Urmel fliegt ins All
peinigte sie die Angst, daß ihnen der köstliche Braten
wieder abgejagt werden könnte!
Nun,
vorläufig hatte Alol ja Stubenarrest. Sie war in ihrem wunderhübschen Zimmer
eingesperrt. Hier hatte sie elektromechanisches Spielzeug in Fülle und
sprechende Puppen, die sogar in der Luft herumschweben konnten. Alol fand dies
alles aber gerade jetzt nicht wunderhübsch. Kein Zimmer ist wunderhübsch, in
dem man eingesperrt ist.
Eingesperrt
waren auch Urmel und Wutz, und zwar im tiefsten Keller des
Oberbauch-Landhauses. Von hier drang kein Hilferuf nach außen.
Nachdem Alol
das Urmel aus dem Spiegelbadezimmer befreit hatte, sauste es zunächst zu Wutz
in den Garten zurück. Es war so verängstigt und so wütend, daß es die feine
Einrichtung im Hausflur mit seinem Schwanz nur so zur Seite wischte. Die
Scherben klirrten!
Als es Wutz
im Liegestuhl sah, rief es: «Natürlich, du liegst hier gemütlich und frißt und
frißt, während man mir einen gemeinen Streich spielt. Das sieht dir ähnlich!
Steh sofort auf! Ich will hier weg!»
«H ilf mir erst einmal aus diesem
durchhängenden Stuhl, ich fühle mich wie angeleimt — öfföff!»
Das Urmel
packte mit seinen kleinen Ärmchen zu, um Wutz emporzuwuchten. Da klappte unter
ihnen der Rasen einfach weg! Das war eine der sinnreichen Einrichtungen des
Oberbauches Boban, mit der er Leute, die ihm nicht paßten, verschwinden ließ:
Urmel und Wutz kollerten in ein finsteres Loch, und über ihnen schloß sich die
Decke.
«Feines
Schlaraffenland!» quiekte das Urmel.
Wutz grunzte
— öfföff — und sauste an den Betonwänden entlang, es war stockdunkel! Überall
stieß sie sich die Nase, aber einen Ausgang fand sie nicht!
Im
Wohnzimmer berieten der Oberbauch, seine reichgeschmückte Gattin und der
Meisterkoch Mixam miteinander. Der Oberbauch Boban rieb sich die fetten
Händchen und schnalzte mit der Zunge. «So! Und nun ans Werk!»
«Gut und
schön!» rief der Meisterkoch Mixam. «Ich will die beiden grillen, braten oder
kochen, aber nicht, wenn sie lebendig sind.»
Da sahen
sich der Oberbauch und seine Gattin verblüfft an. Bisher hatten sie ja alle
Nahrungsmittel fertig vorbereitet aus dem Supermarkt bezogen. Und Fleisch — wie
gesagt — hatte es schon lange nicht mehr gegeben.
«Wir
brauchen einen Schlächter, auch Fleischer genannt!» bemerkte der Oberkoch Mixam
nach langem Nachdenken. «Als ich die Meisterkochschule besuchte, hatten wir
Unterricht in der Geschichte des Essens,
nannte sich das Fach. Vor vielen hundert Jahren waren die Fleischer ein eigener
Berufsstand...»
«Aber mich
interessiert nicht, was vor vielen hundert Jahren war, wir brauchen jetzt
einen!» brummte Oberbauch Boban.
«Ruf doch
einfach den Stellenvermittlungscomputer an», sagte seine Gattin.
Kluge Idee.
Auf Futura war das nämlich so, daß alle Arbeitsuchenden und alle offenen
Stellen in einer Datenverarbeitungsanlage gespeichert wurden. Mit ihr brauchte
man sich nur verbinden zu lassen, und schon erhielt man entsprechende Adressen.
Aber das klappte natürlich nur dann, wenn man zum Beispiel einen
Fernsehspezialisten brauchte und andererseits ein Fernsehspezialist eine neue
Stelle suchte.
Wir erfahren von einem ausgestorbenen
Beruf
Der
Oberbauch Boban fragte also die Allgemeine Elektronische Stellenvermittlung
nach einem Fleischer. Die Antwort kam prompt: «Der letzte Fleischer wurde vor
zweihundertsiebenundsiebzig Jahren registriert!»
«Versuch es
mit Schlächter!»
Der
Oberbauch tippte «Schlächter».
«Der Beruf
des Schlächters ist derselbe wie Fleischer!»
«Ach ja,
seit dem neunundzwanzigsten Jahrhundert sind Schlächter ausgestorben!» Jetzt
erinnerte sich Mixam an sein Geschichtsstudium.
«Es ist nie
gut, wenn man zu viel Theorie lernt!» Boban ärgerte sich immer, wenn ein
Angestellter mehr wußte als er. «Schlachten also Sie das Schwein und das
Urtier!» befahl er unwillig.
«Niemals!»
rief der Meisterkoch. «Und außerdem verbietet es mir meine Gewerkschaft!»
«Dann wirst
du es selbst tun müssen!» sagte die Oberbauchgattin Arabrab. «Beweise mir, daß
du ein Mann und kein Feigling bist!»
«I gitt»,
stöhnte der Oberbauch. «Ich? Ich kann doch kein Blut sehen.»
«Dann gibt
es auch keinen Braten!»
Selten hatte
der Oberbauch Boban eine so schlimme Stunde erlebt. Leichter hätte er sogar das
Fallen seiner Aktien verschmerzt. Alles schien verloren zu sein. Kein Fleischer
— kein Braten!
Jedoch, der
Meisterkoch Mixam dachte
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