Urmel fliegt ins All
wieder an sein Studium der Geschichte des Kochens. Er
sagte: «Wir besuchten einmal ein Museum! Da waren Schlachtwerkzeuge aus
früherer Zeit ausgestellt, Messer und Äxte! Bei ihrem bloßen Anblick wurde mir
schon übel. Wie roh waren die Leute doch früher! Immerhin, wir könnten ja im
Museum anfragen...»
Gesagt,
getan! Der Oberbauch Boban sprach persönlich mit dem Direktor des «Historischen
Museums für Sitten und Gebräuche früherer Zeiten».
Der Herr
Direktor war etwas in Eile, da man gerade einen seltenen Fund ins Museum
eingeliefert hatte: ein gekrümmtes Ofenrohr aus verrostetem Blech, das
wertvolle Aufschlüsse über den hohen Stand der Kultur früherer Stadtbewohner zu
geben versprach. Aber da der Oberbauch Boban gelegentlich als edler Spender von
sich reden gemacht hatte — es war freilich schon lange her —
, überlegte sich der Direktor, wie er ihm helfen könnte.
Ja, also, er
sei gerne bereit, bei entsprechender Förderung seines Museums, für ein oder
zwei Tage Schlachtmesser aus einem früheren Jahrhundert auszuleihen, mit
handgeschnitztem Holzgriff zum Beispiel, dazu eine Schüssel zum Auffangen des
Blutes, sehr wertvolles Stück...
Der
Oberbauch schüttelte sich angeekelt. «Gibt es denn nichts anderes, etwas
weniger Rohes, Natürliches?» fragte er. «Ich meine etwas, wo kein Fleischer
gebraucht wird?» Der Museumsdirektor gab zu bedenken, daß Schlachtmaschinen
natürlich nicht so alt seien und daher weit weniger kulturgeschichtlichen Wert
besäßen. Dem Oberbauch kam es aber nicht auf kulturelle Werte an.
«Ja», sagte
der Museumsdirektor, «dann nehmen Sie doch eine vollautomatische
Schlachtanlage? Wir haben da eine, die ist noch verwendungsfähig. Sie stammt
aus der letzten Epoche, in der noch Fleisch gegessen wurde, dem
Endfleischzeitalter, tafelhistorisch gesehen. Der Vorgang des Schlachtens läuft
in ihr vollautomatisch ab. An der einen Seite stecken Sie das Vieh hinein, auf
der anderen kommt es in feine Stücke zerlegt heraus, fertig verpackt! Die ganze
Prozedur: Heißwaschen des Schlachtgutes...»
«Vielen
Dank», sagte der Oberbauch, «ersparen Sie uns die Einzelheiten. Leihen Sie mir
nur eine solche vollautomatische Anlage. Ich sende Ihnen einen Scheck und
übernehme die Lufttransportkosten! Ich brauche die Anlage sofort! Ist sie auch
wirklich für jedes Tier geeignet?»
«Vom
Elefanten bis zum Kaninchen!»
Damit war
das Gespräch beendet, und der Oberbauch Boban beeilte sich, den Scheck für das
Museum auszustellen.
Ping Pinguin kann endlich fliegen
Alol, die
Tochter des Oberbauches, die lieber ein Kopfkind sein wollte, saß in ihrem
Zimmer schmollend in dem aufgeblasenen Sessel, der aussah wie eine ausgehöhlte
Frucht, und überlegte sich, wie sie Urmel und Wutz helfen könnte. Als sie am
heftigsten überlegte, sprang sie auf und ließ ihre Puppen in der Luft
herumsausen. Und das brachte sie auf einen guten Gedanken. Sie schaute aus dem
Fenster, das durch Magneten fest verschlossen war, und sah sofort, daß Urmel
und Wutz nicht mehr im Garten futterten. Ganz richtig folgerte sie, daß die
beiden selbst bald gefuttert werden sollten und sie sich beeilen mußte.
Aber wie kam
sie hier ‘raus?
Da gab es nur
eins, nur eins konnten weder Vater Boban noch Mutter Arabrab vertragen: wenn
ihre Tochter hungerte. Alol stellte sich dicht vor das Objektiv der
Überwachungskamera, krümmte sich zusammen und jammerte: «Ich habe Hunger! Oh,
was für einen Hunger ich habe, gleich falle ich zusammen und bin tot!»
Sie hatte
richtig gerechnet. Ihre Eltern schickten Mixam zu ihr, mit einer großen
Schüssel Fruchtpralinees! Alol erwartete ihn mit der Flugdüse auf dem Rücken.
Kaum öffnete er die Tür, stieß sie ihn beiseite und brauste über ihn hinweg,
hinaus in den Flur, durchs Wohnzimmer wie ein Kugelblitz — und stieg empor in
den blauen Himmel.
Mixam ließ
vor Schreck die Fruchtpralinees auf den Boden kollern.
«Das
ungezogene Ding!» schimpfte Oberbauch Boban. «Das hat sie von dir geerbt!»
«Im Grunde
ist es ganz gut, daß sie nicht zu Hause ist, du weißt schon, warum! Sie hätte
uns nur Ärger gemacht. Sicher ist sie wieder zu ihren Freunden geflogen.»
Alol aber
flog schnell zur Insel Leregnu!
Sie langte
gerade am schwebenden Haus an, als Schusch sagte: «Da sätzen wär ja schön än
der Tänte!»
«O ja, о
ja!» Tibatong stöhnte.
«Ein
pfreckliches Pflamassel!» Ping Pinguin nickte betrübt. Gerade jetzt also
klopfte Alol an die Scheibe — wie ein
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