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Urmel spielt im Schloß

Urmel spielt im Schloß

Titel: Urmel spielt im Schloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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Majestät, bringen Sie mich sofort nach
Titiwu!»
    «Mich
nicht», sagte das Urmel. «Denn vorher soll er mich noch kennenlernen, der
direkte Doktor Quengelmann, na warte!»
    «Gott steh
mir bei!» seufzte der König.



Das
Naturkundemuseum bekommt ein neues Ausstellungsstück und verliert es wieder
     
    Ja, er hatte
Grund zu seufzen, Pumponell der Fünfundfünfzigste. Immer deutlicher spürte er,
daß er sich in einer Zwickmühle befand. Er konnte das Urmel nicht mehr alleine
im Schloß lassen — und nach Titiwu mitnehmen konnte er es auch nicht, da wäre
es Naftaline direkt in die Arme gelaufen. Aber das kleine Ungeheuer tat so, als
ob es furchtbar brav sei. Es tappte in die Küche und sagte: «Sami, bitte mal
mir ein Schild!»
    «Was soll
denn draufstehen?»
    «So ein
Schild soll es sein, wie wenn ich im Museum stünde. Ich möchte ‹Naturkundemuseum›
spielen. Wenn ich schon nicht hindarf...»
    Sami malte
dem Urmel ein Schild auf weiße Pappe:
    URMEL
    Kreidezeit
— entdeckt von Professor Tibatong.
    «Ich bin aus
dem Eis, und nicht aus der Kreide. Und Zeit habe ich schon gar nicht!» Das
Urmel fand die Angabe nicht richtig.
    «Kreidezeit
hieß die Epoche, die der Eiszeit vorausging. Da du zu Beginn der Eiszeit im Ei
eingefroren bist, müssen die Urmel in der Kreidezeit gelebt haben, klar?»
    «Meinetwegen!
Kreide ist ja auch weiß, wie Eis!» Das Urmel nahm das Schild und begab sich
damit in den Empfangssalon. «Hört mal, Futsch und Wutz, wir wollen zusammen
Museum spielen!»
    «Keine Zeit,
öfföff!» Ein nasser Scheuerlappen klatschte aufs Parkett.
    «Wenn ihr
nicht mit mir spielt, mache ich Unsinn! Es ist immer besser, wenn die
Erwachsenen mit den Kindern spielen, als sie alleine dummes Zeug machen zu
lassen...»
    «Also gut —
aber nur ganz kurz!»
    Das Urmel
verteilte Stühle, kleine Tische, Blumenvasen, Besenstiele und Eimer im Raum.
König Pumponell erklärte, wie es ungefähr im Naturkundemuseum aussah und was
dort für Ausstellungsstücke standen: ausgestopfte Tiere und Skelette und
Pappmodelle.
    «Schön!»
sagte das Urmel. «Und jetzt stelle ich mich dazwischen, und Wutz ist
Zwengelmann und kommt rein und schreit: ‹Was sehe ich denn da: ein Urmel! Wie
wunderbar!›» Es stellte sich in Positur, zog die Oberlippe ein wenig hoch, was
wie ein Lächeln wirken sollte, aber mehr einem Zähnefletschen glich, und Wutz
näherte sich ihm und jauchzte: «Ein Urmel! Nein, das gibt es nicht, ich träume
wohl, öfföff!»
    «Zwengelmann
sagt nicht ‹öfföff›!» meinte das Urmel. Und der König lachte.
    Da räumte
Wutz den Empfangssalon wieder auf, und das Urmel verzog sich. Man hörte es die
Treppen hinaufschleifen und dabei leise trällern.
    «Es wird
doch keinen Unsinn machen?» fragte der König besorgt.
    «Nein»,
antwortete Wutz. «Wir haben ja gerade mit ihm gespielt.»
    Der
Dachboden hatte, wie wir wissen, ein Fenster: einen Durchschlupf.
    Und das
Naturkundemuseum hatte auch Fenster, die an warmen Tagen aufgemacht wurden,
denn die Luft war dort oft sehr stickig, es roch nach Leim und Moder. Das
Naturkundemuseum hatte nicht viele Besucher. Manchmal wurden Schulklassen
durchgeführt. Dann stupsten die Jungen die Skelette an und kicherten. In
solchen Fällen paßte der einzige Wärter, Herr Hubenreiter, ein bißchen auf.
Sonst langweilte er sich viel und döste auf einem Stuhl im Gang.
    Still, sehr
still war es in Saal IV. Das Urmel stand neben einer Vitrine, die präparierte Strudelwürmer
zeigte, auf lateinisch: «Turbellarien». Über ihm schwebte an Nylonfäden das
Skelett des Urvogels mit Namen Archaeopteryx. Es war an der Decke aufgehängt.
Feiner Staub rieselte von den morschen Knochen. Und vor dem Urmel stand eine
kunstvolle Nachbildung des schreckenerregenden Brontosaurus. Das Urmel
bibberte, wenn es ihn anblickte. Er sieht gar nicht wie ein Verwandter aus,
dachte es. Aber hübsch war die aus Pappe, Papier, Gips und Farbe geschaffene
Urzeitlandschaft. Wenn man auf einen Knopf drückte, wurde sie beleuchtet.

    Das Urmel
langweilte sich. Niemand kam. So hatte es sich das Museum nicht vorgestellt.
Außerdem kitzelte die staubige Luft in der Nase. Es nieste.
    Herr
Hubenreiter auf dem Stuhl im Gang erschrak. Hatte er etwa einen Besucher
übersehen? War er eingeschlafen?
    Pflichtschuldig
begab er sich in den Saal IV, um sachkundige Erläuterungen zu den
Ausstellungsstücken abzugeben. Aber statt einer Erklärung stieß er einen
gellenden Schrei aus, denn noch nie hatte ein Modell «Hatschi!»

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