Urlaub mit Papa
Hof unterhalten.« Meine Stimme war so dünn, dass ich mir selbst nicht geglaubt hätte.
Hannelore Klüppersberg war jetzt auch aufgeregt. »Aber er hat uns zum Kaffee eingeladen. Auf der Marienhöhe. Wir trafen ihn auf der Promenade und er lud uns sofort ein.«
»Ich habe es dir nie erzählt, Hannelore, ich wollte dich nicht beunruhigen, aber ich hatte das Gefühl, dass er uns beobachtet«, fügte Mechthild hinzu.
»Nein.« Hannelore schlug entsetzt die Hand vor den Mund. »Mechthild.«
Mein Vater sah aus wie Derrick. »Na bitte! Das sind doch eindeutige Indizien.«
Gesa stützte ihr Kinn auf die Faust. »Haben Sie ihm denn Geld geliehen?«
Gespannt warteten alle auf die Antwort. Hannelore schüttelte den Kopf. »Er hat gar nicht gefragt.«
Gisbert war enttäuscht. »Mechthild, Sie auch nicht?«
»Nein. Leider.«
Gesa nahm Erdnüsse aus einer Schale und steckte sie in den Mund. »Tolle Indizien.«
»Gesa«, sagte mein Vater belehrend, »er nimmt doch erst mal Kontakt auf. So ein Verbrecher fällt nicht gleich mit der Tür ins Haus. Der kocht seine Opfer erst mal weich. Vertrauen schaffen, dann ausnehmen. Ganz einfach.«
»Du kennst dich ja aus.« Onno legte den Kopf schief. »Woher weißt du das? Oder bist du das selbst? Wo warst du letzte Woche?«
Mechthild kicherte. »Ach, Heinz, Ihnen würde ich sofort Geld leihen.«
»Sag mal Heinz«, Onno erwärmte sich zusehends für die Geschichte, »was darfst du denn zur Rente dazuverdienen?«
Mein Vater winkte ungeduldig ab. »Ihr werdet albern. Bleibt bei der Sache.«
Onno grinste schief. »Ich bin bei der Sache.« Er hatte schon einen im Tee.
Gisbert von Meyer trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Heinz, wenn du Beweise hast, sollten wir das verfolgen. Hast du ihn beobachten können? Erinnere dich bitte, alles kann wichtig sein.«
Mein Vater fühlte sich sofort wahnsinnig wichtig, er kniff seine Augen zusammen und ging in sich. Gesa war die Rettung. »Ihr seid auf dem Holzweg. Herr Thiess ist niemals ein Heiratsschwindler. Außerdem ist er heute Morgen abgereist. Und er hat alles bezahlt. In bar übrigens.«
»Das heißt gar nichts. Vielleicht hat er gemerkt, dass ich schon misstrauisch geworden bin.« Mein Vater gab nicht auf.
Gesa sah ihn geduldig an. »Ihr müsst euch einen anderen Verdächtigen suchen. Er ist nur zurückgefahren, weil er einen dringenden Termin hatte, er kommt morgen oder übermorgen wieder. Am besten, ihr fragt ihn dann gleich, ob er kriminell ist.«
»Dringender Termin…« Gisbert machte sich Notizen. »Das hat er in Emden auch behauptet. Und vielleicht kommt er wieder, um dann zuzuschlagen. Bislang hat er anscheinend noch keines seiner Opfer angepumpt.«
Ich guckte so angestrengt harmlos, dass ich Kopfschmerzen bekam. Gisbert beobachtete mich.
»Christine, du bist ganz blass. Ich hoffe, ich habe dich nicht in Angst und Schrecken versetzt. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, ich werde mein Möglichstes tun, um diesen Gauner zur Strecke zu bringen.«
»Sicher.« Ich versuchte ein Lächeln und kniff Gesa dabei in den Oberschenkel. »Ich habe nur ein bisschen Kopfschmerzen, wahrscheinlich vom Streichen, ich mache mich auf den Weg. Du wolltest auch los, Gesa, oder?«
»Ja, ja«, sie rieb sich ihr Bein und stand auf, »wir können zusammen gehen. Bis morgen und viel Erfolg bei der Verbrechensbekämpfung.«
»Ich begleite euch«, rief Gisbert und wollte aufspringen.
»Bleib sitzen!« Mein Vater reichte mir meine Handtasche. »Die sind doch zu zweit und der Verbrecher ist heute abgereist. Lass uns mal einen Plan machen, wie wir vorgehen wollen. Nacht, Kind, bis später. Tschüss, Gesa.«
Draußen atmete ich tief durch. Gesa stupste mich grinsend an.
»Dieser Schreiberling steht ja richtig auf dich.«
»Hör bloß auf, er geht mir so dermaßen auf die Nerven.«
»Na ja, jetzt ist er erst mal mit der Ganovenjagd beschäftigt.« Gesa lachte leise. »Der arme Herr Thiess. Dabei ist der ganz nett. Und sieht so gut aus.«
Genau das war auch mein Problem. Ich bemühte mich um Neutralität.
»Ich glaube, das ist eine Grundvoraussetzung für Heiratsschwindler. Außerdem ist Thiess zu alt für dich.«
»Ich will ihn ja nicht heiraten.« Gesa blieb stehen und kramte nach ihren Zigaretten. »Aber Thiess sucht keine alte reiche Alleinreisende. Er hat mich über Marleen ausgefragt, ich glaube, er interessiert sich für sie.«
»Was wollte er denn wissen?«
»Wie alt sie ist und ob ich ihren Freund kenne.«
»Und?«
»Was
Weitere Kostenlose Bücher