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Urmel wird ein Star

Urmel wird ein Star

Titel: Urmel wird ein Star Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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wobei er manchmal mit Wutz Streit bekam,
die manches anders in Erinnerung hatte. Mir war das egal, denn damals war ich
ja noch im Ei eingeeist gewesen, und deshalb fand ich es unnötig, daß diese
Vor-Urmel-Zeit in Winkelberg gefilmt wurde. Wozu denn?

    Wenn
wir nun alle auf der Filminsel wohnten, war dann der Professor in Titiwu ganz
einsam? Nein, Babu war bei ihm.
    Der
Professor hatte allerdings gar nichts anderes im Sinn als seine Erfindung. Babu
hat mir später erzählt, daß er vom frühen Morgen bis tief in die Nacht daran
arbeitete. Das Gerät wurde immer größer, und manchmal saß der Professor in der
Mitte des Kabelgewirrs wie eine Spinne in ihrem Netz. Ganz von selbst ergab es
sich, daß der kleine Pandabär ins Blockhaus kam. Er redete nicht viel, er
brummelte nur leise vor sich hin. Er trottete durch die Tür und zupfte die
Bettdecke zurecht, er nahm den Besen in die Pfoten und fegte die Stube aus.
    So
vertrugen sie sich prächtig, die beiden Brummbären. Und zum Abendessen saßen
sie stumm am Tisch und verstanden sich ohne Worte.
    Das
wäre mit Wutz nie möglich gewesen! Babu hat mir erzählt, daß ihm der Professor
öfter über den zottigen Kopf streichelte, und vielleicht überlegte er sich
sogar, ob der Bär nicht ein Ersatz für Wutz werden könnte, wenn diese aus der
großen Welt nicht mehr zu ihm zurückkäme.
    Na
ja, zwei Einsiedler waren das eben, denen Stille und Alleinsein nichts ausmachte.
Sicher war das für Babu eine unvergeßliche Zeit, die Tage der großen
Männerfreundschaft!
    Unsere
Zeit auf der Filminsel war nicht so ruhig. Noch immer erzählten wir dem
Drehbuchautor unsere Geschichte, und einmal war ich sehr böse mit ihm, weil er
meine Mama und meinen Papa weglassen wollte. Dabei waren die doch zuallererst
da, in der Eiszeit. Da hat meine Mama mich Ei gelegt, das Ei, in dem ich war.
Und dann kam das Eis. Ich kriegte den Autor aber doch dazu, daß er mir
versprach, meine Mama und meinen Papa auch vorkommen zu lassen. Er seufzte und
sagte: »Vielleicht im Vorspann, etwa so: Aus dem Nebel der Urzeit lösen sich
zwei undeutliche Gestalten...«
    »Was!
Undeutliche Gestalten? Deutliche Gestalten!« fauchte ich ihn an. »Meine Mama
und mein Papa waren sehr deutliche Gestalten, verdammt noch mal!«
    Ich
hab gesehen, wie er »deutliche Gestalten« hinschrieb, aber heimlich hat er
bestimmt ein »un-« davorgesetzt, denn im Film sah ich dann überhaupt nur Nebel.
Aber da war es mir nicht mehr so wichtig.
    Auf
diese Weise, also ich meine, mit so vielen verschiedenen Vorbereitungen, rückte
der Tag langsam näher, an dem die erste Klappe fallen sollte. So heißt es beim
Film, wenn man zu drehen anfängt.
    Aber
noch war ja der Professor — ich meine Zwengelmann — nicht eingetroffen. Und
wenn ich an seine Ankunft dachte, dann kriegte ich immer Bauchschmerzen, sogar
wenn ich unter der Dusche stand und gerade einen Wasserstrahl erwischte.
    Wutz
sagte, ihr ginge es genauso, öfföff, in ihrem gekachelten Schwimmingpfuhl.
    Naftaline
und König Futsch hatten es natürlich absichtlich so eingerichtet, daß ihr
Zwengelmann erst auf den allerletzten Drücker — ich meine, im allerletzten
Moment — aufkreuzte. Je kürzer er bei uns ist, so meinten sie, desto geringer
ist die Gefahr, daß er sich verschwatzt, oder wir.

    Elftes
Kapitel

In dem das Urmel berichtet, wie der Film-Professor
eintreffen soll und wie er empfangen wird
     
    Wir
hatten zwar noch auf Titiwu zum Vollmond hinauf den feierlichen Schwur getan,
uns keinesfalls anmerken zu lassen, daß Zwengel nicht unser geliebter Professor
ist. Das wollten wir tun, weil es der Professor so wünschte und damit er seine
Ruhe auf Titiwu behielt. Aber schwer fiel es uns schon, denn Zwengel war nun
einmal der gräßliche Kerl, der dem Professor so lange das Leben versauert hatte.
    Als
wir nun besorgt Zwengels Ankunft erwarteten, versuchte uns Wutz zu beruhigen,
indem sie sagte: »Im Grunde ist es eine Genugtuung für uns, daß Zwengel den
Professor darstellt, öfföff. Denn er muß sich dabei doch schämen, daß er immer
über ihn gespottet hat und sagte, er gehöre in eine Nervenheilanstalt, öfföff!«
    »Ja,
und er hat auch gesagt, ich sei eine Ausgeburt seiner überreizten Phantasie«,
grollte ich.
    Wutz
meinte, sie wolle sich an das Sprichwort halten: »Rache ist süß!« Aber ich fand
das keine süße Rache, sondern steckte mir lieber ein Bonbon in den Mund, obwohl
Wutz schrie, davon bekäme ich Löcher in den Zähnen. Aber Wutz weiß ja auch
nicht

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