Urmel aus dem Eis
natürlich trotzdem gut, den König in der Höhle festzuhalten, bis das Urmel wieder wohlauf ist. Schusch, das ist eine sehr gute Idee! Erst schicken wir den König in die Höhle, aber da findet er das Urmel nicht. Dann kommt er wieder heraus, und nun kann das Urmel wieder hinein — denn er wird dort nicht mehr nach ihm suchen! Fabelhaft!“
„Alles pfön und gut!“ bemerkte Ping Pinguin. „Ich gehe aber nicht noch einmal zum König und lasse auf mich pfießen!“
Tim Tintenklecks meinte: „Es müßte jemand zum König gehen, den er noch nicht mit uns zusammen gesehen hat, und der müßte ihm weismachen, daß er das Urmel verraten will, weil er mit uns böse ist oder so... Und dann führt er ihn in die Höhle! Denn einem, den der König schon kennt, würde er vielleicht nicht glauben!“
Wawa blickte beunruhigt von einem zum anderen.
„Wawa!“ schrie Ping Pinguin. „Wawa war die ganze Zeit verpfwunden.“
Aber Wawa wollte nicht. „Ich bin doch kein Verräter!“ grollte er.
Nun, es gelang schließlich, in seinen kleinen Kopf hineinzubringen, daß er eben gerade kein Verräter wäre, wenn er so täte, als ob er ein Verräter sei. Und sogar der Professor ließ sich davon überzeugen, daß es ohne eine Lüge nicht ging. Ja, Habakuk Tibatong hatte schwere Bedenken! Wutz war so böse auf ihn, daß sie ihn angrollte: „Aus lauter Anstan,d verrätst du ihm noch, daß das Urmel hier ist — öff! Wirklich, Professor, manchmal zweifle ich an deinem Verstand!“
Das also war in der vergangenen Nacht geschehen. Und mit dem ersten Sonnenstrahl schlüpfte der „Verräter“ Wawa aus dem Blockhaus.
Vierundzwanzigstes Kapitel:
In dem ein Schuß eine unerwartete Wirkung hat
Wie wir wissen, lag der Eingang zur Höhle auf der anderen Seite der Insel. Der Weg dorthin war weit, und die Sonne brannte. Sami war am ganzen Körper feucht. Der dicke König nahm von Zeit zu Zeit den Tropenhelm ab, um sich die Stirn zu trocknen.
Aber das Jagdfieber hatte ihn gepackt! Endlich war er dem Ziel nahe: er würde ein Tier vor die Flinte bekommen, das seit Jahrmillionen als ausgestorben galt, das noch kein anderer Mensch gesehen hatte! — Welches Jägers Herz würde da nicht schlagen vor Erregung!
Wawa glitt schlangenbehende über Moos und Steine.
Nach Stunden gelangten sie endlich an den Höhlenschlund. Sami zögerte: „Majestät, sollten wir nicht... Ich meine... ob wir wohl auch wieder herausfinden? Wie wäre es, wenn ich hier wartete? Dann könnte ich Hilfe holen...“
Doch der König winkte ab und wies befehlend auf den Eingang.
Je tiefer sie in den Berg eindrangen, desto unheimlicher wurde es dem König und Sami zumute. Von Meter zu Meter wurde es dunkler. Hatte Wawa es zuvor eilig gehabt, verharrte er nun an jedem Winkel. Er wollte Zeit gewinnen, tat aber so, als ob er sich nur sehr behutsam voranschleiche. Kollerte einmal ein Stein, wartete er, bis es wieder vollkommen still war. Der König verging fast vor gespannter Erwartung, seine Nerven drohten zu zerreißen — bis sie endlich vor dem großen Kuppelraum standen. Hier aber überwältigte auch sie der feenhafte Anblick. König Futsch stützte sich auf sein Gewehr und stieß einen bewundernden Laut aus, der von den Wänden und den farbigen Tropfsteinsäulen widerhallte. Auch die Höhlenorgel tönte auf ihre unerklärliche Weise, manchmal war es nur ein leises Rauschen, manchmal klang es wie vielstimmiges Flötenspiel.
Sami faßte unwillkürlich den Arm des Königs, und dieser nahm wie in einer Kirche den Tropenhelm ab.
Der Kristallsee warf einen opalgrünen Schein ins zackige Zierwerk der Kuppel.
Die Riesenkrabbe auf dem Stein lag gerade so im Schatten, daß sie der König zunächst nicht wahrnahm.
Nach einer Weile des Staunens fragte er flüsternd: „Aber wo ist nun das Urmel?“
Ebenso leise antwortete Wawa: „Es hält sich irgendwo versteckt. Als ich es zum letzten Mal sah, stand es am See. Es geht regelmäßig zur Tränke. Entweder finden wir es, wenn wir die Höhle durchsuchen, oder wir müssen uns selbst verbergen und warten, bis es Durst bekommt...“
Sami war dafür, hinter einem Felsbrocken zu warten. Er hatte etwas Proviant und Getränk mitgebracht und meinte, es sei Zeit für einen Imbiß.
Der König wollte davon nichts wissen.
Deshalb schlichen sie geduckt am äußersten Rand entlang, schauten hinter die Säulen und in die Spalten und zuckten zusammen, wenn sich ein Steinchen löste und zum See hinabkollerte.
Ein süßlicher Duft
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