was ist das?«
    Kalli wies auf zwei Stühle, auf denen Frau Weidemann-Zapek und Frau Klüppersberg umständlich Platz nahmen.
    »Das ist ja urig hier.« Frau Klüppersberg zeigte auf das Fischernetz unter der Decke, dann entdeckte sie die barbusige Dame über sich, legte ihre Hand vor den Mund und juchzte leise. »Huch, Mechthild guck mal.«
    »Ich glaube, die Damen kennen alle am

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