Urmel wird ein Star
alles.
Ich
graulte mich ehrlich gesagt auch vor Zwengelmann, weil ich schon mal ganz schön
frech zu ihm gewesen bin, wie ich ihn als Urweltvogel im Naturkundemuseum
erschreckt habe und dann in den Bärenzwinger verschleppte. Und auf seinem
Balkon habe ich ihn auch einmal zum Zittern gebracht. Da war Schusch dabei.
Aber lassen wir das, ich erinnere mich nicht so gerne daran.
An
dem Tag, an dem Zwengelmann am Flugplatz empfangen werden sollte, wollte ich
überhaupt nicht aufstehen. Ich verkroch mich in mein Bett, schob die Banane und
den Orangensaft beiseite und behauptete, daß ich schlimme Bauchschmerzen hätte.
Wutz
hat mir erzählt, daß Rumo Regi echte Bauchschmerzen kriegte, als er das hörte.
Er schrie sie an: »Ich brauche das Urmel! Ihr seid alle zu ersetzen, innerhalb
weniger Stunden bekomme ich dressierte Pinguine, Warane und Dutzende von
dressierten Schweinen!«
Da
war Wutz wütend und grunzte: »Die können aber nicht reden, öfföff!«
Rumo
Regi sagte, das sei ihm egal, denn er könne die Rollen nachträglich von
Schauspielern sprechen lassen. Aber er kriege auf der ganzen Welt kein Urmel,
und deshalb solle sie dafür sorgen, daß ich sofort wieder gesund würde. Und
wenn es was Ernstes wäre, dann sei es eine Kaltestrofe (das Urmel meint
Katastrophe).
Wutz
wollte nicht, daß der Film ins Wasser fiel oder daß ihre Rolle von einem
anderen Schwein gespielt wurde, obwohl sie ganz kurz erwogen hatte, Rumo Regi
mit hochmütiger Schnauze ihre Rolle vor die Füße zu pfeffern. Sie fuhr aber mit
dem Lift in das Stockwerk hinauf, wo mein Zimmer lag, und kam herein und zog
den Vorhang auf und grunzte: »Hab dich nicht!«
»Ich
habe mich gar nicht«, verteidigte ich mich. »Ich kann nicht mit Zwengelmann zusammensein.«
Wutz
redete mir ganz ernsthaft ins Gewissen und erinnerte mich an unseren
nächtlichen Schwur und sagte, das hätte ich mir früher überlegen sollen, und
wenn der Film nicht gedreht werden würde, dann könnte der Professor auch keine
Erfindung mehr machen, und dann gäbe es keine Hilfe für bedrohte Tiere und
keinen Park auf Urwapingschu.
Mir
blieb also gar nichts anderes übrig, als aufzustehen.
Ich
glaube, damals war der Professor der berühmteste Mann auf der Welt, und deshalb
war die ganze Filminsel auf den Beinen, um »seine« Ankunft mitzuerleben. Auch
wir wurden alle in mehreren Autos zum Flugplatz gefahren. Dort warteten schon
Musikkapellen und Fahnen und Leute von der Zeitung.
Furchtbar
viele Menschen drängten sich an die Absperrung, als die Maschine einschwebte.
Sie rollte aus, der Motorenlärm erstarb, und die Treppe wurde an das Flugzeug
geschoben. Dann öffnete sich die Tür, und ein blasser Mann erschien. Er sah
alle die winkenden Menschen und hörte es »Hurra« rufen und mußte die Augen
zukneifen, weil die Blitzlichter so blendeten.
Rumo
Regi lief auf ihn zu und keuchte die Treppe empor und schloß ihn in die Arme
und preßte ihn ganz lange gegen seine massige Brust.
»Das
tut er nur, damit er mit ihm tschusammen fotografiert wird«, zischte mir Wawa
zu.
Dann
eilte Naftaline auf die Treppe und umarmte ihren Onkel auch, und ich sah ganz
deutlich, daß sie ihm irgend etwas ins Ohr flüsterte, aber ich verstand nicht,
was. Vielleicht riet sie ihm, ganz besonders nett zu mir zu sein, weil ich eine
so wichtige Persönlichkeit bin.
Jedenfalls
machte er sich von Rumo Regi und von ihr frei und streckte die Arme aus und
tappte so die Treppe herab, immer mit einem ganz künstlichen Lächeln auf den Lippen.
Und er sah mich starr an und rief sehr laut: »Ach, mein liebes Urmel, wie
schön, dich wiederzusehen!«
Da
nahm ich mich ganz fest zusammen und gab mir innerlich einen Ruck — und
Zwengelmann flog rücklings auf den Rasen und ich lag über ihm und knutschte ihn
ab und jubelte: »Professor, Professor!«
Aber
Zwengelmann hatte das nicht so gern, er röchelte: »Hilfe!«, und ich plärrte
ganz schnell noch »Hähä!« in sein Ohr, ehe Wutz mich am Schwanz zurückzog. Ich
glaube, Zwengelmann hatte Angst, daß ich ihn fressen wollte, und sicher ahnte
er Böses. Rumo Regi stand daneben und lachte, und wir wurden immerzu alle
fotografiert.
Naftaline
zog mich auch an den Ohren und dann half sie ihrem Onkel auf die Beine.
Zwengelmann klopfte sich den Anzug aus und lächelte etwas gequält. Aber da war
er schon umringt von Zeitungsreportern, die ihm alle möglichen Fragen stellten,
wie es damals so war, wie er auf diese genialen Ideen gekommen sei und wie er
sich gerade
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