Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urmels toller Traum

Urmels toller Traum

Titel: Urmels toller Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
Vom Netzwerk:
wunderbar falsch klang das.
    Dass Wawa nicht mitspielte,
hatte Ping Pinguin zuerst geärgert. Aber wie wäre er im Orchester zu brauchen
gewesen?
    »Als Zipfer«, schlug der
Trommler Ping vor. Doch die Kapellmeisterin Wutz verzichtete auf einen
»Zischer«, denn erstens gibt es so einen Musiker in keiner Kapelle, höchstens
im Publikum, und zweitens kann die Braut unmöglich gleichzeitig mitspielen.
    Da war Wawa aus dem Pfneider,
wie Ping Pinguin verärgert feststellte und die Trommel seinen Ärger spüren
ließ. Damit aber waren die Vorbereitungen des großen Festes keineswegs schon
erledigt. Geübt wurde jeweils nur ein bis zwei Stunden am Tag. Darüber hinaus
wurden Briefmarken entworfen und gedruckt, die seltenen Briefmarken mit dem
ausdrucksvollen Kopf Urmel-Königs, die heute so große Kostbarkeiten sind, dass
sie kein Sammler bezahlen kann. Der königliche Postmeister stempelte sie, die
königliche Luftpost beförderte die Briefe: Einladungen gingen in alle Welt.
    Hatte sich Schusch gerade
einmal wieder daheim eingefunden, musste er dem Maler Tim Tintenklecks für den
Entwurf eines Reichsadlers Modell stehen, mit ausgebreiteten Schwingen, Kopf
nach rechts. So sieht man es auf Wappen und Fahnen. Zwar meinte Ping Pinguin,
dass ein Reichsadler-Pinguin noch eindrucksvoller gewesen wäre als ein
Reichsadler-Pfuhpfnabel. Nun ja — aber da war Tim Tintenklecks mit seinem Werk
bereits fertig.



Fünfzehntes
Kapitel
In
dem das Urmel träumt,
wie
Wutz die Straßen reinigt
und
die ersten Gäste eintreffen
     
    Je näher der festliche Tag kam
und mit ihm die Ankunft der Gäste, desto unruhiger wurde die Hofmarschallin.
Schließlich führte sie Klage bei Seiner Majestät Urmel-König.
    »So geht es nicht, öfföff. Bei
uns ist es so dreckig! Überall liegen Bananenschalen und faule Apfelsinen
herum. An den Straßenrändern stolpert man über abgebrochene Äste, oder man
raschelt im Laub, obwohl es doch nicht Herbst ist. Am schlimmsten aber ist das
herumliegende Papier. Zerrissene Briefe, zerknüllte Kuverts, scheußlich,
öfföff. Bevor wir eine Post hatten, gab es das nicht.«
    »Es hat sich eben manches
geändert«, meinte Urmel-König, indem er eine aufgefetzte Bananenschale aus dem
offenen Schlossfenster schleuderte.
    »So darf es aber nicht sein,
öfföff. Was sollen die Gäste von deinem Königreich denken?«
    »Du meinst: Was sollen sie von
dir denken. Nun, das ist deine Sache. Aber wenn du willst, ernenne ich dich
auch noch zur königlichen Müllabfuhr und Straßenreinigung.«
    »Nein«, quiekte Wutz.
    »Was heißt ›nein‹?«
    »Soll ich vielleicht wie ein
Straßenkehrer mit Schubkarre, Schaufel und Besen herumziehen und euren Dreck
wegmachen?«
    »Du machst doch so gerne Dreck
weg!«
    »Ich halte dem Professor das
Haus in Ordnung, öfföff. Eine Haushälterin und Raumpflegerin ist noch lange
kein Müllmann — oder vielmehr eine Müllfrau.«
    »Du wirst es aber auch hier für
den Professor machen, denn er kommt zu den Feierlichkeiten.«
    »Ach«, grunzte Wutz. »Ich sehe
schon, ich muss es tun. Und keiner wird mir helfen. Aber nur unter einer
Bedingung: Niemand darf mehr Papier herumliegen lassen, Obstschalen wegwerfen
und Aa machen, wo es ihm beliebt.« Sie grunzte nochmals sehr entschieden, gab
ein lautes »Öff« wie ein Ausrufungszeichen von sich und trollte davon.
    Später sah man sie mit der
Schubkarre, mit Schaufel und Besen auf dem Schlossplatz und den Parkwegen
herumwerken. Dabei grollte sie in sich hinein.
    Schusch genoss gerade eine
seiner seltenen Pausen, da Tim ihn nicht mehr als Modell für das Wappentier
brauchte und der nächste Brief erst in einer halben Stunde ausgeflogen werden
musste. Er stelzte zur Entspannung über die Parkwiese. »Nanu«, sagte er, als er
Wutz’ ansichtig wurde. »Bäst du nun Hofmarschallän, Kapellmeisterän oder
Straßenfegerän?«
    »Hilf mir lieber, anstatt dumm
zu reden, öfföff. Es ist ja genug Abfall auf der Wiese.«
    »Äch wäll mal so freundläch
sein«, antwortete er und wanderte gemächlich über den Rasen und pickte manchmal
ganz vorn mit der Schnabelspitze ein Stückchen Papier oder ein Ästchen auf, das
er genauso langsam zur Schubkarre trug und jedes Mal — damit Wutz seine
Hilfeleistung auch ja zur Kenntnis nahm — betont auffällig in die Müllkarre
fallen ließ. Und jedes Mal blickte er sie hinterher starr an, sodass ihr nichts
anderes übrig blieb, als »danke« zu sagen. Das war auch lästig. So war sie fast
froh, als er nach kurzer Zeit

Weitere Kostenlose Bücher