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Urlaub mit Papa

Urlaub mit Papa

Titel: Urlaub mit Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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an den jungen John Wayne.
    Ich wartete auf das Mopedgeräusch, bevor ich zu Marleen zurückging. Sie sah ihm kopfschüttelnd nach.
    »Herr von Meyer hat schon eine Meise, oder?«
    »Marleen, denk daran, er ist die Presse.«
    »Und deshalb wartet er jetzt auf die Rückkehr des Heiratsschwindlers?«
    »Davon gehe ich aus. So eine Story hat er doch noch nie gehabt. Wollen wir wirklich Servietten falten?«
    »Quatsch, ich wollte dich bloß retten. Ich gehe gleich rüber zu den Handwerkern, du kannst ja auch zum Strand fahren.«
    Die Aussicht auf ein paar Stunden mit Buch im Sand war großartig.
    »Bestens. Ich nehme dein Fahrrad. Wir sehen uns heute Abend beim Essen. Bis später.«
    Mit der Sonne im Gesicht und Wind im Rücken fuhr ich kurz darauf die Promenade entlang. Meine Gedanken gingen zurück zu dem gestrigen Abend in der ›Haifischbar‹, zu der Geschichte, die Gisbert erzählt hatte. Ich schüttelte das dumpfe Gefühl ab und dachte daran, dass Johann mir die SMS geschickt hatte, »…damit wir uns bald wiedersehen«, er würde zurückkommen, ich war nicht so naiv wie irgendeine Emdener Kellnerin. Schließlich war ich 45, hatte eine Ehe und diverse Liebhaber hinter mir und verstand etwas von Männern. Zumindest hoffte ich es und zwar mit einer Inbrunst, die mich immer schneller in die Pedale treten ließ.
    Nach zweimal Baden und vierzig Seiten Krimi hatte ich genug vom Strandleben. Ich schüttelte den Sand aus den Handtüchern, packte meine Sachen zusammen und beschloss, in den Ort zu fahren, um mir ein Kleid zu kaufen. Bevor ich mein Fahrrad aufgeschlossen hatte, hörte ich einen Pfiff. Die Zeiten, in denen ich noch auf so etwas reagiert hatte, waren vorbei, weshalb ich auch das nächste Pfeifen ignorierte. Dann hörte ich allerdings etwas, das ich nicht mehr ignorieren konnte.
    »Christine! Bist du taub?«
    Mein Herz fing an zu rasen. Ich drehte mich schnell um und sah ihm entgegen. Johann trug Jeans, Hemd und Blazer, er kam auf mich zu, ich sah nur diese rehbraunen Augen und dieses Lächeln, nie im Leben war dieser Mann ein Verbrecher. Als er vor mir stand, schloss ich die Augen… und wurde geküsst.
    »Da bin ich wieder. Schneller ging es nicht.«
    »Wir dachten… also ich habe es nie geglaubt, aber jetzt ist das auch egal, ich…« Ich stotterte vor Aufregung.
    Er sah mich verwirrt an. »Hast du zu viel Sonne abbekommen? Ist alles in Ordnung?«
    Ich schüttelte die Gedanken ab. »Ja, es ist alles in Ordnung. Woher wusstest du, dass ich hier bin?«
    »Ich bin erst in die Pension gefahren. Und da habe ich Marleen nach dir gefragt.«
    »Hat dich sonst noch jemand gesehen?«
    »Nein, wieso?«
    Ich befestigte meine Tasche auf dem Gepäckträger und vermied Blickkontakt, um meine Erleichterung zu verbergen.
    »Ach, nur so. Was hast du jetzt vor?«
    »Ich weiß es nicht. Ich wollte dich erst mal treffen. Wir könnten ja in den Ort fahren und Kaffee trinken oder was essen. Oder shoppen. Ach übrigens«, er griff in die Innentasche seines Blazers und zog einen Umschlag hervor, »hier ist dein Geld. Und noch mal danke fürs Leihen.«
    Ich nahm den Umschlag entgegen und verstaute ihn im Seitenfach meiner Tasche. Ganz kurz sagte eine innere Stimme, die sich anhörte, wie die meines Vaters: »Zähl nach!« Ich hörte nicht auf sie.
    »Und?« Johann beobachtete mich. »Was machen wir?«
    Ich hätte alles mit ihm machen können, trotzdem graute mir vor der Vorstellung, mit ihm Hand in Hand durch den Ort zu gehen und plötzlich von meinem Vater, Kalli und zwei bemützten kleinen Mädchen umzingelt zu werden. Es war mir zu riskant.
    »Das ist heute etwas schwierig. Mein Vater passt zusammen mit seinem Freund Kalli auf die Berg-Zwillinge auf. Ich glaube, ich sollte sie dabei ein bisschen unterstützen. Ich wollte gerade losfahren und sie suchen.«
    »Da kann ich doch mitkommen.«
    Ich suchte fieberhaft nach Ausreden. »Das ist keine so gute Idee. Ich… also mein Vater… Johann, verstehe das bitte nicht falsch, aber mein Vater ist zu Männern, die etwas mit mir zu tun haben… also, da ist er immer komisch.«
    Er glaubte mir kein Wort, das sah ich deutlich. Stattdessen wirkte er verletzt.
    »Du, wir müssen auch nichts zusammen unternehmen. Da habe ich wohl etwas falsch verstanden.«
    Ich ließ mein Fahrrad fallen und legte ihm den Arm um die Taille.
    »Nein, hast du nicht. Mein Vater hat sich nur in eine Idee verrannt, deshalb möchte ich ihn nicht mit dir zusammen treffen. Können wir uns nicht heute Abend sehen?

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