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Urlaub mit Papa

Urlaub mit Papa

Titel: Urlaub mit Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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Lappen gegen die Fußleiste, mein Vater nahm sein Taschentuch und wischte sie wieder trocken.
    »Das wollte ich gar nicht sagen. Ist er… also, ich meine, hat er dir… wie soll ich sagen?«
    »Papa, du musst dir keine Gedanken machen, ich bin seit 28Jahren keine Jungfrau mehr und verlobt hat er sich auch nicht mit mir. Was ist jetzt? Wollen wir uns unterhalten oder was tun?«
    Er sah mich traurig an. »Ach, Tine.« Er streckte seinen Rücken durch. »Aber wenn der glaubt, dass er bei mir damit durchkommt, dann hat er sich geschnitten. Warm anziehen kann der sich, ganz warm. Gisbert? Wir müssen reden. Kalli, Carsten, ich hole uns ein Bier. Gisbert, hilf mir tragen.«
    Während der nächsten zehn Minuten überlegte ich fieberhaft, welche harmlosen Erklärungen es geben könnte, es fiel mir aber keine einzige ein. Trotzdem musste ich mit Johann reden, sobald ich unauffällig verschwinden konnte, würde ich mich auf die Suche nach ihm machen. Heinz hatte Recht, so groß war Norderney nicht.
    Die Tür wurde plötzlich aufgerissen. Hannelore und Mechthild, gewandet in violette Jogginganzüge mit passenden Schirmmützen und weißen Turnschuhen marschierten ein und blieben aufgeregt am Tresen stehen.
    »Christi-ene!« Mechthild sprach meinen Namen immer mit »ie« aus. »Das ist ja nicht zu fassen, Gisbert hat uns alles erzählt. Was sagen Sie denn dazu?«
    Ich überlegte, ob ich sie durch einen Hüftwurf mit dem Lappen treffen könnte, und schwieg. Dafür redete Gisbert, der vor meinem Vater eintrat.
    »Da seid ihr ja schon. Heinz, ich habe den Damen vorhin schon die Ergebnisse der Observierung mitgeteilt. Und sie hatten eine großartige Idee.«
    Er strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Hannelore Klüppersberg wippte aufgeregt auf den Zehenspitzen und platzte fast.
    »Ja. Wir geben die Lockvögel.«
    Carsten verschluckte sich, Kalli hustete und ich erhob mich abrupt.
    »Papa, ich muss in die Wohnung gehen und Augentropfen nehmen. Hinterher soll ich einen Moment liegen.«
    »Ja, gut.« Er nickte mir besorgt zu. »Lass dir Zeit. Wir kümmern uns um alles.«
    Ich durchquerte schnell den Raum, ich wollte bloß raus und nichts, aber wirklich gar nichts mehr über die weiteren Strategien wissen. Kurz vor der Wohnungstür klingelte mein Handy. »Ich bin es, Johann. Ich muss dauernd an dich denken. Was machst du gerade?«
    Ein dumpfes Gefühl schoss durch meinen Magen. Meine Stimme klang eisig.
    »Ich muss dich sofort sehen. Hörst du? Sofort. In zehn Minuten an der Bank vor der ›Milchbar‹.«
    Ich beendete das Gespräch und versuchte, ganz normal zu atmen.
     

Jeder Weg hat mal ein Ende
    – Marianne Rosenberg –
    Obwohl ich fast rannte, liefen mir kalte Schauer über den Rücken. Ich ließ mich schwer atmend auf die Bank fallen und kniff die Augen gegen die Sonne zusammen. Bevor ich mich richtig beruhigen konnte, stand Johann schon vor mir. Lächelnd, als ob die Welt in Ordnung wäre.
    »Na? Du hast deine Sehnsucht wohl genauso wenig im Griff wie ich?«
    Als er mich küssen wollte, drehte ich meinen Kopf zur Seite, sein Kuss streifte meine Wange. Er setzte sich und legte den Arm auf die Banklehne. Ich rutschte vor.
    »Was ist denn los?«
    Seine Stimme klang verblüfft. Schauspieler. Ich setzte mich so hin, dass ich ihm ins Gesicht sehen konnte. Manche Lügen erkennt man an den Augen.
    »Wo warst du den ganzen Tag?«
    »Am Strand. Wieso?«
    »Nicht in der ›Georgshöhe‹?«
    Johann setzte sich gerade hin, er schien auf einmal ungehalten.
    »Sag mal, was soll das denn? Gestern haben wir darüber geredet, was für ein Quatsch diese Heiratsschwindlergeschichte ist, du hast selbst über diesen Gisbert von Meyer gelacht und jetzt hast du so einen misstrauischen Ton. Habe ich was verpasst?«
    »Warst du im Hotel, ja oder nein?«
    »Ja, meine Güte, ich habe dort was getrunken. Ist das ein Verbrechen?«
    Er gab es sogar zu.
    »Du bist gesehen worden.«
    Seine Augen flackerten. Er überlegte einen Moment, bevor er antwortete.
    »Ich verstehe nicht, dass du nach der letzten Nacht so wenig Vertrauen zu mir hast. Wieso bist du so?«
    »Wieso ich so bin?« Ich hörte selbst, dass ich schrill klang, es war mir egal. »Mit wem warst du denn jetzt was trinken?«
    Johann sah mich nachdenklich an. »Ach, Christine. Ich kann solche Verhöre wirklich nicht leiden. Heute Morgen fühlte sich das zwischen uns noch ganz anders an.«
    Gisbert hätte diesen Satz vermutlich mitgeschrieben, genauso würde sich ein Heiratsschwindler herausreden. Er

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